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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1980/0134
Werner

Wie das Kidduschgebet den Sabbat einleitete, so entbot ihm die Hawdala (Tren-
nungs)-Zeremonie den Abschiedsgruß. Sie drückt die Trennung zwischen Sabbat und
Werktag aus, zwischen Heiligem und Profanem. Während der Hawdalazeremonie
wurden Segenssprüche über Wein, Gewürz und Licht gesprochen. Das Scheiden der
„zusätzlichen Seele" machte den Juden traurig und niedergeschlagen, denn er gab seine
gehobene Sabbatgeistigkeit auf und war nun den Sorgen der kommenden Woche wieder
ausgesetzt. Der Wohlgeruch der Gewürze diente symbolisch dazu, ihm Trost und Mut
beim Scheiden des Sabbatgeistes zu spenden.59

Außerdem gehörte es zu den Aufgaben der Hausfrau, die Küche zu führen. „Wir
sagen ,die' Küche und meinen eigentlich schon mindestens zwei Küchen, wenn nicht
drei. Um nämlich gar nicht in die Lage zu kommen, das biblische Gebot zu übertreten,
darf man überhaupt Milch und Fleisch und alle Milch- und Fleischprodukte nie
zusammentun, zusammen kochen oder essen."60 Es wird alles Eßbare unterschieden in
Milchiges, Fleischiges und , Farves' oder ,Minniches', das weder fleischig noch milchig
ist. So ergibt es sich, „daß man in einer jüdischen Küche wenigstens zwei Tische zum
getrennten Anrichten des Milchigen und Fleischigen nötig hat und in zwei verschiedenen
Schränken oder Fächern die Töpfe, Pfannen, Kessel, Schüsseln, Teller und Bestecke für
das eine wie für das andere aufbewahrt."61 Entstand in jüdischen Küchen eine
Verwechslung, so entschied im Zweifelsfall der Rabbiner, in unserem Fall also Leon
Schmalzbach, auf welche Weise man das verwechselte Gerät oder Gefäß so weit reinigen
konnte, daß es wieder verwendbar wurde: Man nannte das ,eine Sch'ela fragen'.62

Im übrigen oblag es Leon Schmalzbach auch, die Aufsicht über die vorschriftsmäßige
Schächtung zu führen, das rituelle Schlachten der Tiere durch den ausdrücklich
zugelassenen Schächter, den Schochet.63

Die Zubereitung des Fleisches erforderte große Sorgfalt von Seiten der Hausfrau.
„Um den so streng verbotenen Blutgenuß auf jeden Fall zu vermeiden, hat man das
Fleisch zu reinigen, und zwar durch Salzen und Einweichen . . .: Zunächst muß man
darauf sehen, daß das Fleisch, das man vom Fleischer oder aus dem Schlachthaus bringt,
in das dafür bestimmte Geschirr kommt ... In dies Geschirr gießt man Wasser, bis es
das Fleisch überragt, kaltes, aber nicht eisiges Wasser, damit es zu allen Spaltungen und

Faltungen des Fleisches Zugang findet. Nach einer halben Stunde.....nimmt man es

heraus, wäscht etwa darin verstocktes Blut heraus oder schneidet solche Stellen heraus, in
denen,. . ., verhärtetes oder nicht ausgewaschenes Blut geblieben ist, bis man kein rotes
Tröpfchen mehr findet, und legt das Fleisch dann auf die Salzschwinge, die gut
durchlöchert sein, oder auf das Salzbrett, das glatt sein und etwas schräggestellt werden
muß, damit das Wasser ungehindert ablaufen kann. Erst wi nn das Wasser gut abgelaufen
ist, darf man das Fleisch salzen, mit körnigem, nicht allzu feinem, nicht feuchtem Salz,
nicht zu sparsam, doch auch nicht übermäßig: Das Salz muß überall hinkommen, und ist
das schwierig wegen zu vieler Spalten und Vertiefungen, so muß man das Fleisch vorher
auseinanderschneiden; wie mit einem leichten Reif aus Salz soll das Fleisch bedeckt sein.
. . . Eine Stunde lang soll das Fleisch im Salz liegen, damit das Blut auszieht. Dann
nimmt man die Stücke von der Schwinge oder dem Salzbrett, legt sie in ein Gefäß, das mit

59 Das Vorstehende nach J. Gutmann, (wie Anm. 16), S. 23-25 und S. 34.

60 Leo Hirsch, (wie Anm. 2), S. 61.

61 Ebenda, S. 62.

62 Ebenda, S. 61 f.

63 Ebenda, S. 57f.

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