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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1991/0093
»Nauf auf d'Stang«

Die Fledermäuse bilden außerdem eine eigene Abteilung der Narrenzunft Vetter Guser.
Neben der originären Frauenmaske wurde 1965 eine besondere Gruppe von Fledermäusen mit
einer Fledermausmaske aus Holz gebildet, wozu sich 1977 eine weitere Gruppe für die
heranwachsenden Kinder, den >Narresoma<, ohne Gesichtsmaske gesellte. 1987 stellte die
Narrenzunft Vetter Guser eine neue Maske für die ursprüngliche Fledermausfigur vor, die
»ein bleibendes Lächeln auf einem rosig scheinenden Puppengesicht mit Tüchern auf dem
Kopf« aufweist. Die Fledermaus stellt heute neben der Bräutelstange das Symbol der
>Semmerenger Fasnet< dar.

Außer den Fledermäusen und dem Schloßnarren, der von der Narrenzunft Vetter Guser
am 11. November 1990 für die kommende Kampagne vorgestellt wurde, und denen der neuen
Zünfte, über die im Kapitel über die Brauchtumsträger noch berichtet werden soll, hat die
Sigmaringer Fastnacht in neuerer Zeit keine weiteren Masken mehr hervorgebracht, wohl aber
eine reiche Vielfalt von Fastnachtskostümen, die für interne Veranstaltungen der Vereine und
auch für die Straßenfastnacht geschaffen wurden.

1.4 Bälle und Kostümfeste

Charakteristisch für die Fastnacht im frühen 19.Jahrhundert war das Aufkommen von
Fastnachtsbällen und Kostümfesten, die vor allem vom Museum, dem Bürgerverein und von
dem 1844 gegründeten Männerchor gepflegt wurden. Im Museum fand im Winter jeweils ein
kostümierter Ball statt, wobei jede Maske die Rolle spielen mußte, in deren Kostüm sie
geschlüpft war. Zunächst bevorzugte man Kostüme aus der griechischen Mythologie und
Geschichte wie Daphne und Cleo oder Sokrates und Xanthippe. Später wandte man sich mehr
realistischeren Maskeraden zu. 1831 wurden Trachten der verschiedenen Schweizer Kantone
vorgeführt, wozu Originalkostüme mit großen Kosten eigens aus der Schweiz bezogen
werden mußten.

1875 veranstaltete der Männerchor am Fastnachtsmontag im Hotel Schach, dem heutigen
Landeshaus, eine Jahrmarktszene mit Schlangenbändigern, Chinesen, Seiltänzern, Moritatensängern
, Drehorgelspielern, Händlern und Händlerinnen. Zwei Jahre später glänzte derselbe
Verein mit einer Darstellung der Zünfte des Mittelalters.

Diese Art des Fastnachtsbrauchtums erfreute sich auch des besonderen Wohlwollens und
der Unterstützung des Fürstl. Hofes. Vor allem Fürst Karl Anton (1811-1885) setzte sich
tatkräftig für die Belange der Fastnacht ein, wie auch aus folgender Bekanntmachung im
Donauboten vom 10. Februar 1877 entnommen werden kann: Wir freuen Uns den Karnevalsfreunden
mitteilen zu können, daß auch in diesem fahre alle anständig gekleideten Masken im
Fürstlichen Schloß Zutritt haben werden und zwar am Fastnachtsmontag von 8-9 Uhr und am
Fastnachtsdienstag von 7-9 Uhr abends.

Auch in Zukunft wurde die Bevölkerung alljährlich zu einem Ball auf das Sigmaringer
Schloß eingeladen. Damals begannen die Vereine auch damit, Vermählungen und andere
besondere Ereignisse im Fürstl. Haus zum Anlaß zu nehmen, besonders prächtige Bälle mit
Theateraufführungen sowie aufwendige Fastnachtsumzüge zu inszenieren. Die Sigmaringer
Fastnacht nahm einen höfischen Charakter an. So verfaßte der damalige Fürstl. Archivar
Eugen Schnell zur Bräutlingsfeier des Prinzen Friedrich, einem Sohn des Fürsten Karl Anton,
am 10. Februar 1880 eine Sigmaringer Lokalposse in zwei Akten mit dem Titel >Der Vereins-
Buchbinder<.

1882 führte der Männerchor eine >Altweibermühle< auf, die mit Müller, Müllerin, alten
Weibern, Mehlsäcken und Müllerknappen einen solch großen Anklang gefunden hatte, daß
das Stück auf Wunsch des Fürsten Karl Anton im Sigmaringer Schloß in Anwesenheit des
gesamten Hofes noch einmal aufgeführt werden mußte. Der Männerchor kommentierte 1886
die feierliche Allianz der >Drei Großmägde Bachus, Gambrinus und Kaffeeklatsch< und
brachte am Fastnachtsmontag 1889 im Hotel Schach die Sage von der Loreley zur Auffüh-

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