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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1980/0213
Besprechungen

Geschichte und Wesen des Zisterziensertums. Man sollte jedoch nicht vergessen, daß gerade für das
Thema »Ordensleben zwischen Ideal und Wirklichkeit« der ursprünglich gegenüber der Ordensgeschichtsschreibung
kritisch gemeinte Spruch, die Geschichte der Zisterzienser sei die Geschichte
ihrer Klöster, sich als oft unabdingbarer Wegweiser für künftige Untersuchungen erweist: erst wenn
wir die Geschichte der einzelnen Zisterzienserklöster genau kennen, werden wir für viele Fragen die
Summe ziehen können.

Göttingen Irene Crusius

Otto Beck: Die Reichsabtei Heggbach. Kloster, Konvent, Ordensleben. Ein Beitrag zur Geschichte
der Zisterzienserinnen. Sigmaringen: Thorbecke 1980. 684 S., 231 Abb., 1 Farbtafel.

Die Abtei gehört zu jener Gruppe südwestdeutscher Zisterzienserinnenklöster, die in der ersten
Hälfte des 13. Jahrhunderts gegründet wurden und dank der Einflußnahme des Salemer Abts
Eberhard von Rohrdorf die volle Aufnahme in den Orden von Citeaux erlangten. Neben Heggbach
waren dies Baindt und Gutenzell sowie Wald, Rottenmünster und Heiligkreuztal. Den drei
letzteren wurden in den vergangenen Jahrzehnten Untersuchungen gewidmet, die freilich ausschließlich
oder vor allem die Herrschafts- und Wirtschaftsformen dieser Klöster behandelten. Die
anderen, die - wie außer ihnen nur noch Rottenmünster - sogar zur Reichsunmittelbarkeit
aufstiegen, hatten bislang keine neueren, das vorhandene Quellenmaterial ausschöpfenden Studien
angeregt. Hier schlägt das Buch von Otto Beck eine breite und tiefe Bresche, für die die gesamte
erreichbare Überlieferung herangezogen wurde.

Der Autor ist Theologe, sein Hauptinteresse gilt der klösterlichen Gemeinschaft, die bestimmte
Ideale geistlichen Lebens zu verwirklichen sucht. So liegt der Schwerpunkt in der zweiten Hälfte des
Buches mit Kapiteln über »Die Klosterfamilie« und »Das Ordensleben«. Untersucht werden der
Konvent, seine zahlenmäßige Stärke, die Herkunft der Mitglieder in regionaler und sozialer
Hinsicht, Eintritt, Noviziat, Profeß und Jubiläen der Nonnen, sodann die Konventsämter, deren
Schilderung breiten Raum einnimmt, schließlich Laienbrüder und Famiiiaren, unter diesen auch alle
weltüchen Bediensteten. Ausführungen über die zisterziensische Spiritualität, den Heggbacher
Tagesablauf, das Jahresbrauchtum und die heggbachischen Frömmigkeitsformen, schließlich die
Visitationen durch den Salemer Abt geben Einblick in das Ordensleben.

Speziell dieses Kapitel erscheint besonders wichtig und gelungen. Man spürt die starke
Anteilnahme und das dem Theologen leichter als jedem andere mögliche Verständnis, mit der die
geistliche Thematik behandelt wird. Hier betritt der Verfasser auch durchweg Neuland. Jedenfalls
gibt es keine vergleichbaren Untersuchungen der Liturgie und Frömmigkeit bei den übrigen
südwestdeutschen Zisterzienserinnen.

Andere wesentliche Aspekte der Geschichte Heggbachs - Gründung und Entwicklung im Lauf
der Jahrhunderte, Ort und Gebäude, das Kloster als Grundbesitzer und Herrschaftsträger, seine
rechtliche Stellung - will der Verfasser nur so weit erörtern »als zum Verständnis des typisch
zisterziensischen Lebens, um das es eigentlich geht, erforderlich ist« (S. 15). Die Durchführung
sieht anders aus. Der Verfasser erlag ganz offensichtlich der Fülle an Material und Fakten. Eine
kaum zu überbietende Akribie im Detail, bei Zahlen und Daten, Namen und Ereignissen,
Anmerkungen und Belegen, verstellt den Blick auf Entwicklung und Strukturen. Sie hindert den
Verfasser daran, Zusammenhänge herauszuarbeiten. Antworten auf Sachfragen zu finden fällt
ziemlich schwer, da innerhalb der einzelnen Kapitel meist rein chronologisch ohne problemorientierte
Analyse berichtet wird. Unterschiedslos wird Wichtiges und Unwichtiges aneinandergereiht.
Alles in allem: Trotz und wegen ihres Umfangs befriedigen diese Kapitel nicht, weder im Sinne des
vom Verfasser selbst gesteckten Ziels noch als erschöpfende Behandlung der Thematik.

Ein sprachlich-stilistisches Indiz für die fehlende Durchdringung des Stoffes ist die Unzahl
wörtlicher Zitate aus den Quellen, die ganz überwiegend nicht zur Verdeutlichung oder Veranschaulichung
historischer Sachverhalte, sondern als Ersatz für eigene Formulierungen verwendet
werden. Die Mühe der Interpretation bleibt dabei dem Leser.

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