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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1982/0078
Agathe Kempf

hier allmählich gesucht. Der Bau der württembergischen Eisenbahnlinien und die dazu
benötigten Arbeitskräfte hatten diese Entwicklung z.T. bewirkt.

Angesichts der unsicheren allgemeinen Lage und der speziellen Probleme, die sich für
Karlstal aufwarfen, schien es unmöglich zu sein, aus dem Dilemma herauszukommen:
Einerseits war es besonders um so kleine Spinnereien wie Karlstal in der Wettbewerbslage
schlecht bestellt, da sie teuer arbeiteten, relativ hohe Verwaltungskosten anfielen, die Baumwolle
nicht so gut ausgenutzt werden konnte wie in Großspinnereien und fast nie umfangreiche
Geschäftsabschlüsse mit Groß Webereien getätigt wurden, weil sie zu wenig Garn produzierten.
Andererseits konnten zu einer Renovierung und Modernisierung die Finanzierungsmittel nicht
aufgebracht werden327. Auf diesem Hintergrund - der z. T. schon in Kapitel 3.5.2. dargestellt
wurde - erscheint die Stillegung der Spinnerei Karlstal durchaus als gerechtfertigt, ja als die
beste Lösung.

Nach einem Hofkammerbeschluß vom 1. Februar 1864 sollte Buchhalter Offringer den
Verkauf von Inventar, welches dem allgemeinen Gebrauch diente (Holz, Schnittwaren, Bretter
etc.), einleiten. Der Verkauf der Fabrik bzw. deren Erhaltung und Wiedernutzbarmachung war
vom Rentamt Haigerloch durchzuführen.

Mit dem früheren Spinnaufseher Henle aus Trillfingen wurde ein Vertrag geschlossen, in
dem Henle sich verpflichtete, für die Zeit bis zum Verkauf der Fabrik das Gelände und das
Inventar zu beaufsichtigen bzw. instandzuhalten, die Veräußerung der allgemeinen Gegenstände
zu regeln und deren Erlöse an die Hofkammerkasse abzuliefern. Für diese Tätigkeit erhielt
Henle einen Tageslohn von 1 fl.

Die endgültige Auflösung der Verwaltung erfolgte am 15. März 1864 durch den Bevollmächtigten
der Hofkammerkommission, Hofkammerrat Nußer. Die Fabrikakten wurden nach
Sigmaringen gebracht. Buchhalter Öffringer und Verwalter Christ wurden aller Kompetenzen
enthoben. Zu diesem Zeitpunkt war die Veräußerung der allgemeinen Materialien und
Inventargegenstände bereits größtenteils beendet. Eine große Menge hatte das Hüttenwerk
Laucherthal abgenommen.

Es fehlten noch Außenstände in Höhe von 2787 fl. 31 xr. Nach dem Journal von 1864 ergab
sich ein Barbestand von 695 fl. 39 xr. Das Guthaben des Grundstocks der Fabrik belief sich auf
234238 fl. 20 xr. - Der Restbetrag von 252 fl. 22 xr. in der Arbeiterhilfskasse wurde an die
letztbeschäftigten Arbeiter verteilt328. Damit waren die wesentlichen Vorgänge zur Auflösung
der Verwaltung beendet.

Bereits seit Mitte 1863 bot sich als die nächstliegende Möglichkeit ein Verkauf der
fürstlichen Baumwollspinnerei Karlstal an. Am 27. Oktober 1863 beschloß die Hofkammer,
die Fabrikverwaltung solle ungesäumt die Vorarbeiten zur Veräußerung einleiten. Von jenem
Zeitpunkt an dachte man nicht mehr an eine nur vorläufige Unterbrechung der Produktion,
sondern hatte sich eindeutig für eine Veräußerung bzw. eventuell für eine Verpachtung
entschieden.

Ende November 1863 berichtete der noch amtierende Verwalter Christ, daß das Lager für
Garne, Watten und Baumwolle schon vor mehreren Wochen aufgelöst worden sei. Der
öffentliche Verkauf der Baumwollspinnerei Karlstal wurde auf den 30. Januar 1864 angesetzt.
Die Verkaufsausschreibung erschien im Schwäbischen Merkur, der Karlsruher Zeitung, der
Augsburger Allgemeinen Zeitung, im Aktionär, in der Freiburger Zeitung, im Schwarzwälder
Boten, im St. Gallener Tagblatt und im Hechinger Blatt329.

327 Ebd.

328 Ebd. 22297, 22298. Vgl. auch 8200.

329 Ebd.

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