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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1990/0112
Leopold Stierle

Auch über einzelne Grundstücke in Egesheim haben die Grafen von Werdenberg-
Heiligenberg, aber auch die Grafen von Zollern und Hohenberg und die Herren von
Werenwag verfügt. Diese einzelnen Grundstücke haben aller Wahrscheinlichkeit nach nicht
zum geschlossenen Güterkomplex des Hofgutes gehört. Womöglich hat es sich hier um
Allodialgüter der Herren von Egesheim gehandelt, die einzeln in fremde Hände gelangt sind.
Erforderlich ist daher zunächst eine summarische Zusammenstellung dieser Einzelgüter,
wobei natürlich nicht nachgewiesen werden kann - und daher offen bleiben muß - ob diese
tatsächlich aus der Besitzmasse der Herren von Egesheim stammen, oder ob die erwähnten
Grafen und Herren auf anderem Wege in deren Besitz gekommen sind.

Es darf angenommen werden, daß die Kirche in Egesheim ursprünglich eine Gründung der
Ortsherren und folglich eine Eigenkirche war, und daß der Kirchensatz einst in der Hand
dieser Ortsherren gewesen ist. 1345 war Albrecht von Werenwag in dessen Besitz3. Aber auch
Graf Heinrich von Hohenberg hat Ansprüche an diese Kirche erhoben, die seiner Meinung
nach zu seinem väterlichen Erbe gehörte. Sein Vater Rudolf von Hohenberg war mit Agnes
von Werdenberg verheiratet, der Enkelin Graf Hugos I. von Werdenberg. Über Agnes hätten
die vermeintlichen Ansprüche auf die Egesheimer Kirche an die Grafen von Hohenberg
gelangt sein können, immer vorausgesetzt, daß die Grafen von Werdenberg früher in deren
Besitz waren. Durch richterlichen Spruch wurde die Kirche jedoch Albrecht von Werenwag
zugesprochen. Nicht geklärt ist, wie er in den Besitz der Kirche gekommen ist.

Eine Kirche in Egesheim wird zuerst 1275 im Zehntsteuerregister des Bistums Konstanz
erwähnt4. Laut Beschluß des 2. Konzils zu Lyon unter Papst Gregor X. mußten alle Inhaber
von kirchlichen Pfründen den zehnten Teil ihrer Einkünfte für die Dauer von sechs Jahren
nach Rom abführen. Diese Abgaben waren für einen Kreuzzug vorgesehen, der in Wirklichkeit
dann aber nicht stattgefunden hat.

Egesheim samt Filialen wurden von Vikaren seelsorgerisch betreut. Pfarr-Rektor war
damals offensichtlich der Geistliche Heinricus de Tieringen, der gleichzeitig noch mehrere
Pfründen in der Umgebung innehatte, so Tieringen selbst, Ebingen, Lautlingen, Engstlatt,
Stetten und Mägerkingen. Der zehnte Teil der Pründeinkünfte in Egesheim betrug 3 lb
(= Pfund) Rottweiler Währung. Egesheim war demnach eine arme Kirche, denn der Zehnte
hat zum Beispiel in Nusplingen 40 lb betragen, in Tieringen 28 lb, in Lautlingen 26 lb, in
Tigesheim 20 lb, in Ebingen 11 lb, und für Kloster Beuron einschließlich Irndorf wurden 18 lb
veranschlagt. Der Pfarrer Heinrich von Tieringen war Notar des Grafen Albrecht von
Hohenberg und wegen seiner Schwänke weithin bekannt. Man nannte ihn daher den Kappa-
docier5. Unbekannt ist, wer ihm die Kirche in Egesheim verliehen hat. Möglicherweise
könnten dies die Grafen von Hohenberg gewesen sein.

Bereits in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurden in den Filialorten Königsheim,
Bubsheim und Reichenbach eigene Kapellen errichtet. 1467 hat auch Egesheim eine erweiterte,
restaurierte Kirche und einen mit einer Mauer umfriedeten Gottesacker erhalten6. 1757 wurde
diese Kirche restauriert, 1758 neu ausgemalt. Alte Schlußsteine vom frühen Gewölbe wurden
außen am Chor eingemauert. Die Kirche von 1467 hatte einen Fußboden aus Ziegelsteinen,
der ca. 30 cm unter dem jetzigen Bodenbelag liegt. Zwei daher stammende Ziegel mit
gotischen Lilien wurden noch zur Zeit des Pfarrers Rothenhäusler (2. Hälfte des vorigen
Jahrhunderts) auf der Bühne des Pfarrhauses zusammen mit weiteren Belegstücken aufbewahrt
. Es kann nicht mehr nachgeprüft werden, ob man bei den späteren Renovierungen,

3 16.5.1345: Hauptstaatsarchiv Stuttgart (zitiert: HStAS) H 45 U 20; Monumenta Hohenbergica
(zitiert: MH) S. 385/86, Nr. 442.

4 Liber decimationis 1275. In: Freiburger Diözesanarchiv 1 (1865) S.46.

5 Walter Stettner und Hans Jänichen: Die Dekane des Landkapitels Ebingen-Schömberg bis 1534.
In: Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte 18 (1959) S.248-254.

6 1467 Samstag nach Otmari. Vgl. Konrad Rothenhäusler: Die Wohltäter der Pfarrkirche Unserer
Lieben Frau zu Egesheim. 1884. S. 50.

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