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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1986/0027
Die Burgruine Falkenstein an der Donau

Der Abgang in die Keller entlang der Südseite war nur als Schuttrampe auf der Felssohle
feststellbar.

Die Offnungen für Fenster und Türen innerhalb der Mauern sind auf Grund ihrer Form,
Lage, Größe, Art und Material der Einfassungen als Indizien für die Funktion und Datierung
von Bauteilen noch wichtiger als die zuvor beschriebenen Treppen. Leider haben sich davon
nicht viel aussagekräftige Einzelheiten erhalten. Türöffnungen sind durchweg nur als unförmige
Ausbrüche erhalten, kaum daß sich die genaue Lage ermitteln läßt, weil die Gewände aus
Werkstein (oder aus Holz?) fehlen. Lediglich an einer Stelle, am Zugang zum hintersten Keller
an der Südseite sind in situ die unteren Teile einer sorgfältig gearbeiteten Tuffsteineinfassung
erhalten. Die Werkstücke haben eine kräftige Fase, die oberhalb des Fußbodens zur Kante
ausläuft.

Fensteröffnungen sind zwar vollständig erhalten, aber lediglich in Form der zeitlosen Luft-
und Lichtscharten im Bereich der Kellerräume. Es fällt auf, daß keineswegs alle derartigen
Räume Fenster hatten, wie schon oben erwähnt, fehlen sie an den beiden Kellern im Palas an der
Nordseite. Das backsteingefütterte Fenster des einen dieser Keller gegen den Hof scheint später
eingebrochen zu sein.

Für eine relative Chronologie interessant ist ein Fenster an der Südseite, weil es durch die
außen heraufführende Treppenrampe verdeckt wird und mithin einem älteren Bauzustand
zugeordnet werden kann . Alle diese Fenster hatten übrigens innen als Sturz ehemals
Holzteile, die nach der langen Ruinenzeit inzwischen fehlen. Die erhaltenen Abdrücke lassen
erkennen, daß teilweise nur Brett- oder Bohlenstücke geringer Dicke eingemauert wurden. Dies
spricht für eine handwerkliche Auffassung, wie sie erst im ausgehenden Mittelalter anzutreffen
ist24. Daher wird auch erklärlich, daß der erhaltene Baubestand des Palas so gering ist: Die
zahlreichen Fenster in so schlechter Mauerqualität führen zu schnellem Verfall!

Der östliche Zugang (= jetzige Eingang) am Bug der Kemburg ist offensichtlich jünger als
das dortige Mauerwerk. Deutlich war zu erkennen, daß ein grober Mauerdurchbruch beidseits
durch eine kleinteilige Vormauerung nachträglich wieder saubere Flanken erhalten hat. Im
Bereich dieses Durchganges war übrigens der Boden mit Mauerziegeln gepflastert (Format
15/30/6 Zentimeter), während gegen den Hof hin ein großflächiger Belag aus Sandsteinplatten
begann, von dem eine Platte 58/100 Zentimeter aus dem grünen Sandstein, wie die Stufen am
Palastreppenturm, dokumentiert ist. War wohl der ganze Hof so belegt?

An der nordwestlichen Außenseite klebt zwischen Nordturm und NW-Ecke an einem
Felsspalt noch ein kleiner Rest /2-Stein dicken Ziegelmauerwerks, das sicher einst zu einem
Abortschacht gehörte. Derartige Schächte - anstelle von Aborterkern - mit geschlossenen
Außenseiten sind für Renaissancebauten mehrfach nachgewiesen25.

23 Diese Aussage bedeutet nicht, daß besagtes Fenster wesentlich älter sein muß als die später davorge-
baute Rampe. Ursache kann ein Meßfehler oder ein Planungsirrtum sein, so daß die Rampe vielleicht schon
wenige Wochen oder Monate nach dem Fenster gebaut wurde.

24 Es wird hier unterstellt, daß die aus dem Quaderbau des 12. und 13. Jhd. bekannte Tradition auch an zu
verputzendem Mauerwerk solche Details materialgerechter gelöst hätte. Die im weiteren Verlauf der Arbeit
vorzunehmende Datierung wird dies zu berücksichtigen haben.

25 Sehr anschaulich sind solche Schächte dargestellt am Schloß Scharfenberg (bei Donzdorf Kreis
Göppingen) auf einer Abbildung aus dem 17.Jhd. abgebildet in: Die Kunst- und Altertumsdenkmale im
Königreich Württemberg. Esslingen 1914. Oberamt Geislingen. S. 107.

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