http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1982/0315
Besprechungen
Baukunst und Bauhandwerk des Deutschen Ordens in Südwestdeutschland im 18. Jahrhunden (Baupläne-
Karten - Ansichten). Bearb. von Alois Seiler und Dorothea Bader mit Beiträgen von P. Bernhard Demel
O. T. und Joachim Hotz. Staatsarchiv Ludwigsburg 1981. 179 S., zahlr. Abb.
Das Barockjahr 1981 und vor allem die Landesausstellung »Barock in Baden-Württemberg« im Schloß
zu Bruchsal veranlaßte das Staatsarchiv Ludwigsburg, aus seinen reichen archivalischen Beständen eine
Dokumentation der Bautätigkeit des Deutschen Ritterordens zusammenzustellen und einer interessierten
Öffentlichkeit zu zeigen. Ein vorzüglich bebilderter Katalog diente den Besuchern als hilfreicher
Wegweiser. Die darin enthaltene Übersichtskarte verdeutlicht die weite Streuung des Herrschaftsgebietes
des Deutschen Ordens in Schwaben und Franken.
Alois Seiler begründet in der sehr aufschlußreichen Einführung die Selbstbeschränkung des Ausstellers
auf Dokumente, welche die kulturelle Leistung und die imposante Bautätigkeit des Deutschen Ordens im
18. Jahrhundert widerspiegeln. In einem flüssig geschriebenen Beitrag schildert Bernhard Demel mit großer
Sachkenntnis die Geschichte des Ordens in Südwestdeutschland. Dabei stellt der Verfasser aber auch die in
fast ganz Europa spürbar gewesene kulturelle Kraft des Deutschordens vor und zeichnet gleichzeitig noch
einen weitgespannten Uberblick der Geschichte des Ritterordens von seinen Anfängen bis zu seiner
Auflösung (1803). Der Verfasser hat dazu umfangreiche Literatur aufgearbeitet und entwarf so skizzenhaft
ein farbiges Bild des Deutschordens. Daß der Deutsche Orden im 18. Jahrhundert zu den bedeutenden
Bauherren in Schwaben und Franken gehörte, läßt Joachim Hotz den Leser in einer kenntnisreichen,
zusammenfassenden und gemeinverständlichen Darstellung wissen. Darin gibt er auch Auskunft über die
geistig-kulturelle Tradition des Ordens.
In dem anschließenden Bildteil wird dem Betrachter die Vielfalt der Bautätigkeit des Deutschordens vor
Augen geführt, von den Prunkbauten (Kirchen und Schlösser) bis zum einfachen Heustadel. Die
ausgewählten Ansichten, Baupläne und Karten des Staatsarchivs Ludwigsburg und des Zentralarchivs des
Ordens in Wien sind archivalische Kostbarkeiten und außerordentlich eindrucksvoll zusammengestellt.
Eine solche zusammenfassende Darstellung der Bautätigkeit und anderer künstlerischer Leistungen im
Gebiet des Deutschordens lag bisher nicht vor. Schade nur, daß im Bildteil des Katalogs die Kommende
Altshausen etwas zu kurz kommt. Das ist der einzige Mangel, den nach Ansicht des Rezensenten dieser
mustergültige Katalog aufweist. Anzumerken bleibt, daß ein Großteil der Pläne und Karten nicht
veröffentlicht werden konnte, daß aber offensichtlich eine vorzügliche Auswahl getroffen wurde.
Den besonderen Wert dieses Katalogs für die landesgeschichtliche Forschung unterstreicht dessen
Gliederung nach den einzelnen Ortsniederlassungen. Sehr schätzenswert ist die am Schluß des Katalogs
angeführte Erklärung der Abkürzungen, sowie ein Personen- und Ortsregister. Für die Landesgeschichte
wäre zu wünschen, daß dieser Katalog zur weiteren Erforschung des Ritterordens anregt.
Bad Schussenried Siegfried Krezdom
Barocke Amtshäuser in Baden-Württemberg. Bearb. von Walter Grube. Stuttgart: Richard Boorberg 1981.
127 S. (Schriftenreihe des Landkreistags Baden-Württemberg Band 2).
Beim Thema »Barockes Bauen« denkt man doch wohl immer noch - auch nach der großen
Barockausstellung in Bruchsal - zunächst an die prachtvollen Klosterbauten und an die von fürstlicher
Geltung kündenden Residenzen. Weit weniger bekannt sind die herrschaftlichen Amtshäuser, die in der
Barockzeit neu gebaut oder umgestaltet, barockisiert wurden; sind sie doch weit bescheidener im Umfang,
in barocker Architektur und Auszier, obwohl sie die Herrschaft gegenüber den Untertanen oft »hautnaher«
repräsentieren als Klöster oder Residenzen. Walter Grube stellt in der vorliegenden Schrift 48 barocke
Amtshäuser, etwa ein Zehntel aller Amtshäuser, im Bild vor, beschreibt sie und erklärt ihre Bau- und
Besitzgeschichte. In einem vorangestellten Einführungstext gibt Grube zudem einen Überblick zur
Geschichte südwestdeutscher Ämterverwaltung, in dem er die verschiedenen Typen von Amtssitzen aus
ihrer Funktion erklärt und der Verschiedenheit der Verwaltungsstruktur, des Verwaltungsstils und der
»poütischen Kultur« im Gebiet der Bauherrschaft nachgeht. Grube gelingt es anschaulich aufzuzeigen, wie
im territorial stark zersplitterten Südwestdeutschland sich mannigfalte Verschiedenheiten in der Ämterverwaltung
bis zur Barockzeit herausgebildet hatten, nun aber der Absolutismus und der mit ihm verbundene
Zentralismus in allen Territorien gemeinsame Züge der Entwicklung bedingten. Gebietsreformen, neue
Selbstverwaltungsgremien machten wie die Zerstörungen des 30jährigen Krieges und die Kriege Ludwig
XIV. Neubauten von Verwaltungszentren, Amtshäusern nötig. Der Verfasser unterscheidet dabei im
313
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1982/0315