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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1980/0121
Leon Schmalzbach

zugleich als Vorsänger den Gottesdienst leitete. 1908 mußte diese Stelle neu besetzt
werden. In der „Allgemeinen Zeitung für das Judentum" erschien am 17. Juli 1908 auf
der ersten Seite diese „Anzeige":

„Offene Lehrer- u. Vorsängerstelle.

Der Lehrer und Vorsänger in diesseitiger Gemeinde folgt einem Rufe nach Stuttgart
und ist deshalb dessen Stelle neu und definitiv zu besetzen. ...Seminaristisch gebildete
Volksschullehrer, die insbesondere befähigt sein müssen, den Synagogenchor zu leiten,
belieben sich mit curriculum vitae und Zeugnisabschriften bis 30. d. M. an den
Unterzeichneten zu wenden.

Der Vorsteher der israelitischen Gemeinde Hechingen (Hohenzollern) Jacob Levi".7
Es gingen mehrere Bewerbungen ein, darunter auch die des Leon Schmalzbach.

Die Stellenbesetzung war eine schwierige Aufgabe, denn wenn in Hechingen auch nur
noch einer von der jüdischen Elite, der alte Jacob Levi im Haimb'schen Hause am Markt,
als streng gesetzestreu galt, von ihrem Rabbinatsverweser verlangte sie nicht nur
Gesetzeskunde, sondern auch Gesetzeserfüllung, und dafür bot nur die Herkunft aus
dem Osten Garantie.8

Leon Schmalzbach schien prädestiniert für diese Aufgabe durch seine Herkunft, seine
Ausbildung als Lehrer und Musiker. So zog er, der eine freie Stelle suchte, am 15. August
in Hechingen zu und wurde von der israelitischen Gemeinde als Nachfolger Adlers
gewählt.

Kreisschulinspektor Overmeyer berichtete am 17. September 1908 an die Königliche
Preußische Regierung in Sigmaringen, daß ihm der Vorsteher der jüdischen Gemeinde
erklärt habe, bei der Anstellung eines neuen Lehrers müsse in erster Linie die Befähigung
desselben zum Vorsängerdienste in Betracht gezogen werden; denn nur ein guter
Gottesdienste, besonders nach der gesanglichen Seite könne einigermaßen Gewähr dafür
bieten, daß der in der jüdischen Gemeinde herrschende religiöse Indifferentismus nicht
weiter um sich greife. In Schmalzbach habe man eine Kraft gewonnen, die den hohen
Anforderungen der Gemeindemitglieder inbezug auf den Vorsängerdienst vollauf
gerecht zu werden vermöge. Dies sei der Hauptgrund gewesen, weshalb man sich auf
Schmalzbach geeinigt habe und die übrigen Bewerber, die sämtlich die II. Prüfung
abgelegt hatten und preußische Prüfungszeugnisse vorweisen konnten, unberücksichtigt
geblieben seien. Was die Vertretung der erledigten Lehrerstelle angeht, merkte der
Kreisschulinspektor an, wäre es am einfachsten, den hier weilenden Schmalzbach, wenn
es angängig ist, mit der Wahrnehmung der Vertretung zu betrauen; der Mann macht auf
mich den Eindruck eines ernsten und willigen Lehrers}0

Die Anstellung Schmalzbachs war zunächst nur provisorisch. Die Gründe: Leon
Schmalzbach war österreichischer Staatsbürger und hatte die II. Lehrerprüfung noch
nicht abgelegt. Deswegen wurde ihm von der Königlichen Regierung in Sigmaringen am
7. November 1908 die einstweilige Verwaltung der mit dem Kultusdienst verbundenen
Lehrerstelle dieser Gemeinde zum sofortigen Antritt nur in stets widerruflicher Weise
übertragen.11

7 Allgemeine Zeitung des Judentums, 22. Jahrgang. Nr. 29. Berlin, 17. Juli 1908, S. 1.

8 Siehe bei August Vezin, Mein Einstand in Hechingen. In: Festschrift/50 Jahre Staatliches
Gymnasium Hechingen. S. 76.

' Siehe >Personalnachrichten< in HB! vom 4. 9. 1908. S. 2.
10 StAS Ho 235 I-XI 1437 Bl. 11.
" Ebenda. Bl. 3.

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