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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1984/0027
Die Junginger Audienzprotokolle von 1600-1625

len bestanden damals noch in Hausen, Stetten und Grosselfingen. Der Säger durfte von privaten
Kunden zehn Kreuzer pro Schnitt verlangen, von der Gemeinde dagegen nur die Hälfte. In
einer Urkunde aus der Zeit Graf Eitelfriedrichs IV., die Hans Bumiller einmal zitiert, deren
Original ich im Archiv allerdings nicht finden konnte, war deshalb angeordnet gewesen, die
Gemeinde solle ihm als Ausgleich jährlich drei Tannen geben. Um dieses Recht ficht Bumiller
einen jahrelangen Streit aus, und womöglich war dies der Anlaß zu den handgreiflichen
Auseinandersetzungen, in die er am Ende verwickelt erscheint.

Wir haben gesehen, daß die rege Bautätigkeit in Jungingen einen Zimmermann wohl
ernährt hätte. Dennoch heiratet der einzige namentlich erwähnte Zimmermann, Georg
Freudenmann, 1603 ins Württembergische. Ob jener Zimmermann, der 1611 im Pfarrhof die
Kuhkrippe, drei Türen, das Scheunentor und eine Schwelle unter die Haustür macht, aus
Jungingen stammt, wird nicht deutlich. Bei den Schreinern ist dagegen eine Kontinuität auf
dem Dorf sicherer zu erwarten. 1600/01 finden wir in diesem Metier Matthäus Klett und später
Matthäus Freudenmann, der 1608 einen Hausstand gründet. In weiteren holzverarbeitenden
Berufen arbeiten der Küfer (oder Kiebler) Hans Winter (p 1604), der Dreher Heinrich Reiter
und sein gleichnamiger Sohn, der bei ihm lernt (seit 1600), und die Rechenmacher Gedion
und Hans Pfister, Vater und Sohn. Ein Sattler Zumprecht Barth siedelte 1604 nach Hechingen
über, woher er offenbar auch stammte.

Auf die Textilherstellung in Jungingen verweisen die immer wieder auftretenden Hanfgärten
und die 1604 erwähnten Hanfbrechen. Gerade im Textilbereich wird man viel selbstversorgende
Hausindustrie erwarten dürfen, aber es sind auch berufsmäßige Weber nachzuweisen.
Wie und wo sie ihre Produkte veräußerten, ob sie etwa für auswärtige Verleger arbeiteten, ist
völlig unklar. Es wird nur in wenigen Häusern professionell gewoben. Das Paar Hans Riester
und Catharina Dietschin, die beede das Weber Handtwerckh beherrschten (1603), haben wir
schon kennengelernt. Hinzu kommen als Weber Adam Kohler, der 1606 heiratet, und Jacob
Speidel, der 1611 (wohl an der Pest) jung stirbt. Zwei weitere Weber, Michael Stippich und
Hans Hennenlotter, heiraten später (1612 bzw. 1623) nach auswärts. Auch Balthas Dierhaimer
scheint Weber zu sein. Er hatte 1603 von Hans Schwaben Mutter einen Webstuhl um 8 fl.
gekauft. Jetzt möchte er ihn gerne um den alten Preis zurückgeben, da er krank und seine Frau
gestorben sei. Schwab will den Webstuhl aber nicht zurücknehmen, zudem er khein weber sey
(1605). Auch mit Schneidern war das Dorf immer versorgt: als solcher ist für 1603 Hans
Freudenmann belegt und für 1604 Theis Knebel. 1609 wählt der Schneider Michel Spindler den
geistlichen Stand und geht nach Oberndorf ins Kloster. 1612 arbeitet Hans Flad in diesem
Handwerk.

Unter den metallverarbeitenden Handwerkern ragen die Schmiede heraus. Sie waren
wegen der wenigen, aber bedeutsamen Eisenteile und -geräte (Pflug, Räder, Hufeisen,
Werkzeuge) für das Dorf unentbehrlich. Man sieht die Gemeinde ständig besorgt, einen
Schmied ans Dorf zu binden - dies ist ein Hinweis darauf, daß die Schmiede der Gemeinde
gehörte. Im Gegensatz zu anderen Berufen, die fest in alten Junginger Familien verankert waren
(z. B. Säger, Bader, Bäcker) hatte zu diesem Zeitpunkt noch kein Junginger die Schmiedekunst
erlernt. Die auswärtigen Schmiede aber blieben immer und in jeder Hinsicht Fremde, ständig
zum Abwandern bereit. 1600 ist einmal ein Schmied Martin Vollmer belegt, dann begegnet uns
in diesem Metier bis 1605 Barthlin Wirth. Er klagt, daß er im Alter niemanden habe, der ihm bei
der schweren Arbeit hilft. Der Beuroner Probst dagegen biete ihm Schmiededienste und einen
Knecht-ein Angebot, das er sich nicht entgehen läßt (1604/05). Von 1605 an läßt sich Schmied
Georg Kientzler nachweisen, der 1610 oder 11 stirbt. Wie die Gemeinde darauf Einfluß nahm,
daß seine Witwe dem Dorf wieder zu einem Schmied verhalf, wissen wir bereits. Ihr zweiter
Mann Barthlin Hebich ist noch 1623 als Schmied belegt. 1611 - wohl in der Zeit der Vakanz -
hat kurzfristig ein Hans Faiß aus Onstmettingen hier die Schmiede betreut.

In der Metallverarbeitung finden wir noch einige andere Berufe, die jedoch in Jungingen

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