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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1979/0173
Prinzenbau in Sigmaringen

ster Qualität voller Äste verwendet, an den Türrahmen hatten sie überall Stücke mit dem
Hobel herausgerissen, keine Tür und keine Verblendung war sauber gearbeitet, die
Türen hatten nur zwei Füllungen, obwohl entweder drei Quer- oder vier Kreuzfüllungen
wünschenswert gewesen wären. Die Böden lagen nicht im Blei, die Tannenholztafeln
stießen stumpf an Ort und Kreuzfries aus Eichenholz an, anstatt daß sie in Nut und Feder
gestellt waren. Schon kurz nach seiner Fertigstellung war deshalb zu beobachten, daß der
Boden so nicht haltbar war. Nur die Doppeltüren und die Haustür waren von
zufriedenstellender Qualität.

Ein ebenso schlechtes Zeugnis stellte Nieffer den Glaserarbeiten aus. Die Holzrahmen
waren gesägt, nicht gespalten, und bereits jetzt aufgeschwollen.

Als unbeschreiblich schlecht aber bezeichnete der Kreisbauinspektor den Anstrich.
Die Farbe war schmutzig und traurig und paßte nach seiner Auffassung weder zum
Verwendungszweck noch zur inneren Einrichtung des Hauses. Die Farbe klebte immer
noch, weil schlechtes Ol und zu wenig Silberglätte verwendet worden waren. Im
Obergeschoß hatte zudem der Wind noch Schmutz und Sand durch die offenstehenden
Fenster auf die Farbe geweht. Schuld an der Misere war, daß hier ein Handwerker eine
Arbeit verrichtet hatte, die er nicht gelernt hatte und deshalb nicht beherrschte. Nieffer
schlug vor, dem Haus einen schneeweißen Innenanstrich aus Kremnizer Weiß, verdünnt
mit dickem venetianischen Terpentin zu geben.

Die Schlosserarbeiten fanden, soweit sie aus der Sigmaringer Werkstatt stammten,
den Beifall Nieffers. Soweit sie aber Fabrikarbeit waren, und dies traf für den größten
Teil zu, tadelte er die Tür- und Fensterbeschläge, die Fischbänder an Türen und
Fenstern, die Fensterstangen und die Schlösser als viel zu schwach.

Die Öfen waren sauber gearbeitet und heizten nach Angaben der Hausbewohner gut.
Nur ausgerechnet der Ofen im Saal, der von besonders vorzüglicher Ausführung hätte
sein sollen, war mit seinen Kacheln von unterschiedlicher Farbe schlechter als die übrigen
ausgefallen.

Als Abschluß seiner Inspektion zog Nieffer das nach all den aufgezählten Mängeln
etwas erstaunliche Fazit, das Gebäude sei solide gebaut und seinen Preis wert, zumal die
den Handwerkern bezahlten Löhne niedrig seien. Mit Vergnügen, so endet sein Bericht,
erteile ich dem Bauinspektor Uhl das Zeugnis, daß er als angehender Beamter, besonders
was die äußere Form betrifft, ein solides und erfreuliches Werk zutag gefördert hat.

Die Folge der verschiedenen Beanstandungen war, daß eine eigens gebildete Kommission
, bestehend aus dem fürstlichen Regierungsrat Voegl und dem technischen
Referenten Oberst von Hoevel, mit dem Bauinspektor und den einzelnen Handwerkern
ein Verhör anstellte und die Baumängel z. T. auf deren Kosten, z. T. auf Kosten des
Bauherrn beheben ließ9. Anfang Mai 1825 waren die Arbeiten vollendet.

Entgegen dem ursprünglichen Vertrag von 1822 wurde das Gebäude der Regie des
fürstlichen Rentamts Sigmaringen unterstellt, das die Unterhaltung und die Reparaturen
übernahm, soweit sie nicht von den Hausbewohnern vertragsgemäß zu tragen waren.
Die Fürstin war verantwortlich für sämtliche Veränderungen am und im Gebäude, für
den Ölanstrich, für die Unterhaltung des Gartens, der Brunnenleitung und der
Umzäunung (Dekret vom 4. Juni 1825)10. Daß sich daraus mancherlei finanzielle
Auseinandersetzungen ergaben, liegt auf der Hand.

9 Staatsarchiv Sigmaringen, Dep. Fürstl. Hohenz. Archiv, Domänenarchiv Sigmaringen 17, 21.

10 Staatsarchiv Sigmaringen, Dep. Fürstl. Hohenz. Archiv, Neuverz. Akten 16674.

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