Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1991/0108
Otto H. Becker

Nach dem feierlichen Auftakt am 11.11. verabschiedet sich die Fastnacht zunächst
wieder. Doch dieser Schein trügt. Hinter den Kulissen, bei den Zünften und Narrenvereinen
sowie beim Gesangverein Frohsinn wird an närrischen Texten herumgetüftelt, organisiert
und nochmals organisiert und pausenlos geprobt. Die Narren beginnen, dem aktiven
Fastnachtstreiben auf den Straßen und in den Sälen im Bereich der schwäbisch-alemannischen
Fastnacht, in Oberschwaben und in der Stadt Sigmaringen entgegenzufiebern.

2.2 Das Fastnachtstreiben von der Zeit nach Dreikönig bis zum Vorabend des >Auselige<

Auch unmittelbar nach dem Fest der hl. Dreikönige ist in der Öffentlichkeit vom
närrischen Treiben kaum etwas zu verspüren. Neben den Proben in geschlossenen Räumen
entfalten sich die Aktivitäten der Sigmaringer Zünfte und Narrenvereine zunächst vor allem
auf Narrentreffen und Umzügen regionaler und lokaler Ebene außerhalb der Stadt Sigmaringen
. Die ersten Höhepunkte der Saison in Sigmaringen selbst stellen dann, von einzelnen
Kappenabenden einmal abgesehen, die Bälle in den Stadtteilen Brunnenberg und Hanfertal
dar, auf denen jeweils witzige und spritzige Programme geboten werden. Uber den Ball
der Hanfertäler Eulenzunft, der traditionell im Kath. Pfarrgemeindesaal St.Fidelis,
dem »Schwarzen Ritter«, stattfindet, 1989 berichtete die Schwäbische Zeitung vom 20. Januar
u.a.:

Gesteckt voll war das Gemeindehaus St. Fidelis, als die Hanfertäler Eulenzunft ihren
traditionellen Eulenball eröffnete. Für einen wurde dieser bunte Abend zur Abschiedsvorstellung
: Siegfried Stauß, seit 31 Jahren Zunftmitglied, der in der legendären Gestalt des >Knö-
pfles Done vom Wasaried< die Hanfertäler Fastnacht mitgeprägt hat, will sich in den närrischen
Ruhestand zurückziehen. So übernahm er am Samstagabend zum letzten Mal die
Moderation durch das Programm, mit trockenem Humor peilte er sein Publikum über den
Rand seiner Brille an und führte mit viel Witz und Schlagfertigkeit durch das vielfältige
Programm des Eulenballs. Zunftmeister Rodriego Schempp dankte dem großen alten Mann
der Hanfertäler Fastnacht und verlieh ihm einen Zunftorden.

Eröffnet wurde das Programm durch den Eulentanz ... Danach flatterte die Eul von
Semerenga in die Bütt: Elke Stehle spießte mit scharfem Witz alles auf, was ihr im vergangenen
Jahr aufgefallen war: Der ertappte Doping-Herkules von Seoul, des vorbestraften
Grafen Weg zum Vorsitz einer Regierungspartei, die Quellensteuer oder die gewissensberuhigende
Maßnahme der spektakulären Wal-Rettung im ewigen Eis.

Hintergründigem Humor folgte anmutige Grazie: Zunftmeister Rodriego erwies sich als
Primaballerino seines Zunftballetts als er mit zehn Mädle im Neon-Häs über die Bühne
fegte... Es folgte dann eine Emmanze, die gar keine war: Else Köhler ließ auf gut Schwäbisch
wissen, was sie von Emanzipation hält: »Mir Weiber sind und bleibet bleade Kiah!« sagte sie
am Ende jeder Strophe ihres Vortrags - sehr zum Gefallen der männlichen Zuhörer, die
jedoch angesichts des Protestes ihrer Begleiterinnen rasch kleinlaut wurden ... Nach der
Pause war die Kommunalpolitik dran. Vier Leser der Schwäbischen Zeitung (Rodi Schempp,
Bernd Belthle, Elke Stehle, Christel Höfler-Westhauser) saßen am Stammtisch und taten
kund, daß sie das Wort >Südspange< nicht mehr hören könnten.

>Der Babysitter', ein Sketch mit Martina Tschauner und Elke Haug, strapazierte nochmal
die Lachmuskulatur, dann wurde es wissenschaftlich: Der Urinologe Bernd Belthle sprach
über »die Kunst des Wasserlassens als Spiegel des menschlichen Charakters" ... Der Wissenschaft
folgte der Augenschmaus. Das Eulenballett tanzt zu rockigen Rhythmen und kam um
eine Zugabe nicht umhin. Rodriego Schempp setzte dann mit seinem Quiz »Einer wird
gewinnen« einen weiteren Höhepunkt. Für seine sechs Kandidaten hatte sich der pfiffige
Zunftmeister lustige Spiele und entsprechende Preise einfallen lassen.

Zum Abschluß des Eulenballes mußte vor allem der Fensterkitt des St.-Fidelis-Hauses
beweisen, was er taugt: Es durfte nämlich schon als erstaunlich gelten, daß beim Auftritt der

106


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1991/0108