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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1991/0146
Neues Schrifttum

Wolfgang Jahn: Stukkaturen des Rokoko. Bayreuther Hofkünstler in markgräflichen Schlössern
und in Würzburg, Eichstätt, Ansbach und Ottobeuren. Sigmaringen: Thorbecke 1990.

Die Markgrafschaft Bayreuth erlebte in den Regierungsjahren des Markgrafen Friedrich
(1735-1763) eine künstlerische und bauliche Blüte. Die Gemahlin des Markgrafen, Wilhelmine
, geborene Prinzessin von Preußen und Schwester Friedrichs des Großen, widmete sich
der Musikpflege und dem Theater. Der Landesherr selbst förderte vor allem die bildenden
Künste und die Wissenschaften. In der Stadt wurde ein Opernhaus von europäischem Rang
und eine neue Residenz errichtet, außerhalb erfolgten die Aus- oder Neubauten von vier
Lustschlössern.

Baugeschichte und Architektur der Schlösser aus der Zeit des Regentenpaares sind trotz
schlechter Quellenlage weitgehend aufgearbeitet. Die Untersuchung der die Architektur
qualitativ weit überflügelnden dekorativen Gestaltung der Innenräume unternimmt erstmals
die breit angelegte Studie von Wolfgang Jahn.

Materialgrundlage waren die Dekorationen des Alten und des Neuen Schlosses der
Eremitage, des Morgenländischen Baues im Sanspareil, des Neuen Schlosses Bayreuth und des
Schlosses Colmdorf. Hauptziel des Autors war es, die ausführenden Künstler der über
120 Stukkaturen zu ermitteln, die Ikonographie wird nur am Rande Thema. Da nur sporadische
archivalische Nachrichten erhalten sind, geschieht die Identifikation der Künstler auf
dem Wege der Stilkritik. Die vorgenommene Zuweisung ergibt, daß das markgräfliche Paar
vor allem »welsche« Wanderkünstler beschäftigte, Italiener oder italienisch sprechende
Schweizer aus der Umgebung des Luganer Sees. Die vergleichende Methode geht dabei aus
von gleichzeitig entstandenen evangelischen Kirchen der Stadt Bayreuth und ihres Umlandes,
deren Bauakten und Rechnungsbücher Auskunft geben über die beschäftigten Künstler, und
zieht archivalisch gesicherte oder zweifelsfrei zugeschriebene Stukkaturen außerhalb der
Markgrafschaft vergleichend heran. In diesem Zusammenhang werden durch die Auswertung
von Schriftquellen die Bau- und Ausstattungszeiten der Schlösser präzisiert.

Die systematische Erfassung von Bildkomposition und Ornamentik stellt auf die Besonderheit
der Bilderfindungen und vor allem die Eigentümlichkeit ihrer Ausführungen ab. Es
kann gezeigt werden, daß trotz des verbindlichen Formenvokabulars innerhalb einer Epoche
ein Dekorationskünstler gewisse signifikante Merkmale im Gebrauch der Ornamentik entwickelt
, weshalb nicht das gewählte Motiv Auskunft über den ausführenden Künstler gibt,
sondern seine individuelle Interpretation.

Im zweiten Teil der Studie wird in fünf Exkursen die Arbeit der Bayreuther Hofkünstler
im Reichsstift Ottobeuren und in den Residenzen Würzburg, Eichstätt und Ansbach untersucht
. Das Augenmerk liegt dabei auf der künstlerischen Entwicklung und den Wechselbeziehungen
zwischen den Kunstzentren, die durch einen regen ideellen und personellen Austausch
gekennzeichnet sind.

Im anschließenden Dokumentationsteil sind die Werksverzeichnisse mit den biographischen
Daten und archivalischen Nachrichten über die Bayreuther Hofstukkatoren und die mit
ihnen in Verbindung stehenden Künstlern chronologisch aufgeführt.

Das Werk von Wolfgang Jahn stellt mit seinem ausführlichen Skizzen- und Abbildungsteil
über seinen Verdienst in Ornament- und Stilkunde hinaus einen wichtigen Beitrag zur
Kunstgeschichte der Markgrafschaft Bayreuth dar.

Tübingen Gabriele Moll

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