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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1982/0029
Die gewerbliche und industrielle Entwicklung im Haigerlocher Raum

In der hier folgenden Darstellung des Bahnbaus konnten aus zeitlichen, z.T. auch aus
Platzgründen nicht alle Aktenmaterialien der beiden Sigmaringer Archive eingehend berücksichtigt
und ausgewertet werden.

Bereits seit den 1860er Jahren setzte sich Hohenzollern für eine Bahnlinie Reutlingen -
Engstingen - Gammertingen - Sigmaringen ein. Sie wäre die kürzeste Verbindung zur
Gotthardbahn gewesen und somit von Stuttgart aus die nächste Strecke zum Bodensee und in
die Schweiz. Aber Württemberg baute die Obere Neckartalbahn (Stuttgart - Böblingen -
Rottweil - Singen/Hohentwiel). Auch beim Bau weiterer württembergischer und badischer
Bahnen wurde Hohenzollern als preußisches Staatsgebiet umgangen. Dies war nur dann nicht
der Fall, wenn eine Einbeziehung Hohenzollerns auch zum Vorteil des Erbauer- und
Betriebslandes der Bahn gereichte76. Im allgemeinen nahm man lieber ungünstige Streckenverläufe
und Mehrkosten in Kauf, damit die Bahn auf eigenem Territorium verlief.

Die älteren Bahnlinien, die teilweise auf hohenzollerischem Gebiet verliefen, waren die
Linien Horb - oberes Neckartal und Stuttgart - Immendingen, beide aus dem Jahr 1867. Die
sog. Hohenzollernbahn Tübingen - Hechingen wurde 1869 fertiggestellt17. Weitere Hohenzollern
durchquerende Linien wurden in den nächsten zehn Jahren gebaut78.

Ein wesentliches Hindernis für eine eigene Bahn in Hohenzollern stellte der Staatsvertrag
vom 3. März 1865 zwischen Württemberg und Preußen über die Herstellung von Eisenbahnverbindungen
zwischen Hohenzollern und Württemberg dar. In § 9 des Vertrages war
festgelegt worden, daß die württembergische Regierung berechtigt sein sollte, jeden Anschluß
bis zum Jahr 1899 an ihre beabsichtigte Bahnlinie - auch auf hohenzollerischem Gebiet - zu
untersagen, sofern dies für sie wirtschaftliche Schäden mit sich brächte. Preußen stellte
Württemberg frei, durchs Eyach-, Starzel- oder Steinlachtal eine Bahn zu bauen; die einzige
Bedingung war, daß Hechingen und Sigmaringen von der Bahn berührt würden. Württemberg
baute dann die sog. Hohenzollernbahn durchs Steinlachtal, da diese Streckenführung weitgehend
auf württembergischen Gebiet verlief79.

Die Bemühungen Hohenzollerns um eine eigene Bahn kamen 1878 erneut in vollen Gang. In
diesem Jahr wurde das Eisenbahnkomitee gegründet, welches sich nun verstärkt für eine Bahn
im Besitz Hohenzollerns einsetzte. Zunächst plante man den Bau der Eyachtalbahn von
Balingen nach Eyach, d. h. die Verbindung der Linie Balingen - Ebingen - Sigmaringen von
Balingen über Eyach mit der Neckartalbahn80.

Das württembergische Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten lehnte eine Beihilfe zu
einem Bahnbau in Hohenzollern sowohl in Form von finanzieller Unterstützung als auch als
Miterbauer- und Betriebsland ab. Die württembergischen Geldmittel bzw. Fachkräfte wurden
für die Herstellung eigener Eisenbahnlinien eingesetzt81. Die Rentabilität eines Bahnbaus in
Hohenzollern erschien Württemberg gering und wenig profitversprechend82. Daraufhin wurde
es eine Zeitlang still um eine Eisenbahn in Hohenzollern. 1887 ging eine Initiative vom Handels-

76 Grom (wie Anm. 16) S. 72 f. Vgl. H. Deck, Hohenzollern erhält Anschluß an das Eisenbahnnetz. In:
Hohenzollerische Heimat 20. 1970, Nr. 1, S. 35-38.

77 1873 wurde die Linie nach Balingen und 1878 nach Sigmaringen fortgesetzt. Dort bestand Anschluß an
die Donaubahn (Schwäbische Kronik, Nr. 157 vom 4. 7. 1878 und Nr. 158 vom 5. 7. 1878).

78 Stehle (wie Anm. 13) S. 310 ff. C. Grospietsch, Die Hohenzollerische Landesbahn. In: Archiv für
das Eisenbahnwesen 62. 1939, S. 709-722, hier S. 714.

79 SAS, Ho 202, PO AH 1127. Vgl. Haigerlocher Anzeiger, Nr. 37 vom 28. 3. 1889. Haigerlocher Bote,
Nr. 131 vom 6. 11. 1894. Ebd. Nr. 136 vom 18. 11. 1897. SAS, Ho 235, Pr. Reg. I, VI, P, V, D, 77.

80 Gleichzeitig liefen auch Verhandlungen wegen des Baus dreier weiterer Linien: 1. Sigmaringendorf -
Bingen; 2. Kleinengstingen - Gammertingen; 3. Hechingen - Burladingen.

81 SAS, Ho 202, POAH 1124, 1125. Vgl. auch Schwäbische Kronik, Nr. 106 vom 6. 5. 1887. Der
Albbote, 54. Jg., Nr. 107 vom 10. 5.1887. Der Volksfreund, 38. Jg., Nr. 91 vom 11. 5.1887.

82 Vgl. SAS, Ho 202, POAH 1124, 1127.

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