Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1986/0026
Wilfried Pfefferkorn

wurden zur Erzielung einer einheitlichen Front große Flächen aufgefüttert mit Mörtel und
Ziegelbrocken. Es muß also angenommen werden, daß zur Darstellung einer enorm hohen
und wehrhaften Burg die Grenze zwischen Fels und Mauerwerk durch den alles überziehenden
Putz kaschiert wurde.

- An einigen Stellen wurden sich anbietende Felsteile auf Mauerdicke abgespitzt, die »Mauer«
also nicht gemauert, sondern aus dem Fels herausgearbeitet. Dies ist der Fall am Eingang zum
Nordturm vom Oberen Hof her, auf geringere Höhe an der Nordmauer im weiteren Verlauf,
aber auch an der Südseite an den beiden Enden, wo Schenkelmauern gleich die Ummauerung
der Vorburg anschließt. Dieses Vorgehen zeigt, daß ein Plan gefaßt wurde, den man dem
Felsen aufgezwungen hat. Damit wäre auch widerlegt, wer die eigenartige Grundrißform auf
geologische Vorgaben zurückführen möchte.

- Besondere Beachtung verdient in diesem Zusammenhang der Felssockel des Nordturmes: Er
scheint an der Unterkante des Mauerwerkes hinter dieses zurückzuspringen. An der
Westseite ist jedoch zu erkennen, daß ringsum noch eine Vormauerung vorhanden war. Diese
stand gegenüber dem genannten Mauerwerk etwas vor, so daß die Außenfläche des Turmes
schon hier, wie weiter oben nochmals, durch einen Rücksprung gegliedert wurde. Vielleicht
waren wehrtechnische Gründe für diese Ausführung maßgebend. Schließlich hätte ein
Gegner, der im Zuge einer Belagerung den Turm unterminieren und evtl. sprengen wollte,
nach 30 Zentimeter Tiefe auf »Fels gebissen«. Auch hier muß also der Felssockel von
vornherein in die Planung einbezogen gewesen sein21.

Die im vorhandenen Restbaubestand noch erkennbaren Treppen sind sowohl für das
Studium der Grundrißfunktionen als auch für Datierungsversuche wichtige Indizien. Die
äußere Treppenrampe als Hauptzugang zur Kernburg wurde bereits beschrieben. Die im
Ostturm festgestellte aber noch unter Schutt liegende Treppe war nie soweit zugänglich, daß
über ihre Einzelheiten Aussagen möglich wären. Deshalb zum Stumpf des Treppenturmes am
Palas im Oberen Hof: Während am Mauerwerk selbst die geringste auf Falkenstein überhaupt
anzutreffende Qualität vorliegt, zeugt der gewendelte Treppenlauf, soweit aus den Resten
geschlossen werden kann, von einer gewissen handwerklichen Qualität. Erkennbar sind noch
sechs Stufen aus einem grünlichen Sandstein mit der bequemen Steigungshöhe von 16 Zentimetern
bei einer ausreichenden Laufbreite von etwa 1,15 Metern22. Leider sind nur noch die im
Mauerwerk verbliebenen Ansätze der Stufen erkennbar. Sie haben dort eine Breite von
42 Zentimetern. Die Treppe stieg einst im Uhrzeigersinn an. Die genannten Einzelheiten lassen
es zu, sie dem Repräsentations- bzw. Wohnbereich zuzuordnen.

Zwei weitere Treppenreste sind an der nördlichen Ringmauer erhalten geblieben, sie wurden
wie vorgefunden rekonstruiert. Da ist zunächst die einläufige gerade Differenztreppe zwischen
Hofniveau und Eingangspodest zum Nordturm mit Stufen aus Mauerziegeln. Hier werden mit
sechs Steigungen von etwa 18 Zentimeter Höhe bei 30 Zentimeter Auftrittsbreite und einer
Stufenlänge von 1,20 Metern knapp 1,10 Meter Höhendifferenz überwunden.

Gleich neben dieser Treppe ist ein in Gegenrichtung steigender, im Mittel 70 Zentimeter
breiter Aufgang in die Mauerflanke eingearbeitet. Die Reste waren sehr spärlich und konnten
aus Sicherheitsgründen nur andeutungsweise rekonstruiert werden. Die beiden ersten Stufen
sind wie der Mauersockel selbst aus dem Felsen gehauen. Die Steigung beträgt etwa 25 Zentimeter
bei 30-35 Zentimeter Auftrittsbreite. Zweck dieser Stufen war es offensichtlich, vom
Hofniveau zu einem Wehrgang bzw. Umgang auf der Mauerkrone zu gelangen.

21 Zwar sind im Buntsandsteingebiet der Pfalz und des Elsaß viel weitergehende Manipulationen mit den
Burgfelsen anzutreffen, aber im Bereich des Schwäbischen Jura kann der Falkenstein als Ausnahme gelten.

22 Der Sandstein der Stufen stammt aus dem bereits 5 km südlich der Burg beginnenden Voralpenland, er
ist tertiären Ursprungs, die grüne Färbung ist verursacht durch Glaukonit, einem Silikat. Vgl. Geologische
Karte für BW 1:25000, Blatt 8119 Eigeltingen, Stuttgart 1978. Begleitheft S. 15.

24


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1986/0026