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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1982/0199
Württemberg-Hohenzollern als Land der französischen Besatzungszone

setzt worden, eine Beobachtung, die sich freilich bei vielen französischen Militärregierungen
machen ließ46.

Den wenigen in Stuttgart verbliebenen und vor allem den höheren amerikanischen
Offizieren in Schwäbisch Gmünd wird nicht entgangen sein, daß ihr französischer Verbündeter
in Stuttgart alle Anstrengungen machte, um außer einer Stadtverwaltung in Stuttgart nun auch
eine deutsche Landesverwaltung für ganz Württemberg zu schaffen, um damit ihren Anspruch
auf Gesamtwürttemberg zu dokumentieren. Es war ihnen wichtig, wie schon in der badischen
Hauptstadt Karlsruhe, so auch in Stuttgart als der württembergischen Hauptstadt alsbald über
eine deutsche Regierung verfügen zu können. Deshalb beauftragten sie am 2. Mai 1945 den von
ihnen eingesetzten Stuttgarter Oberbürgermeister Dr. Arnulf Klett, geeignete Persönlichkeiten
für eine zukünftige deutsche Regierung zu benennen. Klett bemühte sich energisch um die
Gewinnung von zukünftigen Regierungsmitgliedern - allerdings teilweise vergeblich. Vor
allem versagte sich ihm Reinhold Maier, der sich in Schwäbisch Gmünd am Sitz des
amerikanischen Militärregierungsregiments für Württemberg niedergelassen hatte. Maier hatte
offenkundig kein sonderliches Vertrauen in die Dauer des französischen Regimes in Stuttgart47.

Die französischen Militärregierungen in Stuttgart gewährten Klett offenbar großzügige
Unterstützung bei dessen Versuchen, eine Regierung zu bilden48. Aber erst am 21. Mai konnte
Klett den Franzosen seine Vorschläge für eine württembergische Regierung vorlegen. Danach
war vorgesehen, das Amt des Regierungschefs mit dem des Stuttgarter Oberbürgermeisters in
Personalunion zu vereinen. Maßgeblichen Einfluß sollte ferner der Stuttgarter stellvertretende
Oberbürgermeister, Wolfgang Haussmann, erhalten. Daneben war erwogen worden, den
ehemaligen württembergischen Landtagsabgeordneten Kurt Schumacher als Regierungschef zu
gewinnen. Doch hielt sich dieser außerhalb der französischen Besatzungszone auf und war
nicht zu erreichen.

Die Vorschläge Kletts wurden von der französischen Regierung - offenbar nach längeren
Diskussionen mit den verschiedensten Gruppen - erheblich verändert und erst am 13. Juni 1945
als neue württembergische Landesverwaltung vorgestellt. Diese bestand aus neun Landesdirektoren
, die neun Verwaltungsbehörden vorstehen sollten: Inneres - Fritz Ulrich; Justiz - Josef
Beyerle; Kultus - Carlo Schmid; Finanzen - Martin Rieckert; Landwirtschaft - Franz Weiss;
Arbeit - Albert Fischer; Post - Felix Reichert; Eisenbahnen - Richard Brändle und Wirtschaft-

46 Nach Lutz Niethammer, Kampfkomitees und Arbeitsausschüsse in Stuttgart. In: Arbeiterinitiative
1945. Antifaschistische Ausschüsse und Reorganisation der Arbeiterbewegung in Deutschland. Hg. von
Lutz Niethammer, Ulrich Borsdorf und Peter Brandt. Wuppertal 1976. S. 556 und Anm. 204.

47 Vgl. zum folgenden vor allem Paul Sauer, Demokratischer Neubeginn in Not und Elend. Das Land
Wümemberg-Baden von 1945 bis 1952. Ulm 1978. S. 37f.

48 In den Akten der Kanzlei des Oberbürgermeisters der Stadt Stuttgart im StadtA Stuttgart finden sich
verschiedene Vorgänge, die diesen Schluß zulassen. So schrieb Klett am 7. 5. 1945 an den Commandant de
Detachement du Gouvernement Militaire de la ville de Stuttgart mit der Bitte um Ausstellung weiterer Pässe
für von ihm von auswärts benötigte Mitarbeiter pour continuer ['Organisation des administrations regionale
et municipale (0315-4 und 5 o. Nr.); am 7. 8. 1945 berichtete er den Franzosen über die Vorbereitung des
Aufbaus der Landesverwaltung, Beschaffung von Dienstgebduden und Diensteinrichtungen für die
einzurichtenden Behörden der Landesverwaltung, Durchführung von Personalbesprechungen und Heranholung
geeigneter Kräfte aus dem Lande, politische Überprüfung der für den Aufbau der Landesverwaltung
vorgesehenen Personen, Ausarbeitung von Vorschlägen an die Militärregierung über die Besetzung der
einzelnen Zweige der Landesverwaltung... (0310-4 o.Nr.); am 19. 5. 1945 erbat Klett Ausweise von
Colonel Andrieu u. a. für sich und Justizminister Josef Beyerle für eine Reise nach Biberach und
Ravensburg im Rahmen der Bildung der Landesverwaltung, für welchen Zweck einzelne Persönlichkeiten
... nach Stuttgart gebracht werden müssen (0310-4 o.Nr.) u.a.m. Die Franzosen begegneten diesen
Wünschen stets mit Wohlwollen, ganz im Gegensatz zu ihrem sonstigen Verhalten deutschen Beamten
gegenüber.

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