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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1990/0199
Der Niedergang der Reichserbtruchsessen von Waldburg-Friedberg-Scheer

gen gewissen Veränderungen. Dies traf bei den Ausgaben in noch stärkerem Maße zu.
Darüberhinaus ergaben sich weitere Unwägbarkeiten, die der Präzision Grenzen setzen. Wie
sich das im einzelnen auswirkte, wird bei den jeweiligen Sparten noch anzusprechen sein.

Der genannten Schwierigkeiten wegen soll bei der Behandlung der regulären Aufwendungen
deshalb weitgehend auf allzu nivellierende Prozentangaben verzichtet werden. Vielmehr
wird es darum gehen, die spezifischen Merkmale der Ausgabenwirtschaft herauszuarbeiten.
Weiter ist auch hier die Frage nach den sich verändernden Situationen unter den verschiedenen
gräflichen Herrschaften zu behandeln. Die spezielle Zielrichtung im Hinblick auf den
Gesamtumfang der Kosten, geht wieder auf die Verhältnisse der Jahre 1718, 1752 und 1760.

Zunächst zu den Ausgaben im Uberblick162. Anders als bei den Einnahmen läßt sich im
beobachteten Zeitraum keine kontinuierliche Steigerung erkennen. Die Beträge waren zwar
vor 1719 deutlich geringer als hernach, bewegten sich dann aber bis zur Mitte der Sechzigerjahre
ungefähr um dieselbe Marke herum. Anschließend zog die Tendenz wieder erheblich
nach unten. So kann man für Scheer vor 1720 etwa mit einer Summe von 5000 fl, zwischen
1748 und 1765 mit ungefähr 8000 fl und bis 1785 nurmehr mit knapp 6000 fl als Eckwerten
rechnen. Das allein macht schon deutlich, daß Steigerungen, wie wir sie von den Erträgen her
kennen, nicht vorlagen. In den letzten zwanzig Jahren der truchsessischen Herrschaft war das
Verhalten sogar gegenläufig.

Auch bei der Gewichtung der einzelnen Sparten wird für diese Zeit eine Trendwende
sichtbar. Vor 1765 überstiegen die Ausgaben für die Bewirtschaftung herrschaftlicher Betriebe
und Liegenschaften stets den Verwaltungsaufwand. Danach kehrte sich das Verhältnis um.
Dieser Sachverhalt war ausschließlich auf den Rückgang der Betriebskosten, nicht aber auf
gesteigerte Ausgaben im Bereich der Bürokratie zurückzuführen163.

Die Masse der Aufwendungen im betriebswirtschaftlichen Bereich waren stets Handwerker
- und sonstige Dienstleistungskosten. Dazu gehörten auch die Löhne für die Einbringung
von Heu und Omd, für den Weinbau, die Traubenlese sowie die Kelterung, für Waldarbeiten
und dergleichen mehr. Der Rest der Betriebsaufwendungen - ungefähr ein Viertel - entfiel auf
Beschaffungskosten. Das betraf zum Beispiel Pferde, etwa für den Bauhof; Heu und Stroh
oder Futtermittel für das Mastvieh und so weiter. Mehraufwendungen ergaben sich zumeist
dann, wenn Neubauten oder Sanierungen durchgeführt wurden. So mußte 1708 mit hohem
Aufwand das Schloß in Scheer renoviert werden. Andernfalls wäre es für den Grafen
Christoph Franz, der dort zeitweilig wegen der Klärung der Untertanenaufstände residierte,
nach damaligen Maßstäben unbewohnbar gewesen. Darüberhinaus waren kostspielige
Reparaturen an den Amtsgebäuden fällig geworden164. 1760 wurde dann der Bauhof neu
errichtet165; 1724 die Brauerei166, welche 1748 für 3000 fl wieder instandgesetzt werden
mußte167 - eine Investition, die sich angesichts der Einkünfte daraus als durchaus rentierlich
erwies. 1753 kostete die Erbauung einer Mühle in Marbach 1500 fl168. Zehn Jahre später fielen
erneut teure Schloßrenovationen an169.

Der Rückgang der Betriebskosten nach 1765 ist augenfällig. Er stellt ein eindeutiges Indiz
dafür dar, daß ein großer Teil davon durch die bloße Anwesenheit einer Herrschaft verursacht
wurde. Nach dem Tod des Grafen Leopold August aber war dies nicht mehr der Fall, und so
konnte an vielem gespart werden. Da das Schloß in Scheer nicht mehr als Residenz diente, ließ

162 Vgl. dazu und zu den Angaben über die Aufwendungen in diesem Teilkapitel überhaupt die »Tabelle
der regulären Ausgaben im 18.Jahrhundert«. Anhang3.

163 Ebd.

164 Rep.I, F. 2, Nr. 209.

165 Rep.I, F.2, Nr.213.

166 Rep.I, F.2, Nr.216.

167 Rep.I, F.2, Nr.223.

168 Rep.I, F.2, Nr.229.

169 Rep.I, F.2, Nr.247.

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