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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1979/0175
Prinzenbau in Sigmaringen

Reparaturen 971 Gulden. Beide Summen wurden erheblich überschritten: Die Abrechnung
belief sich auf insgesamt 4464 Gulden.

Wepfer verließ Sigmaringen Ende September 1828 wieder. Im November 1828 waren
alle Arbeiten abgeschlossen, Anfang Dezember fand in Anwesenheit Professor Heigelins
die Bauübernahme statt. Sie förderte abermals Mängel zutage, die auch in den nächsten
Jahrzehnten ständige Bauarbeiten am Schlößle notwendig machten.

Ein Bericht des Baureferenten Oberst von Hoevel vom Juni 182913 nennt die alten
Krankheiten des Gebäudes: Das Dach ist immer noch undicht. Die Luftheizung hat zwar
die Rauchentwicklung behoben und erwärmt die Zimmer bei einer Außentemperatur
von 0 Grad angenehm. Bei -6,2 Grad Celsius (die Quelle legt die Gradeinteilung nach
Reaumur zugrunde) aber sind einige Zimmer bereits recht kühl, bei -12,5 Grad steigt der
Holzverbrauch bei geringer Zimmerwärme unverhältnismäßig stark an und bei -22,5
Grad und weniger, wie sie im Januar 1829 über längere Zeit hinweg geherrscht hatten,
werden die von den Heizkammern abgelegenen Räume unbewohnbar. Die Hausbewohner
waren gezwungen, sich in zwei kleine Zimmer zurückzuziehen. Besonders für
Helene von Laßberg war dieser Winter leidvoll und gesundheitsschädlich. Zudem waren
die Kamine auf eine solche Art erbaut, daß sie vom Kaminkehrer nicht bestiegen werden
konnten, sondern mit eigens angefertigten Spezialwerkzeugen gereinigt werden mußten.

Die Sigmaringer Regierung verlangte von dem nunmehr in Stuttgart lehrenden
Professor Heigelin, er solle die Mängel auf eigene Kosten beheben, wie es seine
vertraglich festgelegte Haftung vorsah. Verständlicherweise entwickelte sich darüber ein
längerer schriftlicher Disput zwischen Heigelin und der Regierung. Heigelin wies darauf
hin, daß seine Anweisungen nicht richtig ausgeführt wurden und daß der fürstliche
Bauinspektor Bröm seine Verbesserungsvorschläge nicht in die Tat umsetzte. Die
Regierung behielt als Druckmittel die vereinbarte Entlohnung zurück. Schließlich
erklärte sich Heigelin doch zur Behebung bestimmter Mängel bereit, da ihm daran lag,
das unter seinem Namen begonnene Werk so zu vollenden, daß kein Tadel möglich war.
Nachdem entsprechende Eingriffe vorgenommen worden waren, kam im Oktober 1829
Heigelin persönlich nach Sigmaringen und nahm im Schlößle Heizungsversuche vor, wie
er dies schon im Jahr zuvor getan hatte. Das Ergebnis war, daß die Beheizung des
Hauptstocks so gut wie tadellos funktionierte: Innerhalb von einer Stunde wurde ein
großer Raum in der Beletage (erster Stock) von -I- 6,2 Grad Celsius auf die als üblich
bezeichnete Wohnzimmertemperatur gebracht, nämlich auf + 16,2 Grad am Fenster,
+17,5 Grad in der Zimmermitte und +18,7 Grad im hinteren Teil des Zimmers14. Der
untere Stock und die obersten Kammern im Dachgeschoß (Mezzanin) erwärmten sich
bei gleichem Holzverbrauch allerdings schwächer und ungleichmäßiger. Hier mußten
weitere Verbesserungen vorgenommen werden.

13 Ebenda.

14 Die detaillierten Aufzeichnungen über diese Heizversuche sind recht interessant: Die Wärmemessungen
fanden am 9. Oktober bei einer Außentemperatur von + 3,1 Grad Celsius und + 6,2
Grad Celsius Innentemperatur (die Angaben der Quelle benützen die Gradeinteilungen nach
Reaumur und wurden hier in Celsius umgerechnet) am Fenster eines großen Raumes im ersten
Stock (Beletage) statt. Vorfenster fehlten z.T., z.Z. schlössen sie schlecht oder waren zerbrochen
. Um 7.30 Uhr begann man schwach einzuheizen. Bis 8 Uhr stieg die Temperatur auf 10
Grad, bis 8.15 Uhr bei stärkerem Feuer auf 13,7 Grad, bis 8.30 Uhr auf 16,2 Grad. Innerhalb von
einer Stunde erwärmte sich der große Raum am Fenster auf 16,2 Grad, in der Zimmermitte auf
17,5 Grad, im hinteren Teil auf 18,7 Grad. (Staatsarchiv Sigmaringen, Dep. Fürsd. Hohenz.
Archiv, Neuverz. Akten 16674).

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