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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1982/0230
Gerd Friedrich Nüske

Angelegenheit offen halten sollte. Am 26. Juli 1945 verpflichteten sich nämlich die USA in
Ergänzung des endgültigen Protokolls über die Festsetzung der Besatzungszonen in Deutschland
gegenüber Frankreich, daß at a later stage in the Allied occupatio» of Germany, to review
with the Provisional Government of the French Republic the assignment of areas of occupation
between the French and the U.S. zones, in the light of the then prevailing conditions of
occupation and the requirements of the respective forces of occupation161. Diese Klausel bildete
für die französische Regierung - auch für die nach de Gaulle - den Ansatzpunkt, über Jahre
hinweg immer wieder auf eine Revision der Besatzungsgrenzen in Südwestdeutschland zu
drängen162.

III. DIE TÜBINGER LANDESDELEGATION: FORTSETZUNG DER
AMERIKANISCH-FRANZÖSISCHEN AUSEINANDERSETZUNGEN

Bevor die französischen Militärregierungen und Truppen am 8. Juli 1945 Stuttgart verlassen
hatten, waren dem intensive Gespräche zwischen den Franzosen und den württembergischen
Landesdirektoren - unter diesen vor allem mit Carlo Schmid - vorausgegangen163. Schon bisher
war in der wissenschaftlichen Literatur vermutet worden, daß dabei von französischer Seite das
klare Ziel verfolgt worden war, wenn schon Stuttgart nicht in einem französisch besetzten
Württemberg zu behaupten war, dann wenigstens die Fiktion einer württembergischen
Verwaltungseinheit aufrechtzuerhalten164. Soweit sich heute nun in den Akten der amerikanischen
Militärregierung Unterlagen über diese Tage des französischen Interims in Stuttgart
finden, so wird diese Vermutung abgesichert, wenn auch die amerikanische Überlieferung
hinsichtlich der Arrangements über das zweigeteilte Württemberg nicht sonderlich dicht ist.

Welchem Ziel aber diese französische Taktik diente, vermag nicht mit Bestimmtheit gesagt
zu werden. Zum einen kann zwar vermutet werden, daß auf französischer Seite gehofft wurde,
gegebenenfalls einmal Gesamtwürttemberg in eine französische Besatzungszone einbeziehen
zu können. Dies war aber im Zusammenhang mit den alliierten Unterhandlungen über die
französische Zone in Deutschland gewiß nicht zu erreichen, das hatten gerade die Gespräche
über Baden und Württemberg erwiesen165. Aber vor allem unter den Gaullisten war die
Annahme weit verbreitet, die Vereinigten Staaten würden ihr Engagement in Europa und
Deutschland nicht allzulange dauern lassen. Aus dieser Ansicht machten die Franzosen im

161 Diese Klausel erscheint erstmals offenbar in: The Ambassador in the United Kingdom, Winant, to the
Secretary of State (June 25, 1945), in: FRUS, 1945 III S. 344-345.

162 Vgl. Gerd Friedrich Nüske, Der staatliche Wiederaufbau Südwestdeutschlands 1945 bis 1953. In:
Beiträge zur Landeskunde (Regelmäßige Beilage zum Staatsanzeiger von Baden-Württemberg) 1/1983
S. lff.

163 Carlo Schmid, Erinnerungen (Gesammelte Werke 3). Bern-München-Wien 1979. S. 235: An den
Verhandlungen, die zur Ubersiedlung der französischen Militärregierung nach Freudenstadt und von dort
nach Tübingen führten, wurde ich auf Wunsch der Franzosen und Reinhold Maiers ausgiebig beteiligt;
handelte es sich doch darum, Richtlinien zu vereinbaren, die die politische Einheit des Landes auch unter
zwei in sich und in ihren Methoden differierenden Militärregierungen sichern konnten und verhindern
sollten, daß sich in den beiden Landeshälften konträre Verwaltungsstile entwickelten.

164 Eberhard Konstanzer, Die Entstehung des Landes Baden-Württemberg. Stuttgart 1969. S. 21.

165 Im Zusammenhang mit den französisch-amerikanischen Auseinandersetzungen muß stärker als
bislang auch der französische Indochinakrieg beachtet werden, der für Frankreich spätestens seit 1948 neue
Abhängigkeiten von den USA nach sich zog, aber schon seit Jahren ein ständiger weiterer Streitpunkt
zwischen den USA und Frankreich gewesen war. Zur Rolle General de Lattre de Tassignys, des ersten
Machthabers in der französischen Besatzungszone in Deutschland, vgl. jetzt: General Vanuxem, 1951. Le
General vainquer. Le destin exemplaire de de Lattre en Indochine. Paris: Societe de production. 1977.

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