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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1980/0093
Evang. Dorfschulwesen im Kreis Balingen

Dieser Normenkatalog war jedoch keineswegs endgültig. Er erfuhr in der Folgezeit
laufend Veränderungen, d.h. er wurde den sich wandelnden Bedingungen angepaßt.

Aber, so lang die Liste der Verhaltensregeln war, so lang war die Liste der
Verfehlungen. Die Klagen, die sich auf innerschulische Mißstände bezogen, lassen sich in
folgende Schwerpunktsbereiche einteilen:

1. Klagen, die dem Lehrer mangelnde Sorgfalt in der Schule vorwarfen. Die Eltern oder
der Pfarrer waren also der Meinung, daß der Schulmeisterfaarlessig oder unfleissig sei, es
ihm an dem fleiß fehlen33 würde, oder er mit keinen rechten ernst34 seine Arbeit
verrichte.

2. Damit eng verbunden waren Klagen über mangelnde Lernfortschritte der Schüler, die
dem Lehrer angelastet wurden. Es wurde ihm also der Vorwurf gemacht, er habe die
Kinder im Dorf wenig gelehret35.

3. Klagen, die sich gegen den Erziehungsstil bzw. die Erziehungsmittel des Lehrers
richteten, weil er entweder mit der Züchtigung... gar zu hart36 oder aber zu leinß37 sei.
Einem Lehrer wurde in diesem Zusammenhang vorgeworfen, er lasse die Knaben hin
und her laufen 38, in einer anderen Gemeinde wurde bemängelt, daß langsam in der Schul,
selbe der Knaben übereinander39 kommen.

4. Klagen über nicht genehmigte Unterrichtsinhalte. So etwa, wenn der Schulmeister
den Knaben den Catechismum anders lehret, dan der Württembergisch Catechismus

in

ausweyset... .

5. Klagen über mangelnde fachliche Qualifikation des Lehres. So tauchen oft Formulieren
auf, wie schreibt übel*1, ist aber ein schlechter Schreiber42, oder kan... keinen Gesang
führen*3, bzw. im Singen schlecht44.

Die Klagen, die sich auf den äußeren Wandel des Schulmeisters bezogen, auf den
Bereich außerhalb der Schule, sein Privatleben also, konzentrierten sich auf folgende
Schwerpunkte:

1. Klagen über das öffentliche Verhalten bzw. Auftreten des Lehrers. Dabei wurde im
einzelnen bemängelt, daß der Schulmeister sich gegenüber den Dorfbewohnern, nicht,
wie man es von Seinesgleichen erwarten würde, verhielte, also zornhaft, trutzig oder
zimlich einbildisch seye4i, bzw. das ihm wolmit fremden handeln, und er in Worten und
werckhen etwas leichtfertig seye46;

daß er der Obrigkeit nicht den üblichen Respekt entgegen bringen würde, er also nichts
auf der Pfarrery, noch jemand anders (gebe)47;

33 HStASt, A 281, Bü 53.

34 LKA, A 1, 1667.

35 LKA, A 1, 1661.

36 LKA, A 1, 1585 I.

37 Leinß = leise, sanft.

38 LKA, A 1, 1586 I.

39 LKA, A 1, 1583 I.

40 LKA, A 1, 1588 II.

41 LKA, A 1, 1663.

42 LKA, A 1, 1676.

43 LKA, A 1, 1676.

44 HStASt, A 281, Bü 54.
43 LKA, A 1, 1661.

46 LKA, A 1, 1590.

47 LKA, A 1, 1661.

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