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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1979/0178
Kuhn-Rehfus

Bisher konnte nicht ermittelt werden, welche Handwerker am Bau des Neuen
Prinzenpalais beteiligt waren. Bekannt ist nur zweierlei: Die Schreinerarbeiten wurden
in einer eigens für den Bau eingerichteten Schreinerei in herrschaftlicher Regie angefertigt
, die nach dem Bauabschluß aufgelöst werden sollte. Der Schreiner hieß Cordin. Die
Heißwasserheizung nach dem System Perkins installierte Johann Haag, Zivilingenieur
aus Kaufbeuren26. Ursprünglich war für den Neuen Prinzenbau eine Ofenheizung wie
im alten Bau vorgesehen, erst im Laufe der Bauarbeiten gab man den Plan zugunsten
einer Warmwasserheizung auf. Die Heizöfen standen in den Gewölben unter dem
Gebäude und wurden mit Holz, tagsüber auch mit Torf befeuert. Sie beheizten das
gesamte Haus. Allerdings wurden anfangs die nach Norden und Osten gelegenen
Zimmer nicht ausreichend warm, so daß man im Sommer 1845 mehrere zusätzliche
Röhren dorthin verlegen mußte. Nach diesen Verbesserungsmaßnahmen konnte das
fürstliche Hofbauamt dem Ingenieur Haag das Zeugnis ausstellen, daß seine Heizung die
Zimmer und Gänge auch bei großer Kälte auf das Angenehmste erwärme. Die
Warmwasserheizung verbrauchte im übrigen wesentlich weniger Holz als die 21 Öfen im
Alten Prinzenbau und konnten mit weit weniger Zeitaufwand und Personal bedient
werden. Interessant ist, daß sie eine der ältesten Warmwasserheizungen in Europa war.

1890 baute der Maschinen- und Röhrenfabrikant J. Haag in Würzburg eine neue
Warmwasserheizanlage in den Neuen Prinzenbau ein, zehn Jahre später lieferte Albrecht
Buder, Werkstätte für Centraiheizung in Freiburg, einen neuen Warmwasserheizkessel.
Im Jahr 1907 urteilte die Karlsruher Filiale der Gebrüder Körting AG, Fabrik von
Stahlapparaten, Zentralheizungs-, Lüftungs- und Trockenanlagen in Körtingsdorf bei
Hannover, die Anlage sei reparaturbedürftig und 30 Jahre nach ihrer Installierung
veraltet. Vor allem lasse sich die Wärmezufuhr nicht regulieren. Die Körting AG
empfahl den Einbau von zwei neuen Heizkesseln27.

Im Jahr 1843 begann Erbprinz Karl Anton, sich mit der Möbilierung des Neuen
Prinzenbaus zu befassen28. Möbel bestellte er 1843 beim Möbelfabrikanten und Ebeni-
sten Friedrich Wirth in Stuttgart. Dieser entwarf und fertigte u. a. Mahagonimöbel für
den Salon des Erbprinzen und für drei Zimmer des Appartements der Erbprinzessin
sowie Möbel für die Bibliothek an. Die Stoffe für Möbel, Vorhänge und Portieren lieferte
1844 z.T. A. Schorer-Grether in Bern, z.T. - nämlich für den oberen Stock -
Hoftapezierer Bühler in Hechingen. Die Berner Firma lieferte 1843 auch die Tapeten für
das Appartement des Erbprinzen, die Toilettenzimmer des Erbprinzenpaares, für einen
Speisesaal und das Vorzimmer vor dem Salon der Erbprinzessin. Die Tapete für das
Schlafzimmer der Erbprinzessin war ein Geschenk ihrer Mutter, der Großherzogin
Stephanie von Baden, und stammte aus der Tapetenfabrik Bayer & Co. in Mannheim, die
kurz danach in den Besitz von Engelhard & Kathöhr überging29. Der Hofvergolder Karl
Bisinger in Mannheim arbeitete 1844 einen Lüster mit 24 Kerzen für die Erbprinzessin,
der 300 Gulden kostete. Weitere Lüster wurden 1844 und 1845 vom Hoffaktor L.
Lazarus in Stuttgart und von Franz Steigerwald in München bezogen. Einiges der
Innenausstattung und verschiedene Möbel müssen aber auch in Sigmaringen selbst
angefertigt worden sein, denn in einem Bericht - vermutlich vom preußischen Kommer-

26 Ebenda. 125 Jahre Johannes Haag 1843-1968. Jubiläumsschrift hrsg. von der Geschäftsleitung
der Johannes Haag Heizungs- und Klimatechnik GmbH 1968.

27 Staatsarchiv Sigmaringen, Dep. Fürstl. Hohenz. Archiv, Neuverz. Akten 36223.

28 Ebenda, Neuverz. Akten 15588.

29 Ebenda, Neuverz. Akten 36219.

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