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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1982/0316
Neues Schrifttum

wesentlichen vier Typen von Amtshäusern: barocke Neubauten von hoher künstlerischer Qualität, die sich
meist geistliche Herrschaften von namhaften Architekten errichten ließen (so in Straßberg das Amtshaus des
Stifts Buchau oder in Dettingen das Amtshaus des Klosters Muri); barockisierte ehemalige, strategisch
bedeutungslos gewordene Burgen; Jagdschlösser adliger Herrschaften; glanzvolle Amtshäuser, die gleichzeitig
oder ehemals Domizil einer weltlichen Herrschaft waren. So unterschiedlich die Amtshäuser sind, so
verschieden sind auch die in ihnen residierenden Oberamtmänner, was deren soziale Herkunft oder deren
Vorbildung anbelangt. Neben Konrad Widerholt, der sich vom einfachen Soldaten hochgedient hat und
Obervogt von Kirchheim sowie Inspektor über Stadt und Amt Nürtingen wurde, steht Johann Georg
Kerner, in dessen Familie das Amt gewissermaßen vererbt wurde, oder Ildefons von Arx, ein hochgelehrter
und theologisch gebildeter Benediktiner, der in Ebringen das Kloster St. Gallen vertritt. Grube verknüpft in
der Einleitung, in der Bildauswahl und im Begleittext dankenswerterweise politische und Architekturgeschichte
so, daß sein Werk wirklich - wie es im Vorwort heißt - eine Brücke zwischen Kunst- und
Verwaltungsgeschichte schlägt.

Tübingen Wilfried Setzier

Hans Koepf: Ulmer Profanbauten. Ein Bildinventar. Ulm 1982 (Komissionsverlag W. Kohlhammer,
Stuttgart). 175 S. zahlr. Abb. (Forschungen zur Geschichte der Stadt Ulm, Reihe Dokumentation
Band 4).

Als »erste systematische und vollständige Darstellung der Ulmer Profanbaukunst« (S. 7) versteht sich
der vorhegende, reichbebilderte Band. Nach einer instruktiven, wenngleich etwas konventionell gehaltenen
Einführung in die Ulmer Bauentwicklung von der Romanik bis zum Klassizismus (der Ulmer Profanbau
endet für Koepf 1840!), in der Koepf eine Summe der Einzelbeschreibungen zu ziehen versucht, folgt der
Hauptteil des Buches, die Bestandsaufnahme der Ensembles, der zerstörten Bauten und der bestehenden
Bauten. Die nach Straßen geordneten Einzelbeschreibungen erfolgen in knapper Form schematisch nach
fünf Rubriken: A Beschreibung, B Datierung, C Baumaßnahmen (Verbesserungsvorschläge), D Quellen
und Unterlagen, E Nachweis von Abbildungen.

Besonderen Wert erhält die Veröffentlichung vor allem durch die Dokumentation und Rekonstruktion
der nicht mehr bestehenden Bauten, meist Kriegsverluste des Jahres 1944. Das Buch liest sich wie eine
einzige Sündenchronik: Nach 1945 wurden beim Wiederaufbau in kaum vorstellbarem Ausmaß unzerstörte
oder kaum beschädigte Bauten geopfert, die auf jeden Fall erhaltensfähig und -würdig gewesen wären.
Darin liegt wohl auch das eigentliche Verdienst des Buches: Wenn Koepf in die Ensemblebeschreibungen
eigene Sanierungsvorschläge einbringt und bei der Darstellung der Einzelbauten wünschenswerte Änderungen
bei künftigen Baumaßnahmen vorschlägt, so wird deutlich, daß es ihm nicht allein um ein
unverbindliches wissenschaftliches Inventar zu tun war, sondern auch um eine engagierte Stellungnahme
für Stadtsanierung und Denkmalschutz.

Obwohl Koepfs Zusammenstellung als handbuchartiges Hilfsmittel von bleibendem Wert Anerkennung
und Dank verdient, sollen einige Fragwürdigkeiten der zugrundeliegenden Konzeption nicht verschwiegen
werden. Unangenehm fällt das elitäre, nur am »wirklich bedeutenden« (S. 14) orientierte Architekturverständnis
Koepfs auf, der sich bewußt von der 1975 erschienenen Dokumentation »Ulm-Historische
Bausubstanz« absetzt, die sämtliche Gebäude vor 1850 erfaßte und zwar - horribile dictu! - »ohne
Rücksicht auf ihren baukünstlerischen und städtebaulichen Wert« (S. 8). Daß die moderne Denkmalpflege
in einer breiteren Öffentlichkeit nur dann Verständnis für ihre Anliegen wecken kann, wenn sie die zu
erhaltenden Bauten nicht nur als ästhetische Objekte für den souverän urteilenden Architekturkritiker
vorstellt, sondern auch als historische Zeugnisse mit bestimmten Aussagequalitäten, muß Koepf entgangen
sein. Das Wenige, was er über die Geschichte und einstige Funktion der Baukunstwerke mitteilt,
bezeichnenderweise unter D (Quellen und Unterlagen), ist ein recht willkürliches Sammelsurium. Eher
überflüssig ist in den Baubeschreibungen auch das konventionelle Etikettieren der Bauelemente (ich
notierte: interessant, höchst interessant, bemerkenswert, beachtlich, wichtig, bedeutend, reizvoll, originell
, sehr originell, höchst originell, prunkvoll, prachtvoll, schön). So sehr die sorgfältige Bebilderung des
Bandes hervorzuheben ist: an ein wissenschaftliches Arbeitsmittel würde man andere Ansprüche stellen
(Grund- und Aufrisse meist ohne Maßstab, moderne Fotografien undatiert!). Schlichtweg unverständlich
ist schließlich, weshalb dem Werk ein Stadtplan fehlt.

Tübingen Klaus Graf

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