Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1979/0165
Hohenzollern - Reichsrinerschaft

Das finanzielle Rückgrat vieler reichsritterlichen Familien war jedoch schon vor der
Mediatisierung gebrochen, wie dies kritisch von G. Kollmer73 herausgearbeitet wurde.
Wirtschaftlicher Unverstand, Verschwendung und oft auch der Ehrgeiz, es den Reichsfürsten
nachmachen zu müssen, haben in vielen ritterbürtigen Familien von Generation
zu Generation einen Schuldenberg angehäuft, der mit den Einnahmen der Rittergüter
nicht mehr abzutragen war. Nicht wenige Reichsfreiherren mußten Konkurs anmelden
oder ihre Rittergüter dem Meistbietenden verkaufen. Die Nutznießer waren in den
wenigsten Fällen Standesgenossen, sondern vielmehr Reichsfürsten.

Eine weitere Schwächung des ritterschaftlichen Adels brachten die dauernden
Erbteilungen mit sich. Von diese Krankheit war vor allem die Familie Speth infiziert.
Schon 1557 spaltete sich durch Erbteilung unter drei Speth'schen Brüdern der Gesamtbesitz
in zwei Hauptlinien: die eine besaß von da an Gammertingen, die andere Zwiefalten
und Untermarchtal, jeweils mit den dazugehörigen Besitzungen. 1599 erfolgte dann die
zweite Teilung in die Linien Speth-Gammertingen mit Feld- und Harthausen und Speth-
Hettingen mit Kettenacker, Hermentingen, Neufra und dem Birkhof. Das zur Herrschaft
Gammertingen gehörende Ittenhausen war bereits 1564 an das Kloster Zwiefalten
verkauft worden. 1709 schließlich wurde durch eine weitere Teilung zeitweilig auch
Neufra und der Birkhof Sitz einer Speth'schen Linie74.

So war denn bei einem Großteil des freiherrlichen Adels keine Kraft und kein
Widerstandswille mehr vorhanden, um gegen die seit 1803 drohende Mediatisierung
wirksam Front machen zu können. Der Reichsritterschaft war es lediglich gelungen, die
Mediatisierung noch etwas hinauszuschieben75, bis Kurfürst Friedrich von Württemberg
im Nov. 1805 mit dem Einzug der reichsritterschaftlichen Herrschaften in
Schwaben begann.

Das Bestreben des Fürsten Anton Aloys von Hohenzollern-Sigmaringen, sein
souveränes Fürstentum auf Kosten der Reichsritterschaft zu vergrößern, wurde zwar,
wie eingangs schon erwähnt, durch die Rheinbundakte 1806, in der man ihm die
Souveränität über die beiden Obervogteiämter Gammertingen und Hettingen übertrug76
, teilweise befriedigt. Auf Grund einer nicht eindeutigen Formulierung in Artikel
23 der Rheinbundakte77 glaubte er, von Württemberg auch noch die stauffenbergische
Herrschaft Wilflingen mit Egelfingen einfordern zu können, was die hohenzollerische
Exklave Langenenslingen mit dem Fürstentum verbunden hätte. Nachdem aber seine
Ansprüche am württembergischen Hof auf taube Ohren gestoßen waren, versuchte
Fürst Anton Aloys mit Rückendeckung des französischen Außenministers Talleyrand,
sich der Herrschaft gewaltsam zu bemächtigen.

Am 12. Februar 1807 ließ der Fürst durch einen Regierungsbeauftragten aus
Sigmaringen die württembergischen Wappen abnehmen und hohenzollerische Grenzpfähle
aufstellen. Doch schon 3 Tage später bereitete ein Detachement von 33 württembergischen
Sodaten dem Spuk ein Ende. Heftige Proteste des Fürsten zeigten keine

73 G. Kollmer: Die schwäbische Reichsritterschaft zwischen Westfälischen Frieden und Reichsdeputationshauptschluß
. Untersuchungen zur wirtschaftlichen und sozialen Lage der Reichsritterschaft
in den Ritterkantonen Neckar-Schwarzwald und Kocher (= Schriften zur südwestdeutschen
Landeskunde 17), Stuttgart 1979, bes. S. 307 ff.

74 Hierzu W. Hermann (wie Anm. 16) S. 7 f.; R. Seigel (wie Anm. 8) S. 89 f.

75 D. Hellstern (wie Anm. 2) S. 7 ff.

76 Anm. 3

77 Zit. bei F. Kallenberg (wie Anm. 3) S. 419

151


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1979/0165