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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1984/0078
Walter Kempe

gehörig versehen ist, wurde kein Anlaß zu besonderen Beanstandungen gefunden. Die
Wundärzte konnten den Bedarf an Medikamenten also decken.

1.4 Die medizinische Versorgung Ennetachs und Friedherg-Scheers
gegen Ende des 18. Jahrhunderts

Die jenseits der Grenze in Ennetach gelegene Apotheke war die Hausapotheke des
medizinischen Doktors Johann Leonardus Stark35. Um 1777 hatte er dort in einem der
Herrschaft gehörenden Haus seine Praxis eröffnet. Stark kam aus Dattenhausen, war verheiratet
, hatte aber keine Kinder. Er war in der Grafschaft Friedberg-Scheer als Arzt aufgenommen
worden, erhielt jedoch keine öffentlichen Bezüge, wie Wartgeld etc. Man hatte gehofft, daß
seine Praxis in Ennetach genügend Einkünfte für seinen Lebensunterhalt bringen würde. Da in
der ganzen Grafschaft keine Apotheke bestand und die verordneten Rezepte außerhalb
eingelöst werden mußten, entschloß sich Dr. Stark, selbst Arzneimittel zu bevorraten, was für
ihn mit erheblichen Kosten verbunden war.

Im Jahre 1778 war der Krankenstand in dieser Gegend wider Erwarten niedrig, so daß die
Einkünfte Dr. Starks nicht langten, um alle bezogenen Medikamente bei den Lieferanten zu
bezahlen. Selbst Kleidung, Bücher und Lebensmittel mußte er auf Kredit beziehen. Hinzu kam,
daß die Bevölkerung sich nach wie vor lieber von den Wundärzten behandeln ließ.

Am 4. März 1779 schlug die Oberamtskanzlei zu Scheer vor, feste Bezüge für Dr. Stark aus
der herrschaftlichen Schatulle und anderen Kassen einzuführen, so wie sie früher Dr. Zhrin als
Leib- und Landschaftsphysikus des Grafen Leopold August erhalten hatte. Im Jahre 1795 war
dann in Scheer als Rath und Physikus ein Dr. Kolros tätig. In seinem Physikatsbericht vom
18. Juli 1795 zeigt er die Mängel in der medizinischen Versorgung Friedberg-Scheers auf und
schlug vor, einen Landschaftsphysikus und einen Landschafts-Wundarzt, der gleichzeitig
Geburtshelfer sein solle, einzustellen. Auch eine gute Hebamme sollte tätig werden. Der Arzt
sollte an einem zentral gelegenen Ort der Landschaft wohnen, um überall schnell zur Stelle zu
sein. Auf die Anregungen von Dr. Kolros hin schlug das Oberamt Scheer der Regierung als
Landschaftswundarzt den Contigents-Feldscherer Luib von Ennetach vor, der zur Ausbildung
nach Würzburg geschickt werden könnte.

Unter Dr. Kolros wurde auch für Friedberg-Scheer die im Jahre 1796 erlassene fürstlich
Thum- und Taxische Medizinal-Ordnung eingeführt. Sie regelte die Ausbildung, Tätigkeit und
Gebührenforderung der Ärzte, Wundärzte und Hebammen und die Aufsicht des Landschaftsphysikus
über die zum Medizinalwesen gehörenden Personen in ähnlicher Form, wie schon in
Österreich.

Wundärzte erhielten gedruckte Merkblätter über Rettungsmittel in plötzlichen Lebensgefahren
(Erste Hilfe), Hebammen gedruckte allgemeine Übersicht des Verhaltens von Hebammen
und Müttern bei normalen Geburten. Beide Merkblätter waren von einem Dr. Christian
August Struve aus Görlitz verfaßt.

Nach 1806 gehörte dann Friedberg-Scheer, wie Mengen, zum Königreich Württemberg.

1.5 Die Familie des Wundarztes Jakob Luib

Um 1785 beginnt ein gewisser Jakob Luib seine Tätigkeit als Wundarzt. Sein Vater war der
Ratsschreiber und Schulmeister Wunibald Luib, die Familie ist nach Laub etwa um 1600 von
Fulgenstadt eingewandert36. Wunibald hatte 1760 in Habsthal Anna Maria Siegel aus Pf Ullendorf
geheiratet. Der Sohn Jakob wurde 1761 in Mengen geboren. 1785 kaufte Wunibald das

35 StA Sigmaringen, Dep. 30, Fürstlich Thum und Taxissches Archiv Obermarchtal, Akten Friedberg-
Scheer, Rep. II K XI, Fach 4, Nr. 1-55; Paket 251.

36 KKA Mengen, Totenregister I, (1808-1840) S. 191, Nr. 74; Laub (wie Anm. 10) S. 297.

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