Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1984/0080
Walter Kempe

unverzüglich in Freiburg prüfen zu lassen oder die Apotheke sofort durch einen geprüften
Provisor verwalten zu lassen.

Am 20. September 1790 unterzog sich dann Caspar Rieger an der kaiserlich-königlichen
Hohen Schule zu Freiburg/B reis gau der Prüfung als Apotheker und erhielt die Erlaubnis zur
Führung einer Apotheke, d. h. die Approbation46.

Im gleichen Jahr wurde er als Bürger von Waldsee angenommen, heiratete die Witwe seines
verstorbenen Chefs und wurde Eigentümer der Apotheke47.

Rieger muß während seiner 13jährigen Tätigkeit vielfach Neid und Mißgunst ausgesetzt
gewesen sein48. Als Feinde dürfte er einflußreiche Bürger gehabt haben. Nicht zuletzt führte
sein Temperament zu Komplikationen. Das wurde ersichtlich bei dem heftigen Kampf um die
Errichtung einer zweiten Apotheke in Waldsee durch den Handelsmann Kees und dessen Sohn,
dem Apotheker Johann Nepomuk Kees, im Jahre 1802. Für Rieger spricht, daß ihn der
Stadtarzt von Waldsee, Dr. Premauer, u. a. wohl für flüchtig, aber doch für einen geschickten
Apotheker hielt. Er verkaufte seine Apotheke am 20. Mai 1802 aus vorwiegend wirtschaftlichen
Gründen an den 29jährigen Franz Karl Hülz aus Tettnang für 6000 Gulden49. Der Erlös ging an
seine Stieftochter.

Hülz wurde im gleichen Jahr als Bürger von Waldsee angenommen und heiratete die ledige
Bürgerin Theresia Bek, Riegers Stieftochter.

Im Juli 1802 erscheint Caspar Rieger als Apothekenvisitator, - heute entspricht dies der
Tätigkeit eines Pharmazierates. Der Kreisarzt Dr. Maag hatte ihn zu der Eröffnungsbesichtigung
der Eggerschen Apotheke in Altdorf (heute Weingarten) herangezogen50.

Seine zweite Bewerbung um Eröffnung einer Apotheke in Mengen erfolgte am 24. Oktober
1802 beim Oberamt Stockach51. Er legte hierbei die Kopie seines Diploms als öffentlich
geprüfter Apotheker vor, verwies auf seine 13jährige Tätigkeit in Waldsee und auf den Verkauf
der Apotheke zu Gunsten seiner Stieftochter Theresia Bek an seinen Schwiegersohn Hülz. Er
begründet sein Gesuch u. a. damit, daß außer in Mengen in allen vorderösterreichischen Städten
und Märkten eine Apotheke existiere. Der neu angestellte Stadtphysikus Dr. Kehle, einige
Magistratsmitglieder und der größte Teil der Bürgerschaft wünschten nach seiner Meinung eine
vollständige und normalmäßig eingerichtete Apotheke. Rieger prangerte an, daß im Rat
sitzende Chirurgen Arzneimittel führten, da keine normalmäßige Apotheke vorhanden sei. Er
könne alle Composita und Präparate selbst herstellen, die der Chirurg (Wundarzt) von
Materialisten (Großhändlern) oder Hausierern kaufen muß. Es handele sich oft um verdorbene
oder verfälschte Waren, die den Kranken in manchen Fällen der Todesgefahr aussetzten oder
wegen der Unwirksamkeit an der Heilung hinderten.

Das Oberamt Stockach stimmte am 2. April 1803 der Errichtung einer Apotheke zu. Caspar
Rieger hat sich ausgewiesen, daß er von der K. K. Hohen Schule in Freihurg als Apotheker
geprüft wurde und ein Diplom zur Ausübung seiner Kunst erhalten hat. Außerdem möchten der
Stadtphysikus Dr. Kehle und die dortige Bürgerschaft eine normalmäßige Apotheke haben. Der
Nutzen wird anerkannt, den eine gut eingerichtete normalmäßige Apotheke für das Publikum
hat. Dem Caspar Rieger wird hiermit die Erlaubnis erteilt, eine Apotheke in Mengen nach den
bestehenden Verordnungen zu errichten*2.

Caspar Rieger kaufte nun in Mengen von dem Bürger und Handelsmann Bernhard Abbt das
Haus Nr. 130 zum Preis von 2500 Gulden. Am nächsten Tag, dem 14. April 1803, erschien er

46 A Mengen (wie Anm. 21) f. 10.

47 A Bad Waldsee, Sailersche Chronik (1790) S. 1977.

48 A Bad Waldsee, Sailersche Chronik (1802) S. 1973 u. 2216; Ratsprotokolle (1802-1803).

49 A Bad Waldsee, Sailersche Chronik (1802) S. 2216; HStA Stuttgart, B 60, Bü 86.

50 A Weingarten, Altregister (Apoth. Egger) (1801).

51 A Mengen (wie Anm. 21) f. lOff.

52 Ebd. I ii.

78


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1984/0080