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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1987/0216
Stefan Uhl

aus gerückt. Von ihm sind noch ringsum die Grundmauern bzw. deren Reste bis zu einer
Höhe von maximal 80 cm erhalten, so daß sein Grundriß gut zu erkennen ist. Die Grundfläche
bildet annähernd ein Quadrat, wobei die Nordostseite 6,3, die Südostseite 6,4, die Südwestseite
6,35 und die Nordwestseite 6,8 m lang sind. Die Mauerstärke beträgt im Südwesten und
ehemals vermutlich auch im Norddosten 1,0 m, im Südosten 0,8 m und im Nordwesten
1,05 m. Die Mauerreste bestehen aus Bruchsteinen von meist kleineren und mittleren Formaten
.

Südwestlich daran anschließend lassen sich entlang der Hangkante die schwachen Spuren
eines Schuttwalles - evtl. als Reste einer schwachen Mauer - erkennen, der sich im Südwesten
bei dem dortigen Wegdurchbruch wallartig verstärkt und auch südwestlich des Weges als
solcher fortgesetzt und wohl als Rest eines älteren, aus Steinmaterial aufgeführten Abschnittswalles
gedeutet werden muß. Ansonsten fehlen jegliche Mauerreste und Bodenspuren, die auf
eine weitere Bebauung hinweisen könnten. Doch auch die vorhandenen Reste allein dürfen
höchstes Interesse für sich beanspruchen, wie sich bei der Rekonstruktion zeigen wird.

Turm I besaß vermutlich - das wurde schon vorweggenommen - analog zu Turm II einen
fast quadratischen Grundriß. Der Eingang dürfte auf der Südwestseite in Höhe des Lichtschlitzes
zu suchen sein. Einem Untergeschoß folgte das Eingangsgeschoß in ca. 4 m Höhe.
Darüber befand sich ein weiteres Massivgeschoß - vermutlich ohne Fensteröffnung, jedoch
mit hervorgehobener Eckausbildung. Den oberen Abschluß dürfte ein aufgesetzter Fachwerkstock
gebildet haben. Insgesamt ist der Turm, was Umfang und Höhe betrifft, von recht
bescheidenen Ausmaßen. Die anspruchslose Ausführung des Lichtschlitzes und die schwächere
Ausbildung der Südostseite weisen ihn als eine einfache, »sparsame« Ausführung aus.

Der zweite Turm fällt durch die geringe Stärke seiner Grundmauern auf. Dabei fällt es
schwer, an einen Turm größerer Höhe zu denken. Es fragt sich, ob es sich hier nicht lediglich
um die Reste eines Fachwerkbaues mit steinernem Untergeschoß handelt. Die bisher übliche
Bezeichnung als »Turm«, die auch hier verwendet wurde, wäre also gegebenenfalls in dieser
Hinsicht zu revidieren.

Die Entstehung der vorhandenen Mauerreste dürfte ihrer Beschaffenheit nach am ehesten
in das ausgehende 13. oder beginnende 14.Jahrhundert fallen. Die vorhandenen Wall- und
Grabenanlagen wären hingegen einer aufgelassenen, ihrer Form und der Aussage von Keramikfunden42
zufolge am ehesten vormittelalterlichen, wohl nur temporär genutzten
Abschnittsbefestigung zuzuordnen. Fassen wir zusammen: Im Bereich älterer Wallanlagen
entsteht Ende des 13. oder Anfang des H.Jahrhunderts eine kleine Baugruppe, bestehend aus
einem bergfriedartigen, kaum wohnlichen Turm, einem Fachwerkbau auf steinernem Untergeschoß
- wohl am ehesten als eine Art fester Speicher, weniger als kleiner Wohnturm
anzusprechen - und evtl. einigen weiteren, nicht in dauerhaftem Material ausgeführten
Gebäuden. Eine Steinmauer scheint das ganze gegen die Bergseite hin geschützt zu haben, für
eine Ausgrenzung aus dem wesentlich größeren älteren Befestigungsbereich liegen keine
Hinweise vor.

Um eine Burg im eigentlichen Sinne kann es sich dabei nicht gehandelt haben, zumal diese
Bauteile aufgrund der beträchtlichen zeitlichen Differenz mit der Burganlage auf dem östlichen
Felskopf nicht im Zusammenhang gesehen werden können. Vielmehr möchte man dabei
an einen nur leicht umwehrten - aufgrund des Fehlens eines ausgesprochenen Wohngebäudes
vermutlich jedoch nicht vollendeten - Adelssitz denken, dessen fester Rückhalt durch den
bergfriedartigen Turm gebildet werden sollte. Das heute noch in Ansätzen erkennbare
Bauprogramm hätte dabei evtl. noch durch einen größeren Wohnbau, vielleicht auch noch
durch eine Ummauerung vervollständigt werden sollen.

Zur Frage nach dem Erbauer dieser Anlage lassen sich nur Vermutungen anstellen. Der
Verfasser möchte hier an ein Glied der Familie der Herren von Lichtenstein denken, deren

42 Mitteilung Bizer.

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