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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1982/0318
Neues Schrifttum

Seele ein.« Gustav Pfizers (1807-1890) Gedicht über den Hohenzollern beginnt mit diesen Strophen,
gereimt angesichts der noch ruinösen Burg. Den Rezensenten beschleicht nicht des Dichters süße Pein,
sondern einfach Mißmut. Um gleich das beste zu sagen: 640 bedruckte Seiten bekommt man selten so
preiswert (DM 24,80). Das bibeldicke »Hausbuch« bringt eine Blütenlese der landesbeschreibenden und
dichtenden Autoren Württembergs vor allem des vorigen Jahrhundens. Isolde Kurz und Hermann Hesse
verbinden 19. und 20. Jahrhundert, wobei Hesses »Schwäbische Parodie« einer Ortsgeschichte, die von
Knörzelfingen, der Perle des Knörzeltals, insgeheim die ganze bemühte Zusammenstellung ad absurdum
führt. Die Illustrationen - auffallend häufig von Ludwig Richter - sind in ihrer Druckqualität auf gut
schwäbisch saumäßig, nur bei dem Gedicht »Nachtgewitter auf dem Hohenstaufen« kann das dunkle
Rechteck mit dem undeutlich zu erkennenden Dorf Hohenstaufen und der Bergkuppe als bildliche
Erläuterung dienen. Ein Quellenverzeichnis und Stichworte zu den Autoren sind löblich; wer aber zu
einem Namen das Buch, wer bei einer Autorenangabe das biographische Stichwort sucht, der entdeckt bald
Mängel und Fehlanzeigen. Das ist doppelt ärgerlich, denn wer kennt schon all die schriftstellernden Pfarrer
des 18. und 19. Jahrhunderts? Z. B. jenen Roeder, dessen Name unter dem Kapitel »Schloß Sigmaringen«
steht und der sich vor der Erfindung des Komputersatzes Philipp Röder geschrieben hat. Dieser Ausschnitt
aus seinem verdienstvollen »Lexikon von Schwaben« bringt einen für den heutigen Leser längst überholten
Stand der geschichtlichen Forschung vor 1800, vermutlich eben Hausbuchstil. Wilhelm Waiblingen
Tagebucheintrag »Eine Fahrt nach Hechingen« schildert eine Sauftour von Tübingen ins Hohenzollerische,
wo es ihm die vollbusigen Judenmädchen angetan haben. »Entscheidend für Auswahl und Zusammenstellung
der Texte war das Bemühen, die vier ehemaligen Kreise des Königreiches [Württemberg]... und
Hohenzollern gleichmäßig zu berücksichtigen.« Die wenigen Seiten - bei mehr als 600! - über das früher
eigenständige Ländchen enttäuschen, ebenso wie die Auswahl und Darbietung überhaupt. Vermutlich
schon deshalb, weil es für den Leser von heute kein »Hausbuch« mehr geben kann, und sei es noch so
altertümlich gewandet.

Pfullingen Martin Blümcke

Michel Buck Brevier. Hrsg. von Heinz-Eugen Schramm. Eningen: Willy Metzger. 285 S., eine farbige
Abb.

Walter Bleicher: Dr. Michel Buck. Hrsg. von der Gemeinde Eningen 1982. 151 S., 30 Abb.

Dr.M. R. Buck: Medicinischer Volksglauben und Volksaberglauben aus Schwaben. Eine kulturgeschichtliche
Skizze. Riedlingen: Ulrich 41981. Nachdruck der Ausgabe Ravensburg 1865. 72 S.

Dr. M. R. Buck: Der Bussen und seine Umgebung. Riedlingen: Ulrich. Nachdruck der Ausgabe
Sigmaringen 1868. 166 S.

Michel Richard Buck: Auf dem Bussen. Eine kulturgeschichtliche Rundschau. Einleitung von Walter Haag.
Riedlingen: Ulrich 1980. Nachdruck aus den Wüntembergischen Neujahrsblättern, Drittes Blatt 1886.
24 S., 47 S., mit Abb.

Was für eine Persönlichkeit muß der Mann gewesen sein, dessen Andenken in seinem Geburtsort im
besonderen und in Oberschwaben im allgemeinen noch fast hundert Jahre nach seinem Tod getreu bewahrt
wird? Am 26. September 1832 ist Michael Richard Buck, den alle Welt den Michel genannt hat, in Ertingen
bei Riedlingen als Bauernsohn auf die Welt gekommen. Der hochbegabte Bub durfte die höhere Schule
besuchen und in Tübingen Medizin studieren. An verschiedenen Orten Oberschwabens hat er als Arzt
praktiziert, zuletzt als königlicher Oberamtsarzt in Ehingen/Donau, wo er am 15. September 1888
gestorben ist.

Nach seinem Tod sind die Gedichte in schwäbischer Mundart unter dem Titel »Bagenga« herausgekommen
, das Beste auf diesem Gebiet vor Sebastian Blau. Heinz-Eugen Schramm, der über Michel Buck als
Mundartdichter promovierte, hat in seinem Brevier diese Gedichte erneut abgedruckt, ebenso wie Bucks
volkskundlich äußerst ergiebige »Erinnerungen aus meiner Kindheit«. Schramms Einleitung ist allerdings
bei dieser volkstümlichen Ausgabe recht kurz ausgefallen.

Der Arzt Michel Buck wäre schon längst vergessen, wenn es da nicht noch den Sprachforscher,
Volkskundler und Historiker Michel Buck gäbe, der während seines Studiums mit Ludwig Uhland in
Verbindung trat und der vom romantischen Geist der Altertumskunde beeinflußt war. Vom Arzt Michel
Buck würde auch keiner mehr reden, wenn es da nicht den sprachgewandten Schriftsteller gäbe, der jedes
Thema in ein reizvolles sprachliches Gewand kleiden konnte. Sein »Oberdeutsches Flurnamenbuch, ein

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