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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1982/0018
Agathe Kempf

dagegen setzte sich in jener Zeit aus Einzelstaaten zusammen, die sich jeweils in unterschiedlichen
wirtschaftlichen Stadien befanden. Eine Demokratisierungswelle wie in Westeuropa setzte
erst verspätet ein und führte auch nicht in dem Maße wie dort zum Erfolg. Der Einfluß des
einzelnen Staates auf die Wirtschaft war in Deutschland hoch anzusetzen .

Durch diese historische Ausgangssituation bedingt sieht Maschke in der wissenschaftlichen
Aufarbeitung des industriellen Zeitraums in Deutschland »neue und große Aufgaben« der
Landesgeschichte3. Die Stadtgeschichte dieser Epoche fand im Vergleich zur mittelalterlichen
Stadtforschung lange Zeit wenig Beachtung4.

Im Folgenden soll noch insbesondere auf die Textilindustrie Deutschlands im Zusammenhang
mit der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung des 19. Jahrhunderts eingegangen
werden.

Der 1815 gegründete Deutsche Bund hatte wirtschaftlich wenig erreicht: Es gab keine
gemeinsame Basis für Handel und Verkehr in Deutschland. Auch das preußische Zollgesetz von
1818 war nur ein kleiner Anfang zu einem allgemeinen wirtschaftlichen Fortschritt. Der
Deutsche Handels- und Gewerbeverein unter Mitwirkung von Friedrich List, dessen Ziel es
war, Deutschland wirtschaftspolitisch zu einigen, zeitigte ebenfalls nur einen relativ geringen
Erfolg5. Württemberg und Hohenzollern schlössen am 13. Mai 1824 einen Zoll- und
Handelsvertrag, der den zollfreien Warenaustausch zwischen den beiden Vertragspartnern
gewährte und Handel und Verkehr erleichterte6. Im Jahr 1829 wurden die Zollschranken in
Süddeutschland zwischen Württemberg, Hohenzollern und Bayern aufgehoben7.

Der Deutsche Zollverein brachte 1834 mit dem Wegfall der Binnenzollschranken für die
auslandsabhängige Baumwollindustrie eine große Verbesserung und Vereinfachung8. Im
Vergleich zur Lage der Webereien war die der Spinnereien jedoch auch zu Zollvereinszeiten
hart, da Deutschland eines der wenigen europäischen Länder war, die nur ungenügende
Schutzzölle gegen englische Garne erhoben. Webereiprodukte dagegen waren gut geschützt.
Wiederholte Anträge der Regierungen der süddeutschen Staaten in den Jahren 1842, 1845 und
1846 auf Zollerhöhung für englische Garne wurden abgelehnt. Den Forderungen nach
Schutzzöllen wurde nicht entsprochen, weil solche Tendenzen den Interessen der ostdeutschen
Grundbesitzer zuwidergelaufen wären, die Getreide exportierten. Auch der Handel und ein
Großteil der verarbeitenden Industrie befürworteten den Freihandel aus eigennützigen Interessen9
. Dennoch entwickelte sich auch der Spinnereizweig der Textilindustrie recht gut.

Die Angliederung Elsaß-Lothringens ans Deutsche Reich (1871) brachte der bisherigen
deutschen Textilindustrie einen Rückschlag. Denn diese, besonders das Baumwollgewerbe,

2 E. Maschke, Industrialisierungs- und Landesgeschichte. In: Probleme und Methoden der Landesgeschichte
(Wege der Forschung Bd. CDXCII) Darmstadt 1978, S. 350-369, hier S. 354 f.

3 Ebd. S. 363.

4 Ebd. S. 359 f.

5 F. W. Henning, Die Industrialisierung in Deutschland 1800 bis 1914 (Wirtschafts- und Sozialgeschichte
Bd. 2) Paderborn 31976, S. 89 f.

6 U. Ziegler, Verwaltungs,- Wirtschafts- und Sozialstruktur Hohenzollerns im 19. Jahrhundert
(Arbeiten zur Landeskunde Hohenzollerns 13) Sigmaringen 1976, S. 60. J. Cramer, Die Grafschaft
Hohenzollern. Ein Bild südwestdeutscher Volkszustände. 1400-1850. Stuttgart 1873, S. 439.

7 P. Gehring, Das Wirtschaftsleben in Württemberg unter König Wilhelm I. (1816-1864). In: Zeitschrift
für württembergische Landesgeschichte 1950, S. 196-256, hier S. 228 f.

8 Vgl. H. Riede, Die Entwicklung der württembergischen Textilindustrie. Diss. Heidelberg 1937, S. 74,
91.

9 K. Riewald, Die Entwicklung der Textilindustrie in der Zeit des deutschen Zollvereins von 1834-1866.
Diss. Frankfun 1933, S. 8, 27 ff. W. Treue, Gesellschaft, Wirtschaft und Technik Deutschlands im
19. Jahrhundert. In: Handbuch der deutschen Geschichte 3. 9. neu bearbeitete Aufl. von H. Grundmann.
Stuttgart 1970, Nachdruck 1973, S. 376-541, hier S. 512.

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