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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1979/0180
Kuhn-Rehfus

die beiden Baublöcke, zwischen die er eingespannt wurde. Zu ebener Erde öffnete sich
ein großes spitzbogiges Tor für Wagen, flankiert von zwei ebenfalls spitzbogigen Türen.
Darüber befand sich im ersten Stock ein Band von fünf Spitzbogenfenstern, hinter denen
die Hauskapelle lag. Den Abschluß des Flachdachs bildete eine Zinnenbrüstung, in deren
Mitte ein turmartiger Aufbau mit Zinnenkranz angebracht war. Nach der Familientradition
empfing in dieser Hauskapelle der spätere Fürst Leopold von Hohenzollern 1847 die
erste Kommunion und konvertierte die damalige Erbprinzessin Josefine von Baden bei
diesem Anlaß zur katholischen Konfession34. Die heute noch in der Altarmensa
vorhandene, kaum noch lesbare Weiheurkunde stammt aus dem 14. Jahrhundert (zu
datieren zwischen 1360 und 1370)35. Daraus ist zu schließen, daß der Altarstein oder
zumindest die Reliquien von einem älteren Altar hierher transferiert wurden. Deshalb
gibt auch diese Weiheurkunde keinen Anhaltspunkt für die Erbauungszeit des
Sakralraums. Im Jahr 1882 gestattete Papst Leo XIII. der Erbprinzessin Antonia, einer
geborenen Infantin von Portugal, und ihren Kindern, in dieser Hauskapelle auch an den
höchsten Feiertagen die Messe zu hören und die Kommunion zu empfangen. Das
Altarsakrament durfte in diesem Raum verwahrt werden, solange Antonia lebte. 1921
erneuerte Papst Benedikt XV. die Genehmigung einschließlich der Aufbewahrung des
Altarsakraments für den Erbprinzen Friedrich Viktor, seine Frau Margarethe von
Sachsen und seinen Bruder Franz Josef. Die Teilnahme war auch anwesenden Verwandten
und dem Personal gestattet und erfüllte die Pflicht zum Besuch der sonntäglichen
Meßfeier. Als Geisdiche fungierten in der Hauskapelle meist Patres aus Kloster
Gorheim36. Messen wurden in dieser Hauskapelle noch bis in die fünfziger Jahre des 20.
Jahrhunderts für die Fürstin Adelgunde gefeiert, die im Alten Prinzenbau ihren
Witwensitz hatte.

Seit 1865 plante der Sohn Karl Antons von Hohenzollern, Erbprinz Leopold, seit
1861 mit Infantin Antonia von Portugal verheiratet, Umbauten und Reparaturen an den
beiden Prinzenpalais und am Küchengebäude. Am 14. Mai 1872 begannen die Arbeiten
am Neuen Prinzenbau37. Am nördlichen und südlichen Seitenflügel brach man die
oberen Teile ab, wobei u. a. die Zinkdächer, die Dachbalustraden, die Pilaster und andere
Schmuckteile der Außenwände entfernt wurden. Vom Mittelrisalit nahm man die beiden
Türmchen herunter, brach die Giebel und das Satteldach ab und spitzte die Pfeiler und
das Fenstergewände ab. Die Wiederaufführung der abgebrochenen Teile und die neue
Außendekoration gaben dem Neuen Prinzenbau seine heutige neoklassizistische Gestalt
mit dem Archivtrav unter dem Hauptgesims der Giebel, den großen profilierten
Pilastern mit korinthischen Kapitellen und mit Sockeln, den Fenstereinfassungen mit
Giebeln und Konsolen, den neu gestalteten gekuppelten Drillingsfenstern an der
Frontpartie gegen den heutigen Leopoldplatz und mit dem Balkon im ersten Stock gegen
den Garten (Baubeginn des Balkons Ende April 18 73) sowie der zweiläufigen Treppe, die
vom Parterre in den Garten führt. Nur die Dachkonstruktion unterschied sich vom
heutigen Erscheinungsbild. Das Dach erhielt nämlich wieder eine ringsumlaufende
Steinbalustrade, die am Mitteltrakt von zwei freistehenden Giebelaufbauten gegen die
Straßen- bzw. gegen die Gartenseite unterbrochen wurde. Die beiden Flügelbauten

34 Staatsarchiv Sigmaringen, Dep. Fürstl. Hohenz. Archiv, Neuverz. Akten 15725.

35 Gelesen von Dr. W. Schöntag, dem ich für die Mitteilung danke.

34 Staatsarchiv Sigmaringen, Dep. Fürsd. Hohenz. Archiv, Neuverz. Akten 15725.
37 Ebenda, Neuverz. Akten 13596.

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