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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1982/0314
Neues Schrifttum

Entwicklungen möglich wurden. Von einer kunsthistorischen Fragestellung ausgehend schließt er politische
, wirtschaftliche, soziale und geistesgeschichtliche Kategorien ein und legt eine weit über den Titel
hinausreichende Analyse Württembergs für das Jahrhundert von etwa 1640 bis 1740 vor.

Sigmaringen Wilfried Schön tag

Volker Himmelein, Klaus Merten, Wilfried Setzier: Barock in Baden-Württemberg. Stuttgart: Konrad
Theiss 1981. 259 S., 168 Abb., davon 78 farbig, 2 Übersichtskarten.

Baden-Württemberg ist keine in sich geschlossene Kunstlandschaft, auch nicht im 17. und 18. Jahrhundert
. Die dadurch bedingten Schwierigkeiten löst Himmelein, indem er das einführende Kapitel »Das
Zeitalter des Barock in Baden-Württemberg« überschreibt, um dann in additiver Form die Vielfalt der
künstlerischen Erscheinungen und Formen in den zahlreichen geistlichen und weltlichen Territorien
darzustellen. Der barocke Stil kündigt sich in der Innenausstattung ab etwa 1600 im höfischen Bereich an.
Das weitere Vordringen hat dann jedoch der 30jährige Krieg zunächst unterbrochen, so daß im Südwesten
Deutschlands die barocke Epoche mit einer Verspätung gegenüber den anderen europäischen Ländern erst
nach dem wirtschaftlichen Wiederaufstieg nach dem Krieg beginnt. Die barocken Formen, die alle
Lebensbereiche einbezogen und überformten, wurden jedoch in den einzelnen Ländern unterschiedlich
übernommen. Die protestantischen Territorien, Württemberg, die Pfalz, Baden-Durlach und die hohenlo-
hischen Fürstentümer, blieben dem Barock weitgehend verschlossen. Die Barockkultur blieb hier auf die
Höfe und Residenzen beschränkt. Die Bevölkerung reagierte zumeist ablehnend auf diese Pracht, so daß die
Residenzen zum Teil isoliert und ohne Verbindung zu der Landeskultur in ihrer Umgebung standen.

Dagegen stellten die Reichsstädte und die katholischen Territorien vor allem in Oberschwaben einen
guten Nährboden dar. In wenigen Jahren und Jahrzehnten war Oberschwaben barock überformt. Die
zahlreichen geistlichen und weltlichen Herren ließen Kirchen und Schlösser, Pfarrhäuser und Amtshäuser
erstellen, zunächst von auswärtigen, dann überwiegend einheimischen Künstlern und Baumeistern. Um
1780 fand dieser Stil sein Ende. Der bodenständige, von Künstler-Handwerkern getragene Stil brach ab.
Von ihm führte kein Weg ins 19. Jahrhunden hinüber.

In drei großen Kapiteln werden anschließend die Residenzen, die Klöster und die kleineren Bauten und
Anlagen dargestellt.

K. Mertens definiert Residenzbauten der Territorialherren als »Gesamtkonzeptionen von Schloß-,
Stadt- und Gartenanlagen«. Sie konnten daher nur in den größeren Territorien verwirklicht werden. Die
kleineren Landesherren beschränkten sich aus wirtschaftlichen Gründen auf kleinere Bauten. 52 jeweils
ganzseitige Abbildungen und ausführliche Erläuterungen dazu führen die einzelnen Anlagen vor. Aus den
beiden ehemaligen hohenzollerischen Fürstentümern werden keine Beispiele gebracht.

W. Setzier charakterisiert knapp die Entwicklung des Klosterwesens. In den protestantischen Territorien
wurden die Klöster fast alle in der Reformationszeit aufgehoben. Dies ist der Grund dafür, daß die
Bauten im 17. und 18. Jahrhundert nicht verändert wurden. Die Prälaten der Reichsstifte und-klöster ließen
dagegen neue barocke Anlagen erstellen oder bauten zumindest die alten um, um dem neuen Herrschaftsbewußtsein
und Repräsentationswillen, aber auch der neuen Frömmigkeit nach außen hin Ausdruck zu
geben. Die ausgezeichneten Abbildungen zeigen Stifts-, Kloster- und Wallfahrtskirchen.

Unter dem Titel »Barock in Stadt und Land« faßt P. Anstett die nach 1648 entstandenen bürgerlichen
Bauten, Pfarrkirchen und Kapellen zusammen. Die Rathäuser und die sonstige bürgerliche Profankunst
stand deutlich unter dem Einfluß der höfischen Bauformen. In Folge der Veränderungen der Frömmigkeitsformen
wurden in den katholischen Gebieten zahlreiche Gotteshäuser neu ausgestaltet.

Die allgemeinen Einführungen und die Bildbeschreibungen ergeben zusammen mit den hervorragenden
Aufnahmen ein farbiges und lebendiges Bild des vielgestaltigen barocken Schaffens in den zahlreichen
Territorien im deutschen Südwesten. Die Autoren zeigen die Zusammenhänge zwischen der politischen,
wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung und die wechselseitige Bedingtheit von theologischen,
kirchlichen und künstlerischen Aussagen auf. Eine Zeittafel, ein Namens- und Ortsregister und nicht
zuletzt zwei Übersichtskarten ermöglichen einen schnellen Zugang zu einzelnen Künstlern, Orten oder
Bauten. Daher kann der Bildband dem Kunstliebhaber wie dem historisch und landeskundlich interessierten
Leser nur empfohlen werden.

Sigmaringen Wilfried Schöntag

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