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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1985/0088
Manuel Werner

Hinfort fungierte in Hechingen vermutlich nur noch ein Schächter.
Jakob Rexinger

In den Bemerkungen zum Grab des Jakob Rexinger (Grab Nr. 256)615 ist der Zusatz
»Schochet in Hechingen« - im Original in hebräischer Sprache - aufgeführt. Er war Sohn des
Baruch Rexinger von Rexingen. Bei religiösen Feierlichkeiten der Familie Kaulla in Stuttgart
verdiente er sich durch Singen jährlich 50Gulden616. Er wurde am 18. Januar 1772 geboren und
starb am 12. November 1853. Die hebräische Inschrift fügt zum Todesdatum erklärend hinzu:
das ist der 11. Cheschwan. Jakob Rexinger war mit einer Frau namens Sara verheiratet.

Markus Gutmann

Der letzte Schächter der israelitischen Gemeinde war Marcus (Markus) Gutmann617. Er
wurde am 3.6.1862 in Polangen/Litauen geboren, war in zweiter Ehe mit Berta, geb.
Hohenemser aus Haigerloch verheiratet und wohnte in der Goldschmiedstraße 28. Gutmann
verstarb am 8.Januar 1937 als Witwer in seinem Wohnort Hechingen. Seine Funktion als
Kultusbeamter übte er von 1892 bis 1934 aus618. Laut den Hohenzollernschen Blättern trat das
Schächtverbot allerdings gesetzlich bereits am l.Mai 1933 in Kraft. Vor dem Schächtverbot
mußte Gutmann Großvieh im Städtischen Schlachthaus Schächten, weil kommunaler Schlachthauszwang
herrschte. Im Gemeindehaus haben dann die jüdischen Hausfrauen das koschere
Fleisch der geschächteten Tiere abgeholt619.

5. Toraschreiber (Sofer)620

Die aus Pergament621 bestehenden Tora-Rollen werden von Hand beschrieben. Eine Tora-
Rolle enthält den gesamten Pentateuch, d. h. die fünf Bücher Mose, auf einer langen Pergamentrolle
. Die gesamte Schriftrolle besteht aus Einzelblättern. Diese werden einzeln beschrieben und
anschließend sorgfältig zusammengenäht. Das Nähen erfolgt mit Fäden, die aus den Sehnen
koscherer (d.h. rituell reiner) Tiere hergestellt wurden. Ebenso wie das Pergament muß auch die
Tinte rituellen Vorschriften entsprechen. Sie soll pechschwarz und dauerhaft sein. Weiterhin
soll sie so beschaffen sein, daß sie ziemlich dick aufgetragen werden kann, ohne später beim
Aufrollen der Schriftrolle rissig zu werden und abzublättern. Die meisten Schreiber bereiten
ihre Tinte eigenhändig nach einem streng gehüteten Rezept zu. Zum Schreiben verwenden sie
einen Federkiel von einer Gänse- oder Truthahnfeder. Der Text ist in Spalten angeordnet, wobei
eine Spalte zwischen vierzig und sechzig Zeilen umfaßt. Im allgemeinen sind die Pergamentblätter
so breit, daß vier oder fünf Spalten nebeneinander Platz haben. Die fünf Bücher Mose
bestehen insgesamt aus knapp zweihundert Spalten; für eine vollständige Rolle werden also
ungefähr vierzig Pergamentblätter benötigt.

Der Pentateuch wird in der hebräischen Konsonantensprache von rechts nach links
geschrieben. Alle Spalten müssen vollkommen gleichmäßig sein, alle Zeilen in gerader Linie
beginnen und auslaufen. Kein einziges Wort darf getrennt werden; trotzdem muß jede Zeile
genau am Ende der Spalte aufhören. Sollte das trotz aller Schönschreibkunst unmöglich sein,

615 GL, S. XDVIII.

616 Vgl. den Bericht von Paurs vom 23. April 1819. Lageron: StAS Ho 6 Akten ZR 283.

617 Laut Aussagen von Zeitgenossen.

618 Vgl. GL, S. CXXI.

619 Laut Aussagen von Zeitgenossen.

620 Die Aufgabe des Sofer (Schreiber, Schriftgelehrter) war von der talmudischen Zeit an auf bloße
Schreibtätigkeit (Schreiben von Tora-Rollen, Pergamenten für Gebetsriemen und Mezuzot) beschränkt.

621 Die Tierart, aus deren Haut das Pergament hergestellt wird, muß nach den Speisevorschriften als rein
gelten.

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