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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1979/0202
Neues Schrifttum

von der Reichsexekutionsordnung von 1555 bis zur schwäbischen Kreisverfassung von 1563 und
schließlich mit der Umsetzung dieses corpus juris circuli in die Kreispraxis in den Jahren 1564 bis
1598. Das letzte Kapitel untersucht die Beziehungen des Schwäbischen Kreises zur Reichsritterschaft
und die Anfänge der Kreisassoziationen.

Die gewichtige Untersuchung macht deutlich, welche Leistungen der Schwäbische Kreis fürpax
et iustitia, für den Landfriedensschutz und für die Reichsverteidigung, für das allgemeine
Polizeiwesen und für das Münzwesen erbracht hat - Aufgabenbereiche, die im territorial
zersplitterten südwestdeutschen Raum die Kraft des einzelnen Kreisstandes in der Regel übertrafen
und die deshalb sinnvoller Weise zur gesamten Hand im Rahmen der Kreisverfassung verwirklicht
werden mußten. Unter den rund 80 kreisständischen Territorien erfüllte auch die Grafschaft
Hohenzollern ihren Beitrag. Sie war seit dem ersten schwäbischen Kreistag von 1517 regelmäßig auf
den schwäbischen Kreisversammlungen vertreten, während sich die Grafschaft Sigmaringen dem
Kreis zu entziehen suchte. Als Mitglied der Bank der Grafen und Herren des schwäbischen
Kreistags gehört Zollern neben der Deutschordensballei und Montfort zu den Sieglern der
Kreisverfassung von 1563. Für die vakante Kreisoberstenstelle war im Jahre 1595 Graf Karl von
Hohenzollern-Sigmaringen im Gespräch, ohne daß die Stelle jedoch besetzt wurde. Einen
wesentlichen Einfluß auf die Kreispolitik vermochte Zollern angesichts seines Matrikelanschlags
von 3 Reitern und 10 Fußknechten (1555) aber wohl nicht auszuüben.

Berlin/Tübingen Peter-Christoph Storm

Otto Uhlig: Die Schwabenkinder aus Tirol und Vorarlberg. Innsbruck: Universitäts-Verlag
Wagner; Stuttgan und Aalen: Theiss 1978. 307 S. (Tiroler Wirtschaftsstudien. Folge 34).

Die Schwabenkinder sind jene Buben und Mädchen, die bis 1914 im zeitigen Frühjahr nach
Oberschwaben kamen, um sich dort gegen ein leinens Kleitle und ein wenig Gelt zur Arbeit an die
Bauern zu verdingen. Der Grund ihrer Wanderung war die Armut in ihrer Heimat, im weiteren die
im achtzehnten Jahrhundert einsetzende Bevölkerungsvermehrung, die auch die Kinder zunehmend
in jene Tradition hineinriß, die ihre Väter schon seit Jahrhunderten als Saisonarbeiter in die
Fremde getrieben hatte. Über diese Kinderwanderung dürfte nun Otto Uhlig die wohl endgültige
Arbeit geschrieben haben. Er tat es nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern ging aus von dem
wirtschaftlichen und sozialen Gefälle zwischen der Alpen- und Voralpenregion und lieferte damit
zunächst einmal einen Beitrag zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte dieser Gebiete. Vor diesem
Hintergrund hat er dann eine bemerkenswerte Vielfalt an Aspekten aufgearbeitet, einmal der
Wanderung selber wie Ausmaß, wirtschaftliche Bedeutung, Wanderwege, die Kindermärkte, dann
die Reaktionen der Kirche, die der örtlichen und die weniger rühmlichen der zentralen Behörden in
Wien und Stuttgart, wie schließlich die Tätigkeit des Vereins zum Wohle der Schwabenkinder,
insbesondere aber die mannigfachen Konflikte zwischen Schulpflicht, im weiteren dem leiblichen,
geistigen, sittlichen Wohle der Kinder und dem Zwang zum Broterwerb wie auch dem Bedürfnis der
Bauern nach billigen Arbeitskräften. Hervorzuheben die geglückte Einordnung der Schwabengängerei
in ein zentrales Thema des 19. Jahrhunderts, die Kinderarbeit, wobei sich überdies zeigt, wie
auch ein Geschehen am Rande gerade von größeren Zusammenhängen her seinen Sinn wie die ihm
eigentümlichen Konturen erhält. Kinderarbeit ja, wenn auch, verglichen mit dem, was in Fabriken
geschah, im ganzen wohl weniger barbarisch, ungewöhnlich dagegen die Wanderungen, also die
völlige Abwesenheit von zu Hause und die trotz zunehmender Kritik von Seiten der Öffentlichkeit
lange Dauer dieser Erscheinung.

Der Verfasser hat ein weit verstreutes, nicht immer leicht zugängliches Material verarbeitet,
dazu noch lebende Schwabenkinder interviewt; die Darstellung ist gut gegliedert, die Beurteilung
vorsichtig abwägend, der Stil unpretentiös und eingängig, so daß das mit Schaubildern überdies
reichlich ausgestattete Buch auch einem breiteren Leserkreis empfohlen werden kann.

Mainz Hugo Lacher

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