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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1984/0077
Wundärzte und Apotheker in Mengen

Ein Bürger und Apotheker Balthas Rieger aus Mengen wird 1578 erwähnt. Ob er in diesen
Jahren in Mengen eine Apotheke führte, konnte bisher nicht ermittelt werden28.

Der nächste, der sich entschloß, in Mengen eine Apotheke zu eröffnen, war Caspar Rieger,
am 3. Januar 1764 im benachbarten Saulgau geboren29. Seine Eltern waren die dortigen Bürger
Anton Rieger und Franziska geb. Nagler. Zunächst war der 19 Jahre alte Caspar Rieger am
3. Juli 1783 in die Klosterapotheke des Reichsstifts Zwiefalten eingetreten, um die Kunst der
Apotheker zu erlernen. Bis zum 28. August 1786 wurde er dort in allen theoretischen und
praktischen Dingen des Apothekerberufs unterwiesen. Sein Lehrherr, der Klosterapotheker
Johannes Josef Roy, bescheinigte ihm, daß er ein fleißiger, ehrlicher und intelligenter Mann
sei30.

Ein Jahr später, am 1. August 1787, jetzt 23 Jahre alt, bewarb sich der fertige Apothekergesell
mit einem Schreiben an das für Mengen zuständige Nellenburgische Kreisamt Stockach:
Caspar Rieger, Bürgers Sohn aus Sulgau, bittet, ihm in der Stadt Mengen eine Apotheke zu
errichten erlaubent . Als Gründe führte er an: 1. Gemäß Zeugnis habe er seine Ausbildung in
dem Reichsstift Zwiefalten erhalten. 2. Weil er in Freiburg seine Apothekerprüfung noch nicht
abgelegt habe, könne er zwar seinen Beruf noch nicht ausüben. Er schlage jedoch vor, bis zur
Ablegung seines Examens einen zu Freiburg geprüften und approbierten Provisor einzusetzen.
3. Sein Gesuch erfolge vor der abgelegten Prüfung, weil jetzt schon zur Sommerzeit die Kräuter
gesammelt werden müßten und die sonstigen chemischen Präparate herzustellen seien. 4.
Zwischen Stockach und Riedlingen existiere keine österreichische Apotheke, so daß die
österreichischen Untertanen gezwungen seien, ihre Rezepte in dem zum Reich gehörigen Ort
Meßkirch einzulösen. Beträchtliche Gelder flössen so in das Reich ab. 5. Er habe ein Vermögen
von 200 Gulden und könne noch eine Summe von 1500 Gulden nachweisen, falls erforderlich.
Er besitze somit hinlänglich Mittel, um seinen Beruf auszuüben.

Schon am 20. August 1787 nahmen im Namen des Magistrats von Mengen der Kanzleianwalt
Carl von Haubert, Joh. Baptist Knoblauch und der Stadtammann in einem Schreiben an
das Kreisamt in Stockach Stellung und ersuchten um Ablehnung aus folgenden Gründen32:1.
In Sigmaringen, Riedlingen und in dem kaum eine halbe Viertelstunde von Mengen entfernt
gelegenen Ort Ennetach existierten Apotheken. 2. Ein gewisser Chirurg Haeberle führe eine
kleine, für gut befundene Apotheke in Mengen. Man sei daher in der Lage, den verschreibenden
Ärzten die nötigen Medikamente zu beschaffen. 3. Vor mehreren Jahren gab es Apotheker, die
sich nicht ernähren konnten und daher von selbst Mengen verlassen hätten. 4. Der Bewerber
könne weder passende Räume kaufen noch mieten, in denen er eine Apotheke einrichten
könnte, da bekanntlich fast in jeder Wohnung zwei bis drei oder gar vier Familien wohnten.

Auch der Amtsarzt in Stockach, Dr. Sartorius, stimmte den Gründen des Stadtrats in
Mengen am 4. September 1787 zu33. Das Gesuch Riegers wurde am 15. September 1787 durch
das Oberamt Stockach abgelehnt. Mit der Absage schien Riegers Plan, in Mengen eine
Apotheke zu errichten, zunächst erledigt.

In den Berichten vom 17. Februar 1787 über die Lokal-Visitationen des vorländischen
Protomedikus Karl Anton Rodecker in Freiburg/Br. heißt es34: Stadt Mengen, allwo weder
Medicus noch Apotheker vorhanden, übrigens aber die Stadt mit Wundärzten und Hebammen

28 StA Sigmaringen, Dep. 39, FAS, Rub. 5, Kasten 1, Fach 2, Nr. 3.

29 Armin Wankmüller, Württembergische Apotheker des 16./18. Jahrhunderts. In: Wankmüller,
Beiträge zur Württ. Apothekengeschichte, 1950-1977, Bd. VIII, S. 60; KKA Saulgau, Taufbuch Nr. 4,
Eintrag Nr. 59, 1748-1772.

30 A Mengen (wie Anm. 21) f. 1.

31 Ebd. f. 4.

32 Ebd. f. 1.

33 Ebd. f. 2ff.

34 HStA Stuttgart (wie Anm. 12) f. 73.

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