Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1981/0085
Owingen 1584

Entsprechend der unterschiedlichen Betroffenheit der verschiedenen sozialen Schichten
(vor allem Bauern vs. Tagelöhner) und insbesondere entsprechend der unterschiedlichen
Grade und Formen des Tangiertseins der ökonomischen Basis dieser Schichten zeigten
sich in der Analyse Gruppen von Gravamina, die sozial unterschiedlich zugeordnet
werden können und müssen, zeigte sich aber auch eine (weniger massive) Betroffenheit
des Dorfes in seiner Gesamtheit.

In den Argumentationen der Aufständischen ließen sich dabei als handlungsorientie-
rend und -legitimierend Vorstellungen von gerechter Herrschafe und gerechter
Okonomie< aufzeigen, die in der bäuerlichen Familienökonomie begründet sind und in
dieser ihren harten ökonomischen Kern besitzen. Danach verliert Herrschaft, die zudem
gesehen wurde als fixiert durch alt herkommen und veränderbar nur durch Verträge
zwischen Herrschaft und Untertanen, ihre ansonsten zugestandene Legitimität, wenn
das labile Gleichgewicht von Produktion und Konsumtion durch herrschaftliche
Eingriffe und Surplusabschöpfung zu massiv verletzt wird.

Andererseits deutete sich auf Seiten Eitelfriedrichs ein wohl im Prozeß des Ausbaus
von Territorialstaatlichkeit entstandener Begriff von Herrschaft an, der Herrschaft allein
in territorialfürstlicher, quasi-absolutistischer Machtvollkommenheit begründet sah. Sie
erschien daher uneingeschränkt veränder- und insbesondere intensivierbar. Dieser
Begriff von Herrschaft sowie die Konsequenzen, die sich aus diesem noch in den
Verhandlungen der kaiserlichen Schiedskommission ergaben, werden im nächsten
Kapitel bei deren Analyse noch deutlicher zu belegen sein.

7. NACH DEM AUFSTAND: STRAFAKTIONEN DES GRAFEN -

VERHANDLUNGEN DER KAISERLICHEN SCHIEDSKOMMISSION

Bevor nun mit den gräflichen Strafaktionen und den Verhandlungen der kaiserlichen
Schiedskommission der weitere Konfliktaustrag und die Versuche zur Konfliktlösung
dargestellt und analysiert werden, ist es zu deren Verständnis notwendig, die auf
Reichsebene im späten 16. Jahrhundert gegebenen Möglichkeiten der Reaktion auf
Widerstand der Untertanen sowie die Möglichkeiten und Formen der Konfliktbehandlung
und -lösung zumindest in groben Umrissen zu skizzieren324.

Eine derartige Übersicht nimmt als Ausgangspunkt am zweckmäßigsten den Bauernkrieg
, da diese für die feudalen Schichten traumatische Erfahrung sowie die von da an
noch für längere Zeit feststellbare Furcht vor weiteren Aufständen325 zwei Entwicklungen
in Gang setzten, die für die Reaktion auf Herrschaftskonflikte im späten 16.
Jahrhundert bestimmend waren.

Die erste dieser Entwicklungen führte zu einer »eindeutigen und durchgreifenden
Kriminalisierung des Widerstands«326. Stationen dieser Entwicklung bildeten einmal der
Reichsabschied von 1526, nach dessen »Bestimmungen kein Zweifel mehr darüber

324 Die folgende knappe Übersicht stützt sich im wesentlichen auf Schulze, Bäuerlicher Widerstand
(wie Anm. 7), und vor allem Werner Trossbach, Landesherr und Bauer. Formen des
Konfliktaustrags zwischen Bauern und Territorialfürsten in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts
. Wissenschaftliche Hausarbeit. Berlin 1978. Für die Überlassung der Arbeit sei hier
herzlich gedankt.

325 Schulze, Bäuerlicher Widerstand (wie Anm. 7), S. 49 f.

326 Ebenda S. 74.

83


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1981/0085