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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1991/0082
Ruth Kroll und Werner Konoid

Esparsette. Solches Futter, wie es auf den Wässerwiesen im Fehlatal geerntet wurde, viel, aber
kein kräftiges, wie es in einer Hettinger Niederschrift von 1866 heißt"7, wäre für die heutige
intensive Leistungsfütterung der Milchkühe nur noch schlecht vorstellbar.

Als die Hauptursache für die Aufgabe der Wiesenbewässerung wurde uns neben der
Verschlechterung der Wasserqualität (s.u.) das verstärkte Aufkommen der Schlepper nach
dem Zweiten Weltkrieg genannt. Die vielen Graben und Gräbchen waren der motorisierten
Landwirtschaft und einer großflächigeren Bewirtschaftung im Wege, die vielen Rücken und
Buckel wirkten arbeitserschwerend. Nach Burkarthns war es »unmöglich, die von zahlreichen
Gräben durchzogenen, feuchten Wiesen mit Maschinen zu bearbeiten.« Zwar schafften
sich schon vor dem Zweiten Weltkrieg einzelne Bauern einen Schlepper an, aber offensichtlich
wirkte das geringe Ausmaß der Motorisierung noch eher hemmend als fördernd auf einen
Wandel in der Landwirtschaft. Im Protokoll einer Verhandlung in Hettingen 1939 in der es
um die Anschaffung eines Traktors nebst landwirtschaftlichen Beigeräten ging, heißt es: Es hat
sich jedoch bei der Begradigung der Lauchen in Veringenstadt gezeigt, daß, nachdem die
Trockenlegung der Wiesen erfolgt sei, Landwirtschaftsrat Lorenzer als zuständiger Sachbearbeiter
des Reichsnährstandes durch verschiedene Umstände, in erster Linie dem Mangel an
landwirtschaftlichen Geräten, nicht in der Lage gewesen sei, den Umbruch, die Aussaat usw.
ordnungsmäßig und rechtzeitig durchzuführen...

Erst Anfang der 50er Jahre wurden Traktoren in den Dörfern mehr zum Allgemeingut und
führten den entscheidenden Wandel in der Bewirtschaftung mit herbei. Dies stimmte mit dem
generell zu beobachtenden Trend zur Motorisierung überein. Von 1939 bis 1949 verdreifachte
sich im Gebiet der Bundesrepublik Deutschland der Bestand an Schleppern, von 1949 bis 1955
nahm er um das 4,5fache zu und verdoppelte sich bis 1961 noch einmal (1.7.1961:
873 873 Schlepper in der Landwirtschaft)120.

Nachdem die Landwirtschaft jahrhundertelang die entscheidende wirtschaftliche Rolle
gespielt hatte, begann sich die Erwerbsstruktur in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg zu
verändern. Es siedelte sich verstärkt Industrie an, und viele der Einwohner begannen dort zu
arbeiten oder pendelten in die benachbarten Städte121.

Nach Auskünften von Ortsansässigen wurden die Wiesenparzellen noch relativ lange nach
dem Zweiten Weltkrieg von ihren Besitzern bewirtschaftet, obwohl viele schon außerlandwirtschaftliche
Arbeitsstellen hatten. Erst während der großen Verpachtungswelle in den 60er
Jahren wurden viele Stücke verpachtet. Schließlich bestand nicht mehr die (Lebens-)Notwen-
digkeit wie in den kargen Zeiten des letzten Jahrhunderts, neben der Arbeit in einem Gewerbe
nebenher Landwirtschaft zu betreiben, um den Lebensunterhalt der Familie zu sichern.

Mittlerweile bewirtschaften auf jeder der drei Gemarkungen nur noch eine Handvoll
Bauern die Wiesen im unteren Fehlatal. Bei immer weniger Arbeitskräften auf den Höfen, die
zudem zunehmend größer wurden, einhergehend mit einer zunehmenden Mechanisierung,
waren arbeitsintensive Handarbeiten wie die Wiesenbewässerung nicht mehr zu bewältigen.

Während die bisher gezeigten Sachverhalte allgemein verbreitete Ursachen bzw. Folgen
des Wandels in den landwirtschaftlichen Produktionsbedingungen darstellten, wurde die
Umstellung auf Trockenwiesen im Fehlatal hauptsächlich durch die drastische Verschlechterung
der Wasserqualität erforderlich. Sicher war das Wasser der Fehla schon seit Jahrhunderten
nicht frei von anthropogenen Belastungen wie Abwässern aus Haushalten, Straßenkan-
deln, Dunglegen und durch Erosion abgeschwemmtem Boden. Die dadurch auf die Wiesen
gelangten Stoffe hatten aber auf die Wiesenvegetation eine förderliche, düngende Wirkung

117 Gemeinde Hettingen, Alt-Registratur Registraturwesen 1856.

118 H. Burkarth, 1975, S. 3.

119 Gemeinde Neufra, Landwirtschaft 1934-1940.

120 Statistisches Jahrbuch über Ernährung, Landwirtschaft und Forsten der Bundesrepublik Deutschland
1965.

121 Gemeinde Hettingen, Darstellung im Rathaus zur Ortschronik.

SO


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