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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1986/0099
Chorknabeninstitut in Hechingen

Schloßkirche hatte der Chor eine eigene »Chortribüne«, ein singer pulpitum mit einem tiscblin
bey der music zur Verfügung, das vermutlich ein Regal zur Begleitung des Gesanges trug7.

Aus der Fülle der Nachrichten entfaltet sich ein anschauliches Bild vom Leben und Treiben
der »Singknaben« am Hechinger Hof. Nachrichten über den Unterricht der Sängerknaben, den
sie vom Hofkapellmeister oder von dessen Gehilfen genossen, haben sich in einigen Bestallungsurkunden
erhalten. In einem Bestallungsdekret des Vizekapellmeisters Johannes Fabritius
vom 28. August 1585 ist zu lesen: ...die knaben und discantisten so vill an ime, in singen,
colloriren, componieren, neben dem capellmaister vleissig helfen insituiren, lehren und abrichten
, beineben auch mit andern musicanten alle tag uf das wenigist ein stund oder zwo mit singen
sich yeben und exercieren, damit die knaben und sy, wa wir irer bedürftig, in singen desto
gewisser seien8. Die Kapellknaben wurden also täglich mindestens ein bis zwei Stunden im
Gesang unterrichtet, wozu noch die gemeinschaftlichen Proben mit der übrigen Kantorei sowie
instrumentaler Unterricht kamen. Besoldung für ihre Dienste bezogen sie keine. Unterkunft
und Verpflegung bekamen sie beim Hofkapellmeister, der für die Jungen in allem verantwortlich
war, und für jeden Knaben 25 Gulden Kostgeld bezog. Immer wieder begegnen wir in den
gräflichen Rechnungen regelmäßigen oder außerordentlichen Ausgaben für den Unterhalt der
kleinen Sänger. Einen regelmäßigen Posten in den Quartalsregistern der Hofkapelle bildete
zwischen 1591 und 1607 ein Betrag von 7 Batzen und 2 Kreuzer pro Vierteljahr mit der
Zuweisung dem baderfür die singer knaben badgelt. So auch ein Betrag von 10 Gulden mit der
Bestimmung für die singer knaben wescherlon9. Auch Ausgaben für Kleider und Schuhe der
Singknaben sind häufig verzeichnet. So mußte etwa der Schneider Diepolt 1589 einem
singerknaben 2 bar hosen, wames und mantel anfertigen oder der Krämer Jörg Bulach 50 paar
schwartzer haften zu den singer knaben röckhlin und der Schuhmacher Jonas Baiinger 11 par
schuoch den singern knaben, das Paar zu einem Batzen liefern; von dem Rüstmeister Hans
Ulrich Beck bezog man 8 leib gürtlen den singern knaben. Es folgen noch Beträge umb zwilch,
fehler zue hosen und wamesem, auch umb schue und leder, und für macherlohn zue winter und
sommerklaidung. Auch für die Schulbücher kam die Hechinger Hofhaltung auf. 1578 lieferte
man den 2 chorschulern jedwederen ain catechismum eingebunden10.

Bei ihren Diensten in der Kirche trugen die Sängerknaben eine eigene Tracht in Rot und
Schwarz, wie dies ähnlich auch an anderen Höfen der Fall war. Dies geht aus einer
Tuchrechnung des Hechinger Hofschneiders über rot linsch duch, schwarzen Barchent und
scheler hervor, die mit dem Vermerk versehen ist das hat ma gebraucht dena koralis zu reka und
zu wamisern.

Die Zahl der Singknaben am Hechinger Hof war mehr oder weniger einem raschen Wechsel
unterworfen. Um 1580 zählte die Hechinger Kantorei sieben Sängerknaben, die uns alle mit
Namen bekannt sind: Jerg, Andreas, Stefa, Stofele, Henssle, Hainrich, Niclauss.

Zu Anfang des Jahres 1581 waren es nur noch fünf, während man kurz zuvor noch acht
gezählt hatte.

Die Ausspeisung der Singknaben erfolgte mindestens seit 1593 aus der Hofküche, d.h. das
Essen wurde ihnen, deren Zahl zu dieser Zeit sechs betrug, aus der Hofküche in ihre Behausung
zugetragen. Die Anwerbung begabter Sängerknaben war stets ein besonderes Anliegen der
Hofkapellen jener Zeit und so auch derjenigen in Hechingen. Graf Eitelfriedrich bemühte sich
hierfür immer wieder in den verschiedensten Richtungen. Aus vielen Schreiben entnehmen wir

7 Ebd. S.334.

8 Staatsarchiv Sigmaringen, Dep. 39 Fürstlich Hohenzollerisches Haus- und Domänenarchiv, H 40, II,
XXI 123.

9 Staatsarchiv Sigmaringen, Belege zur Hechinger Heiligenrechnung, Rep. Hech VS. 412 Nr. 33 und VS.
462 Nr. 18.

10 Ebd.

11 Ebd.

97


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