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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1990/0019
Die dunklen Jahrhunderte

Solche Zweifel können für das Plateau von Beuren nicht aufkommen. Hier waren weder
Wall noch Graben erforderlich, da die Natur einen für eine große Zahl von Mensch und Vieh
ideal geeigneten Zufluchtsplatz geschaffen hat. Die Höhe besaß ausreichend Wasser. Die
Steilhänge und das Dickicht darauf boten Schutz und gleichzeitig die Möglichkeit des
Entweichens entweder in das Umland oder auf die Albhochfläche hinauf. Die Größe der
Naturfestung zwang einen Angreifer zur Teilung seiner Kräfte, genau wie dies für die
Ereignisse bei der Erstürmung des »Alamannenberges« im Jahr 368 n. Chr. bei Ammian
beschrieben ist. Hierher hatten sich die Bewohner von Solicinio und seiner Umgebung beim
Herannahen des römischen Heeres zurückgezogen.

Der archäologische Befund in der Umgebung von Beuren

Spuren des Geschehens sind im Gelände bei Beuren nicht sichtbar und auch kaum zu
erwarten. Die Alamannen haben hier einen von Natur strategisch günstigen Berg besetzt
gehalten. Verschanzungen der damaligen Zeit bestanden allenfalls aus Holz, Stein und Erde.
Mit viel Phantasie könnte man sich Verhaue an den Geländestufen nach Norden vorstellen.
Diese setzen in einem wallartigen Ansatz an der Kante des Plateaus an und fallen ab zum Sattel
zwischen Tann- und Geißbach.

Vom Plateau von Beuren sind archäologische Funde nicht bekannt. In der Tiefe des
Heiligenbachtals liegt das sogenannte »Hunnengrab«, ein Hügel in einer für einen Grabhügel
eigentlich ungewöhnlichen Lage. Im Register des zuständigen Landesdenkmalamtes Tübingen
ist er nicht erfaßt. Vom »Heufeld«, der nahen, über die »Staig« erreichbaren Albhochfläche
sind spätantike Funde bekannt, die bereits im 19. Jahrhundert gemacht wurden und verschollen
bzw. vernichtet sind.

Am Weg von der »Staig« nach Melchingen wurde ein schwerer goldener Siegelring
gefunden41. Nachforschungen nach seinem Verbleib blieben bislang leider vergeblich. Die
Abbildungen bei Weihenmajer und Nägele sind der einzige Beleg42. Nach diesen Abbildungen
ist der Ring wohl in spätrömische Zeit zu datieren. Vernichtet ist ein anderer Fund, der 1839
ebenfalls auf dem Heufeld gemacht worden ist: ein vergoldeter römischer Adler aus Bronze.
Die kümmerlichen Reste des vom örtlichen Dorfschmied im Auftrag des goldgierigen Finders
abgeschmolzenen Adlers befinden sich im Archiv Donaueschingen43. Könnte dieser Adler ein
römisches Feldzeichen gewesen sein? Ammian betonte die Schwere des Kampfes und die
Verluste im römischen Heer - der Verlust eines Feldzeichens ist bei ihm nicht vermerkt. Ein
solcher galt als ehrenrührig. In einem für die römische Öffentlichkeit bestimmten Bericht
dürfte seine Erwähnung nicht opportun gewesen sein. Immerhin war der Valentiniansche
Feldzug letztlich erfolgreich abgeschlossen worden, auch wenn er mit Verlusten verbunden
war.

Lokale Überlieferungen

Belsen: Sehr allgemein gehalten, fast ohne Zeugniskraft, ist die Bemerkung in der Oberamtsbeschreibung
Rottenburg von 1899 im Zusammenhang mit Sagen um die Belsener
Kapelle44: »Hinter Belsen, in südwestlicher Richtung davon, soll einst eine heiße Schlacht
geschlagen worden sein. Beim Graben, so wurde wenigstens früher vielfach versichert, finden
sich dort allenthalben Menschengebeine.« Die Lage würde zutreffen, aber solche vagen
Angaben könnten auch auf Grabfunden basieren. Sie brauchen nicht unbedingt mit den

41 J.A.Kraus: Fundberichte aus Ringingen. In: Zollerheimat9 (1940) S.32.

42 E.Weihenmajer: Ein alter Siegelring. In: Reutlinger Geschichtsblätter8 (1897) S. 15. - E.Nägele:
dto. mit Ergänzung. In: Blätter des Schwäbischen Albvereins9 (1987) Sp.374.

43 Persönliche Mitteilung von J. A. Kraus.

44 Josenhans. In: Beschreibung des Oberamts Rortenburg. 1899. S. 194.

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