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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1991/0014
Casimir Bumiller

ten Haigerloch und Wehrstein und wurde zum Begründer der kurzlebigen Linie Hohenzol-
lern-Haigerloch (1634 ausgestorben).

Während Karl II. in Sigmaringen ein prächtiges und geräumiges Schloß aus werdenbergi-
scher Zeit beziehen konnte, das sein Vater bewohnt und nach seinen Bedürfnissen ausgebaut
hatte, fanden Eitelfriedrich und Christoph in ihren Residenzen baufällige spätmittelalterliche
Schlösser vor, die dem Geschmack und Lebensgefühl junger Renaissancefürsten, die im
Ausland (Bourges) studiert hatten und die prächtigen Renaissanceresidenzen von Heidelberg,
München und Stuttgart kannten oder zumindest vor Augen hatten, in keiner Weise genügten.
So ist es kein Wunder, daß der zielstrebige Graf Eitelfriedrich von Hohenzollern-Hechingen
bereits ein Jahr nach Regierungsantritt den Bau eines gewaltigen Renaissanceschlosses in
Angriff nahm (1577-1595), das als einer der beeindruckendsten Schloßbauten Südwestdeutschlands
aus der späten Renaissance gelten konnte, auch wenn wir heute nur noch
Beschreibungen davon kennen8. Der jüngere Bruder in Haigerloch, Graf Christoph, der sich
in Fragen der Kunst stark an Eitelfriedrich anlehnte, obwohl er auf dessen Belehrungen
empfindlich reagierte und erbittert um Eigenständigkeit rang, folgte dem Hechinger Bruder
wenig später (1580-1585) mit einem ebenfalls prächtigen Schloßbau nach9.

Damit hatten die Zollergrafen auf der kulturellen Ebene in wenigen Jahren Anschluß
gefunden an den Kreis der großen Renaissancefürsten Süddeutschlands. Und als Graf Eitelfriedrich
sein Hechinger Schloß, an dem bildende Künstler wie Esaias Weiß, Georg Pfreimer,
Esaias Gruber und Virgilius Moll gewirkt hatten, zur Heimat einer erstklassigen Hofkapelle
und zum Wirkungsort bedeutender Komponisten und Organisten machte, konnte er sogar
mit den Höfen in München und Stuttgart konkurrieren10. Daß diese Prachtentfaltung des
Zollergrafen am Ende des 16. Jahrhunderts in keinem vernünftigen Verhältnis mehr stand zur
ökonomischen Basis des Landes und zur Leistungsfähigkeit der Untertanen, das lassen wir für
heute auf einem anderen Blatt geschrieben sein".

Es ist hauptsächlich die Musikpflege an den zollerischen Renaissancehöfen, über die wir
durch das große Werk von Emst Fritz Schmid unterrichtet sind12. Kaum etwas wissen wir
dagegen über die Förderung der Dichtkunst in Hechingen, Haigerloch und Sigmaringen.
Insofern ist die Begleitung der Brüder Frischlin in die Umgebung der Grafen von Hohenzol-
lern ein kleiner Beitrag zu dem schwer faßbaren Gebiet der Poetik an den Zollerhöfen. Daß
Nikodemus Frischlin dabei eher im Gefolge der Musik nach Hechingen und Haigerloch fand,
mag vom Verhältnis der beiden Künste zueinander in der zeitgenössischen Wertschätzung
zeugen.

3. NIKODEMUS FRISCHLIN UND GRAF EITELFRIEDRICH I.
VON HOHENZOLLERN-HECHINGEN

Seit wann Nikodemus Frischlin den Grafen Eitelfriedrich kannte, ist nicht bekannt. Es ist,
soweit ich sehe, nicht belegt, daß der junge Hechinger Graf etwa 1575 seinen Vater zur
württembergischen Hochzeit nach Stuttgart begleitet hätte, wo eine Begegnung möglich
gewesen wäre. Zwei Jahre später sind die Fäden zwischen dem Grafen und Poeten allerdings

8 Die Kunstdenkmäler Hohenzollerns. Band 1: Kreis Hechingen. Hechingen 1939, S. 186 ff.

9 Ebd. S. 134ff.

10 Walter Bernhardt: Graf EitelfriedrichI. von Hohenzollern-Hechingen (1545-1605). In: ZHG12
(1979) S. 29-97.

11 Vgl. zu diesem Zusammenhang etwa Casimir Bumiller: Die jüdische Gemeinde Hechingen im
16. Jahrhundert. In: ZHG 24/15 (1988/89) S. 183 und Anm. 115.

12 Schmid (wie Anm. 5). Vgl. auch Michael Grüber: Hechingen, kulturelles und musisches Zentrum.
In: 1200Jahre Hechingen. Beiträge zur Geschichte, Kunst und Kultur der Stadt Hechingen. Hechingen
1987, S. 75-84.

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