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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1979/0135
CASIMIR BUMILLER

Die Junginger Audienzprotokolle von 1751-1775

Strukturen, Szenen und Personen

aus dem dörflichen Alltag im 18. Jahrhundert

Mehrfach ist mir in meiner Beschäftigung mit der Heimatgeschichte eine historische
Quellengattung begegnet, die mir außerordentlich interessant erschien, die ich aber für
die ortsgeschichtliche Forschung doch immer wieder hintangestellt habe: die Audienzprotokolle
. In der einschlägigen wissenschaftlichen Dorf-Literatur fand ich solche
Protokolle fast nie erwähnt, und auch in der engeren hohenzollerischen Geschichtsforschung
ist mir nur M. Schaitel aufgefallen, der sich schon in den 30er Jahren ausdrücklich
dieser Quellengattung annahm1.

Solche Protokolle wurden auf der Kanzlei in Hechingen angefertigt als Ergebnisse von
Audienzen, die zu dieser Zeit nicht mehr beim Fürsten selbst, aber vor einem seiner
Hofräte stattfanden. Zu solchen Audienzen erschienen entweder die Vögte der hohenzollerischen
Ämter oder von einer Sache betroffene Untertanen selbst und zeigten
Regelmäßigkeiten und Unregelmäßigkeiten des dörflichen Zusammenlebens an: Wegzug
oder Zuzug von Personen, Todesfälle, Heiratsabsichten, Verstöße gegen bestehendes
Recht und herrschende Sitte. Schon aus diesen Andeutungen heraus versprechen
solche Protokolle wichtige Aufschlüsse über den dörflichen Alltag; dennoch sind sie
bisher kaum als Quelle für dörfliche Verhältnisse benützt worden.

Dies läßt sich erklären. Natürlich bieten die Audienzprotokolle Material für die
Familiengeschichte und Bevölkerungsentwicklung - aber solche Daten erhält man viel
besser z. B. aus Tauf- und Sterbebüchern; natürlich finden wir in den Audienzprotokollen
agrargeschichtliche Hinweise - aber besser dienen einem hierfür Lagerbuchrenovationen
u. ä.; natürlich geben die Audienzprotokolle Aufschluß über Rechtsverstöße und
Strafen - aber das einschlägige Material für solche Forschung bieten die verschiedenen
Justizbestände in den Archiven. Die Aadienzprotokolle können zu all diesen Bereichen
nur auch etwas sagen, sie bleiben aber hierzu indirekte Quellen.

Worin besteht dennoch die Verwertbarkeit dieser Quellengattung? Für mich war es
überraschend, wie sich die verschiedenen Einzelinformationen aus den Audienzprotokollen
allmählich zu einem erstaunlich farbigen Bild der dörflichen Gesellschaft im
Rahmen einer absoluten Herrschaft zusammenfügen. Handlungen und (Straf-) Taten

1 U.a.Ist die Auswertung von Audienzprotokollen (AP) eingegangen in seinen Aufsatz »Vom
Schützenwesen in der Grafschaft Zollern«. In: Zollerheimat 1941, Nr. 1 u. 2. Es bestand damals in
der »Zollerheimat« die erfreuliche Möglichkeit, kleine Mitteilungen zusammenhanglos in einer
eigenen Randspalte zu veröffendichen; darunter finden sich auch häufig interessante Hinweise aus
AP.

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