http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1988-89/0220
Josef Menath
Die religiöse Dimension
Mag sich die künstlerische Qualität seiner Stationsbilder in engen Grenzen halten -
schließlich handelt es sich bei ihm ja nur um einen niederbayerischen Regionalmaler - so läßt
sich doch Vischers religiöse Ausdruckskraft nicht übersehen und übergehen. In den oben
angesprochenen Polaritäten findet er genau die rechte Mitte zwischen Erzählten und Verkünden
, vermag er durch das furchtbare Leiden doch die Freiwilligkeit Jesu hindurchscheinen, in
der Extremsituation des Menschen Jesus die unantastbare Würde des Gottessohnes aufleuchten
zu lassen, erblüht inmitten der brutalen Grausamkeit der Folterknechte doch auch noch
die Knospe zärtlicher Zuneigung.
In diesen Spannungsfeldern wollen Vischers Stationsbilder den Beschauer ansprechen. Sie
können es freilich nur dann, wenn er sie in aller Stille und immer wieder verweilend
abschreitet. Die Pfarrei St. Johann kann sich glücklich schätzen, gerade diesen Kreuzweg als
Leihgabe zu besitzen.
LITERATUR:
M.Hartig: Der Kreuzweg als Kircheneinrichtungsstück einst, jetzt und in der Zukunft. In: Die
christliche Kunst. 1935/6, S. 161-184.
N. Eckmann: Kleine Geschichte des Kreuzwegs. 1968.
E. Isphording: Gottfried Bernhard Göz. 1982.
V. Liedke: Die Landshuter Maler- und Bildhauerwerkstätten von der Mitte des 16. bis zum Ende des
18. Jahrhunderts. In: Ars Bavarica 27/8 (1982) S. 27-28.
F. Markmiller: Barockmaler in Niederbayern. 1982, S. 255-257.
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