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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1991/0144
Neues Schrifttum

der Gemeinderat gleichgeschaltet; auf der städtischen Verwaltungsebene setzte sich das
Führerprinzip durch. Die Tatsache, daß in der vorliegenden Publikation weder der NS-
Bürgermeister noch andere örtliche Parteifunktionäre mit Namen genannt werden, darf wohl
als Indiz dafür gewertet werden, daß die Aufarbeitung jener unseligen Jahre im lokalen
Bereich immer noch mit erheblichen Tabus behaftet ist.

Der in der zweiten Hälfte der dreißiger Jahre erneut einsetzende Aufschwung in der
Textilindustrie fand mit Kriegsbeginn und Zwangsbewirtschaftung ein abruptes Ende. In
stillgelegten Fabrikhallen zogen ausgelagerte Produktionsabteilungen von Stuttgarter
Rüstungsbetrieben ein, deren Belegschaft zu einem erheblichen Teil aus Kriegsgefangenen und
Zwangsarbeitern bestand. Auch die von dem Atomphysiker Otto Hahn geleitete Abteilung
des Kaiser-Wilhelm-Instituts war nach Tailfingen verlegt worden, wo sie Ende April 1945 von
einem amerikanischen Stoßtrupp requiriert wurde.

In der unmittelbaren Nachkriegszeit teilte Tailfingen die Geschicke der französisch
besetzten Zone. Wie überall im Land war die wirtschaftliche Lage vom Mangel an Rohstoffen
und Maschinen gekennzeichnet. Dementsprechend beschäftigen sich die Abschnitte mit der
angespannten Versorgungslage, dem Wiederaufbau, der Integration der Heimatvertriebenen,
dem kulturellen Neubeginn und nicht zuletzt mit dem »Wirtschaftswunder«. Das besondere
Augenmerk gilt dabei den kommunalen Leistungen bei der Schaffung von Wohnraum sowie
bei der Errichtung von Kindergärten, Schulen und Sportanlagen.

Anhand reichhaltigen Bild- und Zahlenmaterials wird dem Leser die sprunghafte Entwicklung
Tailfingens eindrucksvoll vor Augen geführt. Farblich differenziert, wird der Gebäudezuwachs
seit 1839 auf dem Stadtplan nachvollzogen. Eine Zusammenstellung von Briefköpfen
einzelner Textilfirmen vermittelt nicht nur einen Eindruck von der Ausdehnung der Fabrikanlagen
, sondern auch vom Selbstverständnis ihrer jeweiligen Eigentümer. Aufschlußreich sind
schließlich auch die Tabellen zur Bevölkerungsentwicklung, Bautätigkeit, Zusammensetzung
des Gemeinderates und zur Entwicklung der städtischen Haushaltsmittel, die das informative
Bändchen sinnvoll abrunden. Mit dieser kleinen Veröffentlichung machte die 1975 gegründete
Stadt Albstadt ihrem Ortsteil Tailfingen nicht nur ein gut lesbares, sondern auch ein
anregendes Geschenk zum 60jährigen Jubiläum der Stadterhebung.

Sigmaringen Albrecht Emst

Tobias Engelsing: Im Verein mit dem Feuer. Die Sozialgeschichte der Freiwilligen Feuerwehr
von 1830 bis 1950. Konstanz: Faude 1990. 226S.

Ein Großteil der Gemeinden unterhält heutzutage - aus einsichtigen Gründen - zumindest
eine Freiwillige Feuerwehr, damit ein Institut, das sich bei unterschiedlichsten Anlässen auch
immer wieder gerne und augenfällig auf seine Tradition besinnt. Freiwillige Feuerwehren sind
vielerorts unverzichtbarer Bestandteil lokalen Vereinslebens und kommen damit in eindrucksvoller
Weise einem öffentlichen wie sozialen Zweck nach. Dennoch ist es gerade das
Unbehagen an der Darstellungsweise der jüngeren Literatur über die Geschichte der Feuerwehren
gewesen, durch die sich Engelsing veranlaßt sah, ihrer Sozialgeschichte gezielt
nachzugehen. Für einen Zeitraum, der markiert ist durch den Beginn erster Organisationsversuche
des Löschwesens im Vormärz und den Neuanfang nach dem Ende des Zweiten
Weltkrieges, beleuchtet er vor allem die Entwicklung im südwestdeutschen Raum, hier immer
wieder mit besonderem Augenmerk auf die Verhältnisse in der Stadt Konstanz. Entstanden ist
ein sozialgeschichtlicher Abriß, der in angemessener Weise nicht nur die Leistungen, sondern
auch die Schattenseiten der Feuerwehren eindrucksvoll herausstellt.

Es sind durch die Industrialisierung begründete Sachzwänge gewesen (Ausweitung feuergefährlicher
Produktionsweisen u.ä.), die es in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts

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