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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1984/0094
Walter Kempe

Sallinger aus Donauwörth zu heiraten137. In dieser Zeit reiften auch die Pläne zum Kauf der
Apotheke. Der 29. Februar 1864 wird als der offizielle Kauftermin der Apotheke genannt. Den
Spezereiladen führte seine Mutter weiter138. Einige Jahre später gab er dem Stadtschultheißenamt
Mengen Einzelheiten über die damals gezahlte Verkaufssumme von 32000 Gulden an. Der
Wert der Gebäude berechnet sich zu 16000 Gulden, die zum Betrieb des Apothekengewerbes
vorhandenen Einrichtungen und die präparierten Arzneistoffe zu 4000 Gulden, bleiben für die
Apothekenberechtigung 12000 Gulden. Indessen hätte zur Zeit der Übernahme 1864 diese
[Apotheken-]Berechtigung einen höheren Wert gehabt, wenn sie an einen Fremden verkauft
und nicht dem Sohn übergeben worden wäre.

Im Herbst des Jahres 1864 traf Josef Luib unerwartet einen Schicksalsschlag. Seine junge
Frau Walburga Antonia starb im Alter von 27 Jahren als Wöchnerin nach der Geburt des

I, Kindes am 1. Oktober 1864139.

Josef Luib hielt die Verbindung zu Wien, wo sein Vater als Apotheker ausgebildet worden
war, ebenfalls aufrecht. Er reiste im Sommer 1868 dorthin. Zu dieser Zeit, am 3. Juni 1868,
erfolgte eine dritte Petition der Orte des ehemaligen Amtsverbandes Hohentengen140. Luib
hatte die Wahrnehmung seiner Interessen dem Saulgauer Anwalt Haldenwang übergeben, der
am 20. August 1868 dem Oberamt Saulgau einen 15seitigen Einspruch gegen die Errichtung
einer Filialapotheke in Hohentengen zukommen ließ. Nach der ausführlichen Darstellung der
Vorgeschichte seit 1856 vermutete Haldenwang als Anlaß des erneuten Antrags die Bereitwilligkeit
des Apothekers Stänglen, Saulgau, an Stelle seiner verlorengegangenen Filialapotheke in
Altshausen, die jetzt als selbständige Apotheke geführt wurde, eine solche in Hohentengen zu
errichten. Ein dringendes Bedürfnis seitens der Einwohner von Hohentengen und Umgebung
wird bestritten. Außerdem sei von der Einwohnerzahl her der Bedarf einer vierten Apotheke im
Bezirk keineswegs begründet. Das bisher im Lande übliche Verhältnis betrug ca. 7500 Einwohner
pro Apotheke. Bei einem Durchschnittspreis pro Rezept von nicht über 20 Kreuzern,
bedingt durch die geringe Kaufkraft der nicht wohlhabenden Bevölkerung der dortigen
Gegend, dürfte die wirtschaftliche Begründung der Ablehnung nach wie vor im Vordergrund
stehen. Noch ungünstiger würde sich im Jahr 1868 die ärztliche Versorgung in Hohentengen
gestalten. 1856 und 1861 bis 1863 wäre wenigstens ein Arzt am Ort gewesen, jetzt sei keiner
mehr dort. Noch nicht einmal ein Geburtshelfer, sondern nur ein gewöhnlicher Wundarzt

II. Abteilung sei ansässig. Die ärztliche Versorgung von Mengen aus durch Dr. Vogel und von
Saulgau aus durch Oberamtsarzt Dr. Boscher und den Sohn des ehemaligen Oberamtsarztes
Dr. Martini jr. wäre so vortrefflich, daß die Niederlassung eines Arztes in Hohentengen so gut
wie unmöglich gemacht sei. Die Medikamente seien aus diesen Städten bald zur Hand.
Außerdem käme zu der bisherigen Anziehungskraft von Mengen und von Saulgau auf die
Bewohner der benachbarten Orte als Markt- und Schrannenplätze noch zusätzlich die
Erschließung durch die entstehende Eisenbahnverbindung mit den Stationen Mengen, Saulgau
und Ostrach. Oberamtsarzt Dr. Boscher führte ebenfalls Gründe gegen die Errichtung einer
Filialapotheke in Hohentengen an. Haldenwang verwies darauf, daß die Errichtung der
Apotheke für die Gegend von Hohentengen einen sehr zweifelhaften Nutzen bringe, dagegen
seinem Mandanten Luib sicheren und bei dem bisherigen reellen Betrieb seiner Apotheke
unverdienten Schaden. Das fragliche Concessionsgesuch solle als unbegründet abgewiesen
werden.

Im Jahre 1868 wurden in der Stadt-Apotheke 6000 Rezepte angefertigt141, davon ca. 1200
für Personen aus dem Bereich des Amtsverbandes Hohentengen. Josef Luib beschäftigte damals

137 KKA Mengen, Eheregister I (1808-1874).

138 StA Sigmaringen, Wü 65/31, Oberamt Saulgau, Apotheken, ZR Nr. 2196, AZ 8110,10(1872-1919).

139 KKA Mengen, Totenregister II (1841-1874).

140 StA Sigmaringen (wie Anm. 126).

141 StA Ludwigsburg (wie Anm. 131) f. 20.

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