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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1990/0197
Der Niedergang der Reichserbtruchsessen von Waldburg-Friedberg-Scheer

bewirtschaftet worden waren. Allein die Übergabe des Bauhofs als Schupflehen 1756 brachte
3000 fl ein154. Dafür entfielen andererseits die Einnahmen daraus. Überhaupt war die Verleihung
von Betrieben unter Umständen ein recht einträgliches Geschäft, wie auch das Beispiel
einer Mühle für 1600 fl im Jahr 1768 zeigt155. Beim Tod des regierenden Grafen konnten
wiederum Laudemialgelder erhoben werden156. Im Laufe der letzten dreißig Jahre der
waldburgischen Herrschaft entwickelten sich die Ehrschätze immer mehr zum wichtigsten
Teil der unbeständigen Gefälle, wobei kräftige Erhöhungen erheblich mitgespielt haben
dürften. Konzessionen, Dispense von den Wanderjahren und dergleichen blieben dagegen
immer vergleichsweise unbedeutend.

Dasselbe galt für die Einnahmen aus dem Zoll- und dem Geleitrecht sowie für das Umgeld.
Sie machten stets um die 5 % des Gesamtvolumens aus. Hier waren die Möglichkeiten der
weiteren Ausschöpfung wohl zu begrenzt, um spürbare Zuwächse erzielen zu können.
Ebenso gering, wenn auch mit wesentlich größeren Unterschieden, war der Anteil der
sonstigen Einnahmen. Darunter fielen Beträge unterschiedlicher Provenienz, auf die wir nicht
näher eingehen wollen.

Die Zuwächse in den Teilbereichen übertrugen sich naturgemäß auf die komplette Bilanz.
Dabei zeigte das Beispiel des Erlöses aus den verkauften Früchten, daß keineswegs nur
inflationäre Tendenzen dafür verantwortlich waren. Mehr noch spielte die Erhöhung von
Abgaben eine Rolle und die effektivere Nutzung vorhandener Möglichkeiten. Das wurde
besonders bei den Betriebseinnahmen sichtbar, aber auch bei den unbeständigen Gefällen im
Zusammenhang mit den Ehrschätzen.

Was die Differenzen von einem Haushaltsjahr zum anderen angeht, bestand ebenso eine
Abhängigkeit zwischen den Einzelgruppen und dem Gesamtaufkommen. Gleichwohl erscheinen
zuweilen Bemühungen erkennbar, Verluste in einem Bereich durch Gewinne in einem
anderen zu kompensieren. Im allgemeinen beeinflußten jedoch vor allem die wirtschaftlichen
Gegebenheiten die Entwicklung. Die Möglichkeiten der Steuerung waren in einer agrarisch
bestimmten Ökonomie nur begrenzt. Dennoch gab es solche, und es wurde versucht, sie zu
nutzen.

Bei aller Abhängigkeit von Außenwirkungen zeigt sich doch der bestimmende Einfluß der
jeweiligen Regierung auf die Einnahmensituation. Graf Joseph Wilhelm zum Beispiel konnte
die durchschnittlichen Einkünfte gegenüber seinem Vorgänger um fast die Hälfte vermehren.
Freilich stehen von seiner siebenunddreißigjährigen Regierungszeit nur für fünfzehn Jahre die
Zahlen zur Verfügung. Für die Herrschaft von Graf Christoph Franz sind es nicht einmal so
viel. Deshalb sind diese Angaben nur als Anhalt zu nehmen. Für die Periode danach werden
sie zuverlässiger. Vor allem fällt der Zuwachs unter Graf Leopold August zwischen 1756 und
1764 auf. Er betrug in dieser kurzen Spanne allein über 40% im Vergleich zum Durchschnittswert
unter seinem Vater.

Während der Kondominatsherrschaft wurden solche Steigerungen nicht mehr erreicht,
wenngleich zu Lebzeiten des Fürstbischofs Franz Karl Eusebius immerhin noch ein Viertel
mehr erzielt werden konnte. Danach war die Tendenz sogar wieder leicht rückläufig. Es hat
also den Anschein, daß Graf Leopold August der Herrscher war, der es am besten verstand,
mehr Geld aus seinem Territorium herauszuholen. Dafür, daß er damit auch wirtschaftlich
haushalten konnte, sprach bereits der Rückgang der Verschuldung zwischen 1752 und 1760157.

Nach dieser, etwas detaillierteren Betrachtung der Einnahmen am Beispiel der Scheerer
Rentamtsrechnungen, soll nun noch in einem letzten, kurzen Schritt versucht werden, ein Bild
vom Aufkommen beider Rentämter zusammen zu zeichnen. Allerdings erweist es sich

154 Rep.I, F. 2, Nr. 234.

155 Rep.I, F.2, Nr.258.

156 So z.B. nach dem Tod Graf Joseph Wilhelms (11. März 1756). Rep. I, F. 2, Nr. 234.

157 Vgl. dazu Kapitel3. dieser Arbeit, hier S. 184.

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