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Walter Kempe
4.2 Die Führung der Apotheke durch die Witwe Hartmann
Emilie Hartmann mußte sich nach dem Tode ihres Mannes nach einem Apothekenverwalter
umsehen, der den Betrieb weiterführte. Vor allem war den beim Kauf der Apotheke
eingegangenen erheblichen finanziellen Verpflichtungen nachzukommen. Die jährlichen
Hypothekenzinsen betrugen damals 4%. Der Rest der Kaufsumme sollte in jährlichen Raten
bis spätestens 1906 abgezahlt werden155. '
Am 26. November 1888 wurde Apotheker Otto Schmid als Apothekenverwalter offiziell
eingeführt156 und vom Oberamt Saulgau kurz darauf vereidigt. Wie lange er in Mengen
arbeitete, ist nicht bekannt. Als nächster Apothekenverwalter wird Apotheker Franz Wahl aus
Weingarten genannt, der die Apotheke im April 1889 übernahm157.
Die Hartmannsche Apotheke... in rabro wurde am 14. Mai 1892 durch den Physikatsver-
weser des Oberamtes, Dr. med. Hartmann aus Altshausen, überprüft158. Wahl beklagt sich
hierbei, daß in einer Drogenhandlung zu Mengen Artikel abgegeben würden, zu deren Abgabe
dieselbe keine Berechtigung habe. Während seiner Tätigkeit hatte er mehrmals Anträge gestellt,
Lehrlinge auszubilden, ohne gleichzeitig einen Gehilfen anstellen zu müssen, wie das Gesetz es
gebot159.
Im Jahre 1894 wurde der Besitz auf den Namen der Witwe übertragen und das Haus baulich
verbessert. Der Spezereiladen dürfte hierbei entfernt worden sein, da vermerkt ist: Nur noch
Apotheke1™.
Die 31jährige Witwe heiratete schließlich am 5. Juni 1895 den 34jährigen Apotheker Carl
Eggenfels161.
4.3 Carl Eggenfels (1895-1912)
Eggenfels war der Sohn des Clemens Eggenfels, Eigentümer der Löwenapotheke in
Ehingen/Donau162. Der Vater verkaufte seine Apotheke am 5. März 1897 an Eduard Krafft
zum Preis von 135000 Gulden163. Carl Eggenfels selbst wohnte mindestens seit 1895 in
Mengen. Seine Apothekerprüfung hatte er 1887 in München abgelegt.
Aufgrund der Wiederverheiratung mußten die Vermögensverhältnisse neu geordnet werden
, vor allem, um die Erbansprüche der beiden Kinder aus erster Ehe zu sichern. Die gesamten
Liegenschaften und Vermögenswerte gingen in das ausschließliche Eigentum seiner Frau über,
während die zwei Kinder hinsichtlich ihrer Vatergutsansprüche in Geld abgefertigt wurden164.
In dem Erbabfertigungsvertrag165 wurde der Wert der Liegenschaft, Einrichtung der Apotheke
und Warenlager mit 75 000 MK und der für die Konzession mit 60000 MK, insgesamt also mit
155 A Mengen (wie Anm. 147).
156 StA Sigmaringen (wie Anm. 138).
157 StA Ludwigsburg (wie Anm. 131).
158 StA Sigmaringen, Wü 65/31, Oberamt Saulgau, Apothekenvisitationen, ZR Nr. 2197, AZ 8110,13
(1885-1937).
159 StA Ludwigsburg (wie Anm. 131) f. 50; E 162 I, Bü 1103; Visitation der Eggenfelsschen (vorm.
Hartmannschen) Apotheke (1892-1904).
160 A Mengen (wie Anm. 132).
161 A Mengen, Güterbuch VI, S. 489-491.
162 Armin Wankmüller, Apotheker aus den Matrikeln der Universität Tübingen. In: Beiträge zur
Württembergischen Apotheken-Geschichte Bd. VI, S. 25.
163 A Ehingen, Kaufbuch 1897, S. 21.
164 A Mengen, Güterbuch VI.
165 StA Ludwigsburg (wie Anm. 131) f. 63.
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