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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1991/0119
»Nauf auf d'Stang«

Abb. 4 Fuchs, Gänse und Hahn.
Darstellung auf dem Programm
zur Bräutlingsfeier 1866.
Ausschnitt

»Vetterles«. Diese Interpretation wird durch einen gleichfalls im »Schwäbischen Wörterbuch«
zitierten Spruch erhärtet, der lautet: Wenn der Fuchs die Gänse lehrt, ist der Kragen ihr
Trinkgeld.

Die Lösung des Problems, wer sich nun konkret unter dem »Gevatter« der Gänse, dem
Fuchs, verbirgt, ist naheliegend. Es konnte sich nur um den Cafetier Glas alias Bempele
handeln, der von 1848 bis 1872 als »Narrenkönig Fuchs von Kurios« die Sigmaringer
Fastnacht beherrscht hatte. - Bei der Identifikation des »Vetter Guser« mit dem Männchen im
Rokokokostüm handelt es sich demnach offensichtlich um eine Ausflucht, nachdem die wahre
Herkunft des Zunftnamens in Vergessenheit geraten war. Möglicherweise verbarg sich hinter
der Gestalt die Figur des im »Geographischen Lexikon von Schwaben« aus dem Jahre 1792
beschriebenen »Tanzdirektors« der ledigen Burschen.

Die neugegründete Fastnachtsgesellschaft hielt am 19. Januar 1913 im Saal des Deutschen
Hauses ihre erste große humoristisch-musikalische Fastnachtsaufführung ab. Unter den
Klängen des von dem damaligen Holkammerpräsidenten Graf Adelmann komponierten
Karnevalsmarsches, der leider verschollen ist, hielten die Elferräte in roten Mänteln ihren
Einzug. Es folgten Büttenreden, musikalische und komische Vorträge, wobei vor allem
diejenigen des Elferrats und späteren Präsidenten Eugen Müller mit lokaler Färbung, das
Sigmaringer Allerlei, die Stimmung auf den Höhepunkt brachten. Nicht minder wirkungsvoll
war die närrische Taufe des »Vetter Guser« anläßlich der Bräutlingsfeier am Fastnachtsdienstag
desselben Jahres.

Der gelungene Start des »Vetter Guser« wurde durch den Ausbruch des L Weltkriegs 1914
jäh unterbrochen. Nach dem Kriegsende waren Fastnachtsveranstaltungen unter freiem
Himmel verboten. Der Elferrat des »Vetter Guser« trat nach neunjähriger Pause erst am
25.Januar 1923 wieder zu einer Sitzung zusammen. Man beschloß, in Anbetracht der
allgemeinen traurigen Lage (Ruhrbesetzung durch die Franzosen, Teuerungen etc.) von
jeglicher Fastnachtsveranstaltung Abstand zu nehmen. 1924 gelang es dem Elferrat dann
wenigstens für das Bräuteln die behördliche Genehmigung zu erhalten. Erst 1928 wurde das
Verbot für Fastnachtsveranstaltungen unter freiem Himmel endgültig aufgehoben.

Den Aktivitäten des »Vetter Guser«, seit 1936 Narrenzunft e.V., bereitete der Ausbruch
des 2. Weltkriegs erneut ein Ende. 1945 schließlich wurde die Narrenzunft wie alle anderen
noch bestehenden Vereine von der Militärregierung für aufgelöst erklärt.

Damit war das Kapitel Narrenzunft »Vetter Guser«, wie wir wissen, jedoch keineswegs
abgeschlossen. Auf Vermittlung des damaligen Bürgermeisters Egon Müller konstituierte sich
am 12. Januar 1949 im Gasthof Traube ein provisorischer Elferrat, der dann auch erstmals nach
dem Kriege wieder das Bräuteln auf dem Marktplatz durchführte. Der provisorische Elferrat
setzte sich aus folgenden Persönlichkeiten zusammen: Edi Gauggel als Präsident, Anton Beck,
Edi Burkart, Hermann »Zeno« Frank, Max Frick, Karl Fröhlich, Hans Gelle, Gerhard
Güntert, Ernst Koch, Heinz Maichle und Paul Riester.

Die offizielle Wiedergründung der Narrenzunft »Vetter Guser« erfolgte am

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