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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1990/0060
Stefan Uhl

durch die Grafen von Grüningen kurz nach 1252 entstanden sein45. Möglicherweise deutlich
vor dem Jahre ihrer Eroberung 1287 entstanden die auf die Feldseite des Bergfriedes
beschränkten Buckelquaderflächen der seit ca. 1310 abgebrochenen Burg Herwartstein46.

Setzt man die Richtigkeit wenigstens eines Teiles der hier zur Diskussion gestellten
Datierungsansätze voraus, so läßt diese Reihe, vorsichtig gedeutet, bei einem Formenspektrum
, ausgehend von der noch teilweise geschlossenen Buckelquaderfläche über stärker
ausgedünnte Buckelquaderflächen sowie geschlossene und stark aufgelöste Eckbuckelquaderreihen
, ein starkes Zurückgehen des Ausmaßes der Buckelquaderverwendung am jeweiligen
Buckelquaderbauwerk zur Mitte des 13. Jahrhunderts erkennen. Diese Entwicklung scheint
den genannten Beispielen zufolge etwa um 1240 einzusetzen, ohne daß dies zunächst ein
gänzliches Verschwinden von geschlossenen Buckelquaderflächen bedeuten muß, und im
dritten Viertel des 13. Jahrhunderts ihren Abschluß zu finden. Der Bergfried der urkundlich
erstmals 1276 genannten Burg Reichenstein mit seinen auf die unteren Teile der vier Turmecken
beschränkten einseitigen Eckbuckelquadern47 dürfte dabei ebenso einen Schlußpunkt
markieren, wie die wenigen, in das ansonsten glatte Kalktuffquadermauerwerk eingestreuten
Buckelquader des Bergfriedes der Burg Bussen, dessen Entstehung möglicherweise in Zusammenhang
mit den Bemühungen der Territorialkonsolidierung der Habsburger im nördlichen
Oberschwaben kurz nach 1273 gebracht werden kann48. Uber ein gänzliches Verschwinden
von Buckelquadern aus dem Burgenbau zu jener Zeit überhaupt ist damit jedoch keine
Aussage gemacht, lediglich über die - hinsichtlich ihrer allgemeinen Verbindlichkeit hier nicht
näher zu beurteilende - Möglichkeit der weitestgehenden Reduktion der Buckelquaderverwendung
am Buckelquaderbauwerk im Einzelfall.

Die Datierung geschlossener Buckelquaderflächen auf »historischem« Weg birgt noch
größere Unsicherheiten, als dies bei der von Eckbuckelquadern schon der Fall ist, da
geschlossene Buckelquaderflächen im Hochmittelalter von der Mitte des 12. Jahrhunderts an
denkbar sind. Betrachten wir jedoch die hier zunächst zu behandelnden Prallbuckelquader
wie oben dargelegt als Parallelerscheinung zu den Kissenbuckelquadern, so wäre ihre schwerpunktmäßige
Verwendung in geschlossenen Flächen analog dem Auftreten von Kissenbuckelquadern
auf die Zeit nach etwa 1200 und - entsprechend den oben gewonnenen Daten zum
Beginn der Ausdünnung von Buckelquaderflächen - vor etwa 1240/50 einzugrenzen.

Der prachtvolle Prallbuckelquader aufweisende Bergfried der Burg Kallenberg ist wegen
der ausgedünnten Buckelquaderflächen in dem zweifelsohne in einer zweiten Bauphase
entstandenen Turmoberteil49 in seiner Vollendung sicher in die Zeit des Aufkommens
ausgedünnter Buckelquaderflächen kurz vor beziehungsweise um die Mitte des D.Jahrhunderts
zu datieren. Möchte man für die Bauunterbrechung, die eine zügige Vollendung des
vollflächig mit Buckelquadern verkleideten Turmunterteiles verhindert hat, einen nicht allzu
langen Zeitraum ansetzen, so wäre jenes in das zweite Viertel des 13. Jahrhunderts zu datieren.
Das aufgrund des relativ kleinteiligen, regelmäßigen Steinverbandes und der zurückhaltenden
Formensprache der Gesamtfläche bei einzelnen bewußt kraftvoll und dadurch besonders
wirkungsvoll hervortretenden Buckelquadern relativ »kultiviert« wirkende Mauerwerk ist
durch die formale und zeitliche Nähe zum Turmoberteil als jünger als das Buckelquadermauerwerk
der aufgrund derselben Torausbildung eng verwandten Burg Sigmaringen anzusehen.

45 Vgl. Katalog Nr. 83.

46 Vgl. Katalog Nr. 38.

47 Vgl. Katalog Nr. 75.

48 Vgl. Katalog Nr. 9.

49 Vgl. Katalog Nr. 57. Der Wechsel von Mauertechnik, Steinmaterial, Buckelquaderformen und
-Verwendungsart sowie das vereinzelte Auftreten von Zangenlöchern am Turmoberteil weisen nach
Ansicht des Verfassers nicht auf eine schnelle, flüchtige Vollendung des Turmes in einer Bauphase hin,
sondern auf eine zweiphasige Entstehung mit deutlicher, wenn auch wohl nicht allzu langer Bauunterbrechung
.

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