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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1980/0119
Leon Schmalzbach

VORWORT

In einer Hechinger Tageszeitung erschien am 3. November 1960 unter der Überschrift
„Schicksale jüdischer Bürger werden erforscht" folgende Notiz: „Wie viele
andere Städte hat auch Hechingen mit einer Dokumentation der Schicksale der früheren
jüdischen Mitbürger begonnen. Dies ist nicht nur eine Ehren- und Dankespflicht
gegenüber der ehemaligen jüdischen Gemeinde in Hechingen, die in der Stadtgeschichte
eine bedeutende Rolle gespielt hat. An verbürgten Einzelfällen dargelegt, am Beispiel
von Menschen, die unter uns gelebt, die wir gekannt haben, kann die Judenverfolgung
viel faßbarer und überzeugender dargelegt werden als an unfaßlichen Millionenzahlen,
die keinen persönlichen Charakter haben. Erst wenn die im Gang befindliche Dokumentation
abgeschlossen ist, weiß man, was aus den Angehörigen der Israelitischen
Kultus gemeinde Hechingen geworden ist, wieviele zur Auswanderung gezwungen, mit
dem Leben davonkamen und wieviele Opfer der Deportation und Massenmorde
geworden sind." - Wir warten bis heute auf diese Dokumentation.

Ich habe ein Schicksal herausgegriffen und bin ihm nachgegangen.

Mit der Veröffentlichung verbinde ich nicht nur die Hoffnung, das Andenken eines
jüdischen Mitbürgers wieder in Erinnerung zu rufen, sondern auch sein Leben, Wirken
und Schicksal für den zeitgeschichtlichen Unterricht als exemplarisches Beispiel bereitzustellen
.

Für die Genehmigung zum Abdruck von Quellen schulde ich Dank Herrn Dr. Paul
Sauer (Hauptstaatsarchiv Stuttgart), dem Staatsarchiv Sigmaringen, dem Stadtarchiv
Hechingen, der Hohenzollerischen Heimatbücherei Hechingen und - nicht zuletzt -
The Central Archives for the History of the Jewish People, Jerusalem.

Besonders danke ich aber allen, die mich ermutigt haben, diese Arbeit in Angriff zu
nehmen, zu vollenden und vorzulegen.

TEIL I BIOGRAPHIE

1. Ausbildung und Anstellung

Leon Schmalzbach wurde am 13. Oktober 1882 in Jaroslau/Galizien als Sohn des
Zimmermalers Rubin Josef Schmalzbach und der Chaje geborene Käfer aus Tarnow
geboren. Am achten Tag nach der Geburt wurde er - wie es der Brauch verlangte -
beschnitten, womit man ihn - nach der Liturgie - „in den Berit (Bund) Abrahams,
unseres Vaters",- eintreten ließ. Die Zeremonie war mit der Namensgebung verbunden.1

Dreißig Tage nach der Geburt mußte der Erstgeborene „ausgelöst" werden, ein
eigener Brauch, Pidjon haben genannt und auf biblisches Gebot zurückzuführen, das ja
alles Erstgeborene als gottgehörig ansieht.

Man veranstaltete dazu ein festliches Mahl, und sobald man sich gewaschen, zu Tisch
gesetzt, den Segensspruch über das Brot gesprochen und das Brot gebrochen hatte, nahm
der Vater seinen erstgeborenen Jungen, der nun schon einen ganzen Monat alt war, und
die vorgeschriebenen fünf Schekel, das heißt, die entsprechende Summe, überreichte
Kind und Geld dem Kohen und sagte ihm: Meine Frau, eine Israelitin von Geburt, hat
mir dies Söhnlein geboren, es ist ihr Erstling, und hier übergebe ich ihn dir. Worauf der
' Siehe >Geburts-Zeugnis<. SAH (unter Verschluß verwahrte Akten).

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