Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1984/0191
Die Juden in Hechingen als religiöse Gemeinde

VIII. KULTGEGENSTÄNDE

Tafel V: Zu sehen sind in dekorative Umhänge gehüllte, verschieden große Tora-Rollen.
Aus den Mänteln ragen oben je zwei kräftige, gedrechselte Haltegriffe empor. Fünf dieser
Rollen fallen besonders ins Auge: Sie sind mit Brustschilden und Zeigestäben behängt402. Alle
fünf Tora-Schilde sind mit Glöckchen versehen. Zwei Stangenpaare dieser Rollen weisen
dazuhin besondere Aufsätze (Rimmonim) auf.

Im Folgenden werden lediglich die fünf Tora-Rollen beschrieben, die mit Brustschild und
Zeigestab geschmückt sind.

Untere Reihe halblinks: Tora-Schild und zwei Aufsätze für die Stangen der Tora-Rollen
neueren Datums, gestiftet von der Familie Baruch; halbrechts: Tora-Schild und Zeiger aus der
Rokokozeit; zwei neue Aufsätze (Rimmonim) mit Tora-Kronen, gestiftet vom Israelitischen
Frauenverein. Auch auf dem breitgesäumten Mantel ist eine Krone dargestellt.

Obere Reihe links: Brustschild der Tora-Rolle aus dem Jahre 1796. Lesestab; Mitte:
Brustschild aus dem Jahre 1680. Zeigestab; rechts: ein vermutlich älterer Brustschild. Zeiger.

7. Tora-Rollenm

Im Tora-Schrein (Aron hakodesch)w befinden sich die Tora-Rollen für die Verwendung im
Gottesdienst. Diese Schriftrollen bestehen aus Pergament405 und sind von besonders ausgebildeten
Schreibern (Sofer) mit dem Text der Tora (dem Fünfbuch) von Hand geschrieben. Die
sorgfältig und voller Ergebenheit hergestellten Tora-Rollen müssen den Vorschriften entsprechen
und ohne Makel sein. Unbrauchbar gewordene Rollen werden auf Friedhöfen begraben,
um zu verhindern, daß sie in fremde Hände geraten und der geheiligte Gottesname entweiht
werden könnte. Die beiden Enden der Rolle sind an Holzstäben befestigt. Das Pergament wird
um die beiden Stöcke zueinandergerollt. Oben und unten sind die Stöcke mit kräftigen Griffen
versehen. Zwischen Griff und Stab wird je eine flache Holzscheibe eingeschoben, die so groß
ist, daß die Ränder des Pergaments in zusammengerolltem Zustand auf der Holzfläche ruhen.
Dadurch wird nicht nur das Aufrollen erleichtert, die Blätter werden so auch vor Beschädigungen
bewahrt, wenn sie auf den Almemor gelegt werden406. Die Rolle wird mit einer Binde
(Tora-Wimpel) umwickelt und mit einem buntbestickten Mantel umhüllt. Ferner wird sie noch
mit Schmuck geziert, der in Form von Türmen, Glöckchen, Granatäpfeln oder Kronen an den
oberen Handgriffen angebracht ist. Die Krone symbolisiert in diesem Zusammenhang die Tora,
ein Paar Granatäpfel sollen als Sinnbild für die Treue gegenüber der Tora an die Verzierung der
hohenpriesterlichen Kleidung erinnern. Häufig ist (im aschkenasischen Ritus) die Hülle an der
Vorderseite auch noch mit einem (meist aus Silber gearbeiteten) Schild (Tas) versehen. Diese

402 Ein Zeiger 0ad) wurde benutzt, um zu vermeiden, daß die zur Lesung Aufgerufenen den Text mit der
Hand berührten.

403 In Hechingen waren Mitte der dreißiger Jahre dieses Jahrhunderts sowohl der Begriff Tora-Rollen (bei
Carl Hamburger - CAHJP, Inventarnummer 1014/9) als auch der Terminus Gesetzes-Rollen (bei Leon
Schmalzbach - HHBH, R. 14) üblich. Um Mißverständnissen vorzubeugen, verwende ich ausschließlich
den Ausdruck Tora-Rollen.

404 Behälter zur Aufbewahrung der Tora-Rollen; im aschkenasischen Ritus »'aron qodäsh« (= heilige
Lade) genannt. Schmalzbach nannte ihn Lade mit den Gesetzesrollen. Er befindet sich in der Regel an der
dem Tempelberg in Jerusalem zugekehrten Wand, in der westlichen Diaspora also an der Ostwand (bzw.
Südostwand) der Synagoge (vgl. KLJ, S. 302).

405 Die Tierart, aus deren Haupt das Pergament hergestellt ist, muß nach den Speisevorschriften als rein
gelten.

406 Von diesem Podium aus wird die Tora, die an die Menschen gerichtete Lehre, verlesen.

189


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1984/0191