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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1986/0161
Preußen, Deutschland und die polnische Frage

Eine »Ostpreußenhilfe«, mit der auf Initiative des Reichspräsidenten im Frühjahr 1928
begonnen wurde, brachte eine Umschuldung zunächst vor allem zugunsten des größeren
Grundbesitzes, die zu einer Vereinheitlichung und Konsolidierung der Hypothekenschulden
bei gleichzeitiger Senkung der Zinslasten unter Einsatz von Staatsbürgschaften führte und mit
Hilfe einer Auslandsanleihe finanziert wurde. Die nachfolgende »Osthilfe« dehnte dann seit
1930 das Gebiet landwirtschaftlicher Umschuldungssubventionen nach und nach auf fast das
gesamte Ostelbien aus. Zu den finanziellen, vor allem der Besitzfestigung dienenden Maßnahmen
, zu denen auch ein Vollstreckungsschutz gehörte, traten dann schließlich indirekte
Subventionen hinzu, die teilweise der gesamten Landwirtschaft zugute kamen und zu dem
System einer vollständigen Regulierung des Lebensmittelmarktes in der nationalsozialistischen
Zeit überleiteten, das angehobene Festpreise für agrarische Produkte garantierte.

Letztlich haben autarkistische Tendenzen, zunächst unter dem Einfluß der Weltwirtschaftskrise
, dann unter wehr- und kriegswirtschaftlichen Gesichtspunkten, und die mit ihnen
verbundenen Marktbeschränkungen, schließlich bis zu dem Grade einer generellen Zwangsbewirtschaftung
, den weiteren wirtschaftlichen Niedergang im Osten aufgehalten. Doch an der
permanenten Notlage dieser bevölkerungsschwachen Gebiete und ihren sozioökonomischen
Ursachen ist hierdurch weder etwas geändert worden, noch hat man etwas Wesentliches zu
ändern versucht. Die wahren Existenzprobleme der nach Versailles weiterhin zum Deutschen
Reich gehörenden Ostgebiete blieben bis zum zweiten Weltkrieg ungelöst und bis in die jüngste
Zeit politisch und historisch in ihrer Tiefe wie in Ausmaß und Folgen unbeachtet.

(Veröffentlichungen der Friedrich-List-Gesellschaft e.V., 5). Berlin 1932. Teil I, S. 544; und Max Sering:
Deutsche Agrarpolitik auf geschichtlicher und landeskundlicher Grundlage. Bericht des Deutschen
Forschungsinstituts für Agrar- und Siedlungswesen an die Internationale Konferenz für Agrarwissenschaft,
Herbst 1934. Leipzig 1934. S. 194

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