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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1990/0016
Hans-Dieter Lehmann

werten sind. Da aber die Donauquelle von den vorgeschlagenen Ausgangspunkten des
Feldzugs weiter entfernt liegt als die für den Ort der Schlacht vermuteten Plätze im Raum
Rottenburg bzw. Heilbronn, hätte in diesen Fällen das römische Heer noch tiefer in die
Alamannia vorstoßen müssen. Davon weiß Ammian nichts: Die Schlacht bei Solicinio ist bei
ihm abschließender Höhepunkt der militärischen Operationen, angesichts der fortgeschrittenen
Jahreszeit zieht man anschließend in die Winterlager. Ein anderes Argument hat bereits
Maurer31 gesehen: Das römische Heer war durch illyrische und pannonische Kontingente
verstärkt worden. Diese Herkunft macht den Hochrhein als Aufmarschgebiet wahrscheinlicher
als den nördlichen Oberrhein. Diese Vermutung wird durch dendrochronologische
Untersuchungen bestätigt, mit deren Hilfe das Alter römischer Brückenpfeiler im Rheinbett
bei Tenedo/Zurzach bestimmt wurde32. Für einen der Stämme ließ sich als Fällungsjahr exakt
368 n. Chr. bestimmen, d. h. das Jahr des Valentinianischen Feldzugs. Ein Brückenbau oder
eine Reparatur gehörte sicherlich zu den vom Kaiser angeordneten Vorbereitungen für die
geplante Großoffensive gegen Alamannien.

Uber die Donauquelle und die Baar ging der Weg ins Neckarland und bis vor die
beschriebene Sperre sehr hoher Berge, d.h. an den Fuß der Schwäbischen Alb. Diese An- und
Abmarsch-Route macht die Aussage bei Ausonius ohne weiteres verständlich.

Bei ihren Grabungen auf dem Lochen bei Balingen glaubten sich Bersu und Goeßler33 in
der Nähe von Solicinio. Sie betonten aber ausdrücklich, daß dieser Berg mit Funden aus
alamannischer und älterer Zeit keinesfalls mit dem Alamannenberg Ammians identisch sein
kann. Dagegen sprechen die völlig anderen topographischen Gegebenheiten im Vergleich mit
der Beschreibung.

Nicht allzu weit entfernt vom Lochen dürfte am Albrand gegenüber dem Hohenzollern
der tatsächliche Ort der Ereignisse von 368 gelegen haben.

Ein neuer Lokalisierungsvorschlag

Das Plateau von Beuren: Zwischen dem Steinlach- und dem Starzeltal liegt als Naturfestung
das heute ringsum von Waldungen eingeschlossene Hochplateau von Beuren. Geißbach,
Tannbach, Münchbach und Heiligenbach haben aus der Vorhöhe der Alb ein ca. 1 km2 großes
Dreieck herausgefressen. Seine Spitze weist nach Süden. Im Osten hängt es mit einem
schmalen Sattel an der Beurener Heide am Fuß des Dreifürstensteins mit dem Albkörper
zusammen. Ein Zugang ist hier von Süden, um das Tal des Heiligenbaches herum, aus dem
Starzeltal von Schlatt her möglich.

Die feste Braunjura-Deckschicht der Hochfläche bildet felsige Steilabfälle nach Westen,
Südwesten, Südosten und Nordosten. Am Hals zwischen den Klingen des Tann- und des
Geißbachs fällt das Plateau in flachen Geländestufen 20 m nach Norden ab. Dann steigt die
Fläche zum Tirolerkopf hin wieder leicht an. Der Nordhang dahinter ist vom eigentlichen
Plateau von Beuren nicht einzusehen. Die Hochfläche selber besteht aus drei Rücken; auf dem
südlichen liegt das Dorf Beuren. Die Wiesentälchen nördlich davon entwässern in die Schlucht
des Heiligenbaches. In den Grenzschichten des Juras treten Quellen zutage, so bei Beuren das
»Burgbrünnle«.

Für die Identifizierung des »Alamannenberges« mit dieser Hochfläche spricht die Topographie
. Alle bei den oben dargestellten Lokalisierungsversuchen angeführten Einwände
entfallen hier. Die bei Ammian gemachten Angaben lassen sich im Gelände ablesen. Vor allem

31 H.Maurer: Kaiser Valentinians Aufenthalt am Oberrhein. In: Zeitschrift für die Geschichte des
Oberrheins, NF 25 (1910) S. 7ff.

32 M. Hartmann: Eine spätrömische und eine mittelalterliche Rheinbrücke in Zurzach AG. In:
Archäologie der Schweiz 10 (1987) S. 13 f.

33 G. Bersu, P. Goessler: Der Lochenstein bei Balingen. In: Fundberichte aus Schwaben, NF2 (1924)
S.73ff.

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