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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1991/0107
»Nauf auf d'Stang«

Kniehosen, weiße Strümpfe, weiße Hemden, rote Hosenträger und schwarze Dreispitze als
Montur tragen, von der Narrenzunft »Vetter Guser« zusammengerufen und mit dem Brauchtum
des Bräuteins und seiner Durchführung vertraut gemacht.

Von der Bräutlingsfeier, über deren Verlauf wie auch der der Ubergabe der Bräutlings-
stange an die Bräutlingsgesellen im nächsten Kapitel noch berichtet werden soll, kaum
wegzudenken ist das Sigmaringer Fastnachtslied »Freut Euch des Lebens«. Dieses
geradezu als Sigmaringer »Nationalhymne« apostrophierte Lied, das nach der Melodie des
von dem Schweizer Georg Nägeli (1773-1835) komponierten Stücks »Freut Euch des Lebens,
solange noch das Lämpchen glüht« gesungen wird, ist erst nach 1850 eingeführt worden, denn
der Passus »Ond wenn se dia Preißa am Arm romfiehret« weist eindeutig auf die Zeit hin, als
Sigmaringen schon preußisch geworden war. Nach einer anderen Tradition wurde der Text
des Lieds sogar erst 1895 von dem späteren Dekan Fridolin Stauß verfaßt.

Die Bräutlingsmelodie »Dideldi - Dodeldo«, die von dem Musiker des hohenzolleri-
schen Bataillons in Gorheim, Ernst Harrer, stammen soll, dürfte hingegen schon vor 1850
enstanden sein. Seit 1949 erfreut sich auch der Bräutlingsmarsch »Nauf auf d'Stang« von
Bibliothekar August Stehle, wozu der ebenfalls aus Sigmaringen stammende Theo Reiser eine
zündende Melodie komponiert hat, großer Beliebtheit.

2. DER VERLAUF DER SIGMARINGER FASTNACHT HEUTE

2.1 Der Auftakt am 11.11. im Cafe Seelos

Mit »Nauf auf d'Stang«, »Freut Euch des Lebens« und mit dem Klirren von Sektgläsern
wird die Sigmaringer Fastnacht traditionell pünktlich am 11.11. um 11.11 Uhr von der
Narrenzunft »Vetter Guser« im Cafe Seelos am Marktplatz eröffnet. Dann pflegt der
Präsident, seit 1954 Franz Prinz von Hohenzollern, mit launigen Worten die versammelten
Ehrenpräsidenten, Ehrenzunftmeister, Zunftmeister, Narrenräte, Obernarrenräte und Altnarrenräte
des »Vetter Guser« sowie die eingeladene Prominenz aus der Stadt und dem Landkreis
Sigmaringen, unter ihnen der Bürgermeister und der Landrat oder deren Stellvertreter sowie
die Generalität der 10. Panzerdivision, zu begrüßen. Danach erläutern der Zunftmeister
Dr. Mühlebach und einzelne Narrenräte das Programm des »Vetter Guser« in der nunmehr
eröffneten Fastnachtssaison. Manchmal werden von einzelnen Narrenräten in köstlichen
Reimen auch die verschiedenen Stationen der vorherigen Saison ins Gedächtnis der Anwen-
senden zurückgerufen bzw. unter die närrische Lupe genommen.

Der feierliche Auftakt der >fünften Jahreszeit< im Cafe Seelos wird von der Narrenzunft
»Vetter Guser« jeweils zum Anlaß genommen, Narrenräte zu verabschieden und Persönlichkeiten
, die sich um den »Vetter Guser« oder überhaupt um die Sigmaringer Fastnacht verdient
gemacht haben, zu ehren. Verabschiedet wurden beispielsweise am 11.11.1987: Narrenrat
Hans Breitfeld, der unzählige Male als >Maler Klecksel< aufgetreten und lange Zeit auch für die
Dekoration der >Narrenscheune< zuständig war, zu seinem 70. Geburtstag, Narrenrätin Hilde
Nipp, die 21 Jahre als >Fledermaus-Muter< fungiert hatte, und Willi Waidmann, der 30 Jahre
lang das Amt des Säckelmeisters des »Vetter Guser« versehen hatte.

Am 11.11.1900 gratulierte Ehrenzunftmeister Franz Kienzle den Altnarrenräten Edi
Gauggel zum 80., Sepp Gayer zum 65. und Max Kuchelmeister zum 60. Geburtstag. Der
stellvertretende Landrat Dr. Jansen erhielt von Zunftmeister Dr. Mühlebach den Verdienstorden
der Narrenzunft »Vetter Guser« überreicht.

Pünktlich um 13.00 Uhr wird dann der traditionelle Saukopf angeschnitten und den
Anwesenden zur Stärkung eine Schlachtplatte serviert. Die fröhliche Runde, zu der sich ab
15.00 Uhr auch die Frauen der Narrenräte gesellen, löst sich in der Regel dann erst am späten
Abend auf.

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